Kindliche Wut - was steckt dahinter?
Shownotes
Warum werden Kinder wütend? Liegt es wirklich an der Situation selbst – oder daran, was sie darüber gelernt haben? Wut fühlt sich oft wie eine natürliche Reaktion an, doch sie ist keine unvermeidbare Konsequenz von Frustration oder gesetzten Grenzen. Vielmehr hängt es davon ab, wie wir eine Situation bewerten – und diese Bewertungen sind geprägt durch unser Umfeld, unsere Vorbilder und die Kultur, in der wir aufwachsen.
Doch nicht jede Wut ist gleich. Während konstruktive Wut als Antrieb dienen kann, führt destruktive Wut oft zu impulsiven Reaktionen oder Aggression. Kinder lernen den Umgang mit Emotionen nicht nur durch Beobachtung, sondern nehmen sie auch unbewusst auf – durch Spiegelneuronen und die emotionale Atmosphäre, die sie umgibt. Wenn wir wütend sind, spüren unsere Kinder das, selbst wenn wir es nicht aussprechen.
In dieser Folge sprechen wir darüber, warum es wenig bringt, Wut zu unterdrücken oder auszuleben – und wie ein achtsamer Umgang mit dieser starken Emotion aussieht. Denn der Schlüssel für eine gesunde emotionale Entwicklung unserer Kinder ist, dass wir ihnen einen bewussten und konstruktiven Umgang mit Wut vorleben.
Bücher: kleine Gefühle von Hans-Christian Biller Wut ist ein Geschenk von Arun Gandhi
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Transkript anzeigen
00:00:00: (Dynamische Musik)
00:00:01: Schon wieder dieser Stuhl.
00:00:07: Ich weiß nicht, wir haben gerade schon mit der Folge angefangen,
00:00:10: die aufzunehmen, haben von vorne angefangen,
00:00:13: weil wir gemerkt haben, dass wir uns nicht gut genug strukturiert haben.
00:00:16: Mein Stuhl knarzt, das ist neu, oder dass er viel knarzt.
00:00:19: Das klingt einfach sehr eindeutig. - Warum klingt das für dich zweideutig?
00:00:23: Weil ich meine, warum muss immer alles in unserer Gesellschaft
00:00:26: sexuell konnotiert sein?
00:00:28: Das ist nervig und irgendwie auch ein bisschen eklig.
00:00:30: Weil kann man nicht einfach ...
00:00:32: Das ist ein anderes Thema, aber das möchte ich jetzt einfach
00:00:35: nur kurz zum Mitdenken durchgeben.
00:00:37: Wir hatten eine Tabuisierung von Sexualität.
00:00:40: Und jetzt gerade schlittern wir volle Kanne in eine ...
00:00:44: Hyperfokussierung auf Sexualität.
00:00:47: Also so, anstatt dass wir das sagen,
00:00:50: "Sexualität existiert, I don't care."
00:00:53: Oder halt so, das ist halt einfach so, ich hab das Gefühl,
00:00:56: das ist Hypersexualisierung quasi.
00:00:58: Wir haben erst so, niemand spricht über Sex.
00:01:00: Und jetzt ist so Sex, Sex, Sex die ganze Zeit,
00:01:02: egal welche Serie du guckst, das Einzige,
00:01:04: wo keine Sex-Szählenden vorkommen,
00:01:07: die einfach expliziert sind, die einfach schon pornos sind.
00:01:10: Kinderserien. - Kinderserien.
00:01:11: Und selbst da gibt's manchmal so Hins drauf.
00:01:14: Und ich frag mich halt, ob das einfach ...
00:01:16: Da könnte ich mich schon ein bisschen darüber aufregen, muss ich sagen.
00:01:19: Siehst du, jetzt werd ich direkt wütend.
00:01:21: Ich meine halt einfach nur, dass es halt ...
00:01:24: Also warum sagen wir, ja, Sexualität wird tabuisiert.
00:01:27: Und deshalb, um das zu enttabuisieren,
00:01:29: machen wir einen Hyperfokus da drauf.
00:01:31: Also so, weil man könnte, ich hab zum Beispiel "Grey's Anatomy"
00:01:34: bis zur, weißt du, nicht zwölften Staffel oder so,
00:01:37: kommt halt keine explizite Sex-Szene vor, die küssen sich.
00:01:40: Dann sieht man wie irgendwie so ein ...
00:01:43: Also man sieht, alle höchstens noch wie ein T-Shirt ausgezogen,
00:01:46: aber das meistens auch nicht.
00:01:48: Und dann ist halt "cut" und du weißt so, okay, die hatten jetzt Sex,
00:01:51: hat nicht so heftig thematisiert.
00:01:53: Und dann irgendwie später, also je weiter die Zeit voranschätzt,
00:01:58: weil heutzutage ist ja wirklich so eine Hypersexualisierung,
00:02:01: dass du expliziter wird, dass alles, dass man halt manchmal
00:02:04: einfach das Gefühl hat, man guckt sich gerade ein Porno an
00:02:07: und ist aber gerade eigentlich ja im normalen Fernsehen unterwegs.
00:02:10: Oder auf Netflix oder keine Ahnung, was in irgendwie,
00:02:13: finde ich das ein bisschen weird einfach.
00:02:15: Das ist einfach was, was ich mich schon die ganze Zeit gefragt habe,
00:02:19: weil ich mir denke, ich find Sex gut,
00:02:21: ich will nicht nur reden, ich red auch nicht die ganze Zeit darüber,
00:02:24: dass ich Durst habe und gerne Trinke.
00:02:26: Also halt so, I don't know, ich find's einfach so ein bisschen übertrieben.
00:02:30: Ich glaub auch, dass voll viel Leidensdruck
00:02:32: innerhalb von Partnerschaften daraus resultiert,
00:02:35: dass so eine Hypersexualisierung in unserer Gesellschaft stattfindet.
00:02:38: Aber wie gesagt, das ist nicht das Thema heute,
00:02:41: aber ihr hört schon, in meiner Stimme,
00:02:43: das ist ein Thema, was mich aufbringt,
00:02:45: macht mich ein bisschen wütend, ist eine gute Wut gerade.
00:02:48: Ich fühl mich nicht aggressiv, aber ich fühl mich Energie geladen.
00:02:51: In der Regel geht es über Wut.
00:02:53: Aber es wäre jetzt irgendwie interessant,
00:02:55: warum dich das Thema jetzt gerade so wütend,
00:02:57: also warum dich das Wütend gemacht hat.
00:02:59: Weil ich glaube, dass das halt Leidensdruck,
00:03:01: also ich glaube, dass das halt alles irgendwie verschlimmert.
00:03:04: Also ich glaube, dass gerade durch Medien und so,
00:03:07: dass halt so Themen erschaffen werden, die die Leute belasten,
00:03:11: weil sie sich denken, oh nein, bin ich jetzt hier nicht normal,
00:03:14: und dann müssen wir neue Kategorien schaffen, wie ja, du bist asexuell,
00:03:17: du bist so und so sexuell, ich weiß nicht,
00:03:19: ich will diese ganzen Sexualitäten nicht,
00:03:21: ich will das auch niemanden abschreien, so ich finde,
00:03:24: wir brauchen das eben genau, weil so eine Hypersexualisierung stattfindet.
00:03:27: Wenn das aber nicht stattfinden würde, und es einfach so wäre,
00:03:31: na ja, Sex existiert, das ist facettenreich, und ...
00:03:33: Let's it so, wir machen daraus kein großes Thema,
00:03:36: wir sprechen darüber, wenn es relevant ist,
00:03:38: aber wir tun jetzt nicht so, als ob sich die ganze Welt nur darum dreht,
00:03:42: weil das ist auch so ein komisches Narrativ,
00:03:44: dass so quasi so getan wird, ja, das einzige, worum es
00:03:47: in der Existenz von Tieren generell geht, ist Fortpflanzen,
00:03:50: das stimmt einmal nicht, das ist Menschen gemacht,
00:03:52: das ist ein Menschen, die machen das Narrativ.
00:03:54: Welchen Sinn hat das Leben?
00:03:56: Ja, man lebt halt einfach so, keine Ahnung.
00:03:58: Genau, es geht halt um viel mehr als nur Fortpflanzen,
00:04:01: und ich finde, das beschränkt irgendwie so viele Menschen
00:04:04: auf so ein Thema, und ich glaube, das macht die unglücklich,
00:04:07: weil es eben einfach nicht möglich ist,
00:04:09: das ganze Glück aus dem zu ziehen, und das macht, wie gesagt,
00:04:12: ich glaube auch in Partnerschaften immer viele Probleme,
00:04:14: auch gerade so Inselgruppierung und so würden ja gar nicht existieren,
00:04:19: wenn es nicht so eine Hypersexualisierung gebe,
00:04:22: und nicht so ein Hyperfokus auf Fortpflanzung,
00:04:24: und wenn Männlichkeit sich nicht komplett über Sexualität definieren würde.
00:04:28: Und deshalb riegt mich das auf, weil ich das unnötig finde.
00:04:32: Ja, umweite hat irgendwie die Probleme gemacht,
00:04:34: und weil es irgendwie schädlich ist, also ja, voll.
00:04:38: Ja, aber ich werde deshalb jetzt nicht aggressiv,
00:04:41: sondern es macht mich eher so ...
00:04:43: (Sie lacht.)
00:04:45: Das ist ja auch ...
00:04:47: Ich hatte jetzt letztens das Buch von Arun Gandhi gelesen,
00:04:51: also, es ist der Enkel von Mahatma Gandhi,
00:04:53: und da ging es auch viel um Wut und Gewaltlosigkeit,
00:04:57: und das fand ich ...
00:04:58: Ich kann das Buch wirklich sehr, sehr empfehlen.
00:05:00: Das ist wirklich ein sehr, sehr gutes Buch, fand ich.
00:05:03: Wie heißt das noch mal?
00:05:04: Wut ist ein Geschenk, ist das, glaube ich.
00:05:07: Wer kann sein, ja, es kommt mir bekannt vor, wenn du so sagst.
00:05:10: Ich glaub, das war Wut ist ein Geschenk,
00:05:12: und das fand ich sehr gut. - Wir verlinken es euch in den Show-Notes.
00:05:16: Gandhi hat eben auch beschrieben, dass es halt ...
00:05:19: dass Wut wie so eine Art ...
00:05:21: Also, er hat Wut wie so eine Art Kraft verstanden,
00:05:24: wie so Elektrizität, und man muss halt wissen,
00:05:26: wie man diese Energie einfach ...
00:05:29: Also, es ist irgendwie wie so ein Energieniveau,
00:05:32: und man muss wissen, wie man diese Energie leitet,
00:05:35: so, ob man jetzt diese Energie so auslebt,
00:05:37: dass man jetzt alles kurz in den Kleinen schlägt oder rumschreit,
00:05:40: und man diese Energie konstruktiv nutzt.
00:05:43: Wie zum Beispiel Gandhi, der komplett geweihtlos gehandelt hat,
00:05:46: der dann halt keine Ahnung, durch QuerIndien latscht
00:05:49: und Salz aus dem Meer holt, um die Briten quasi ...
00:05:54: Weil die Briten haben gesagt, ihr dürft nur noch von uns Salz kaufen,
00:05:57: und die in der Hand nicht die Kohle dazu.
00:06:00: Er hat halt mehrfach verhandelt und war dann halt auch wütend.
00:06:03: Die Briten haben das nicht eingesehen,
00:06:05: und er ist dann halt quer durchs Land zum Meer gelatscht,
00:06:09: und die Alarmen sich dann halt Salz aus dem Meer geholt.
00:06:11: Und so hat er seine Wut konstruktiv ausgelebt.
00:06:14: Wut als treibende Kraft quasi. Wut kann ja auch Leidenschaft sein.
00:06:18: Das ist ja auch genau das so.
00:06:20: Und ich glaube, das ist halt auch so ein Problem,
00:06:22: was wir halt in unserer Gesellschaft haben,
00:06:25: ist, dass wir halt Wut nicht von Aggressionen trennen.
00:06:28: Und einfach dann auch immer, ja, wieso so tun,
00:06:30: als ob sich Wut quasi nur ...
00:06:32: Also, das ist auch voll spannend.
00:06:34: Das würde ich jetzt auch noch mal kurz mit dem in Verbindung bringen.
00:06:38: Es wird ja immer gesagt, dass Frauen,
00:06:40: die brüllen oder schreien halt z.B. hysterisch sind,
00:06:43: und dass man die nicht ernst nehmen kann.
00:06:45: Und bei Männern ist es halt anders rüber.
00:06:48: Also Männer quasi, die brüllen und schreien sind nicht hysterisch,
00:06:51: sondern dominant. - Ja.
00:06:53: Aber, und das finde ich sehr spannend,
00:06:55: wenn man sich anguckt, wie es halt kulturell ist.
00:06:57: Also, und auch wie kulturelle Normen
00:06:59: in prehistorischen Völkern usw. waren,
00:07:02: dann ist es halt eigentlich so, dass Brüllen und Schreien
00:07:05: und eben aggressiv sein,
00:07:06: auch mit Dominanz in Verbindung gebracht wurden.
00:07:09: Dominanz war kein positives Merkmal, sondern ein negatives.
00:07:12: Und vor allem, dass es halt aber auch so lächerlich war.
00:07:15: Die soziale Norm war einfach nur, du machst dich lächerig,
00:07:18: z.B. über den Inuit oder bei bestimmten Inuit-Völkern.
00:07:21: Das ist Harmonie ganz großgeschrieben.
00:07:23: Allein schon, wenn jemand die Stimme erhebt,
00:07:26: ist es halt so, dass alle so sind so,
00:07:28: der macht sich voll lächerlich gerade.
00:07:30: Und ich frag mich halt jetzt, ob das ...
00:07:32: Das hab ich mich generell mich total,
00:07:35: wenn man die Wut bewerten, nämlich als lächerlich und hysterisch,
00:07:38: eigentlich die Norm ist, und wie wir bei Männern die Wut bewerten,
00:07:42: dass das die Abweichung ist.
00:07:44: Weil wir versuchen jetzt ja gerade bei der Gleichberechtigung,
00:07:48: nicht Männer zu Frauen zu machen, sondern wir gehen ja immer davon aus,
00:07:51: dass männlicher Verhalten ist die Norm.
00:07:54: Und wenn Frauen Gleichberechtigung wollen,
00:07:56: dann dürfen sie wütend sein, also wir meinen damit aggressiv,
00:07:59: dann dürfen sie aggressiv sein, und dann ist Aggression
00:08:02: auch etwas, was man ernst nimmt.
00:08:04: Schöner, wenn wir jetzt quasi anfangen,
00:08:06: Männer, die Rumpeln, einfach auszulachen.
00:08:08: Wäre das nicht irgendwie ...
00:08:10: Weil dann würden ...
00:08:11: Warum verharmlosen wir aggressives Verhalten,
00:08:14: anstatt quasi aggressives Verhalten auszulöschen,
00:08:16: und zu sagen, so wie Frauen Konflikte führen,
00:08:19: nämlich vernünftig, bedacht und eben auf eine Lösung aus
00:08:22: und nicht dominant, ist ja eigentlich eher eine Norm.
00:08:25: Warum tun wir so, als ob männliches Verhalten die Norm wäre?
00:08:28: Weißt du, was ich meine? - Ja, ich glaub, das kommt daher,
00:08:31: dass Männer nicht verändert können,
00:08:33: und Frauen sich dann nur selbst verändert können.
00:08:36: Aber eigentlich sollten sich Männer ändern,
00:08:38: da bin ich auch der Meinung. - Nein, aber das stimmt nicht.
00:08:42: Das, was du sagst, ist falsch,
00:08:43: weil es geht mir um die psychologische Debatte dahinter.
00:08:46: Man sagt, Frauen sollen sich ermächtigen,
00:08:48: Frauen sollen wütend sein und aggressiv und so weiter.
00:08:51: Und es wird ja auch in der Psychologie immer so getan,
00:08:54: als ob Aggression und Wut dasselbe wären.
00:08:56: Und als ob quasi sich aggressiv zu äußern,
00:08:58: im Endeffekt was Positives wäre auch bei Frauen.
00:09:01: Dass man quasi, wenn man sich streitet und sich laut anbrüllt,
00:09:05: dass es halt quasi trotzdem gut sei. - Dass es einen voranbringt.
00:09:08: Genau. - Ja.
00:09:09: Da geht man ja wieder von der Standardnorm,
00:09:13: Mann quasi im Verhalten aus.
00:09:15: Männer sind aber meiner Meinung nach Abweichungen im Verhalten.
00:09:19: Ja, kann ich total nachvollziehen, ich find das auch super sinnvoll.
00:09:22: Und ich denke auch, dass Männer sich dahingehend anpassen sollten.
00:09:26: Und ich find das auch spannend, wenn man die Inuit anguckt.
00:09:30: Oder nehmen wir mal Gandhi als Beispiel so.
00:09:32: Gandhi, der war dann halt auch geübt,
00:09:35: der wurde auch nicht mehr so oft wütend dann.
00:09:38: Wo ist der Unterschied zwischen uns westlich,
00:09:41: also uns in der westlichen Kultur, wie wir mit Wut umgehen?
00:09:45: Erstens werden wir ständig wütend,
00:09:47: wir werden wütend, weil irgendjemand nicht schnell genug los,
00:09:50: fährt an der grünen Ampel.
00:09:52: Wir werden wirklich wegen Lächerlichkeiten wütend.
00:09:54: Und dann leben wir diese Wut in der Regel sofort aus.
00:09:57: Wie Kinder. - Wie Kinder, genau.
00:09:59: Dann fangen wir an, irgendwie laut zu werden
00:10:02: oder rumzuschreien oder irgendwas zu ... Türen zu knallen oder so.
00:10:06: Ja. - Und wir ... also, wir haben einfach ...
00:10:09: Gesamtkulturell, einfach gar keinen sinnvollen Umgang mit Wut.
00:10:14: Und eigentlich weiß auch niemand wirklich,
00:10:16: wie man richtig mit Wut umgeht.
00:10:18: Und die beste Lösung, die eigentlich meistens angeboten wird,
00:10:21: ist dann, keine Ahnung, Schlaghalt in Kissen oder Schrei in ein Kissen.
00:10:25: Find ich auch immer so, das hab ich mir schon immer gedacht,
00:10:28: dass das wütend wütend ist.
00:10:30: Ich dachte immer so, ja, Digger, aber das hilft doch nicht.
00:10:33: Mir war das immer klar, dass das eine dumme Lösung ist.
00:10:35: Ich dachte mir auch immer, wenn ich auf dem Boden stammfe,
00:10:38: oder sonst was, das ist ja auch absolut lächerlich.
00:10:41: Also, das ist aber auch spannend, weil ...
00:10:43: irgendwie, das ist einem dann doch klar, dass das lächerlich ist,
00:10:46: wenn man rumbult, oder vielleicht ist mir das nur klar,
00:10:49: andere finden das cool, keine Ahnung. - Ja.
00:10:52: Aber wir halt auch immer sagen so, Wut ist eine Emotion,
00:10:54: sie hat eine Berechtigung.
00:10:56: Wo Wut da ist.
00:10:57: Also, in dem Sinne bewerten wir Wut entweder negativ oder positiv irgendwie,
00:11:02: aber wir bewerten Wut auf jeden Fall.
00:11:04: Und dann sagen wir, ja, irgendwas muss man halt machen,
00:11:08: um die loszuwerden, so.
00:11:10: Wie in Kissen schreien. Und das ist halt komisch.
00:11:14: Wir haben einfach gar kein Plan von Wut generell.
00:11:17: Wir haben wirklich gar kein Plan von Wut.
00:11:19: Bei Kindern wird es halt dann genauso.
00:11:21: Bei Kindern wird ja immer gesagt,
00:11:23: wir wollen euch unsere Folge dazu anhören, wie wir das sehen.
00:11:26: Und dann wird halt außerdem noch gesagt ...
00:11:29: Also, die Folge heißt "Gefühle begleiten". - Ja.
00:11:31: Und dann wird außerdem noch gesagt,
00:11:34: dass man das Verhalten irgendwie umlenken soll, quasi. - Ja.
00:11:37: Und wir haben uns jetzt erst mal damit auseinandergesetzt,
00:11:40: wie Wut halt generell einfach im Gehirn entsteht,
00:11:43: weil, also, ich denke, es ist jetzt auch wieder klar geworden,
00:11:46: dass halt, wenn wir ein Problem ...
00:11:48: Also, eigentlich ist es ja immer so,
00:11:50: wenn wir eine Problematik bei den Kindern haben,
00:11:52: dann ist eigentlich immer zu ersten Blick
00:11:54: auf die Erwachsenen und unsere Kultur ganz sinnvoll.
00:11:57: Und zu gucken, hat denn unsere Kultur eine Lösung für dieses Problem?
00:12:01: Nein. Ah, das könnte daran liegen,
00:12:03: dass wir bei den Kindern so ein Problem haben.
00:12:05: Also, es ist ja meistens einfach so, dass wir keine Lösung generell haben.
00:12:09: Deshalb halt auch keine Lösung bei den Kindern haben.
00:12:12: Wir haben halt wirklich Schwierigkeiten mit Wut.
00:12:14: Und unsere Kinder haben Schwierigkeiten mit Wut.
00:12:17: Punkt. Und zwar alle durchweg.
00:12:19: Sowohl autoritär erzogene Kinder als auch pämsiv erzogene Kinder,
00:12:22: also, das ist jetzt übertrieben gesagt.
00:12:25: Ich meine damit jetzt nicht, dass es allen so geht,
00:12:27: sondern dass es halt nicht am Erziehungsstil liegt oder liegen muss,
00:12:31: ob Erwachsene und Kinder Probleme damit haben, Wut zu verarbeiten oder nicht,
00:12:35: sondern, dass es halt einfach mit einem mangelnden Wissen an Wut
00:12:38: quasi über Wut zusammenhängt.
00:12:40: Ja. Dadurch hat auch mangelnde ...
00:12:42: Verarbeitungsmöglichkeiten oder Möglichkeiten,
00:12:46: wie man mit Wut eigentlich umgehen kann und sollte.
00:12:50: Ja. - Okay, aber jetzt würde ich ...
00:12:52: Überscannen wissen, wie Emotionen im Gehirn entstehen.
00:12:54: Also, Emotionen entstehen ...
00:12:56: Also, Emotionen ... Ich dachte ganz, ganz, ganz lange,
00:12:59: ich weiß nicht, wie das auch so geht, dass quasi ...
00:13:01: dass so jede Emotion in unserem Gehirn so einen Zentrum hat
00:13:04: und das quasi wie so ... genetisch verankert ist
00:13:07: oder so, dass es bei jedem Menschen quasi gleich ist.
00:13:10: Also, das ... Ich weiß nicht, das klingt irgendwie dumm,
00:13:12: aber dass es festgelegt ist, auf was man wütend reagiert und auf was nicht.
00:13:16: Quasi so der Charakter. - Nicht mal unbedingt der Charakter,
00:13:19: sondern irgendwie so schon so generell bei Menschen.
00:13:22: Das halt quasi so bestimmte Dinge ausnahmslos bei allen Menschen
00:13:25: früher oder später zu Wut führen.
00:13:27: Und dass man quasi ...
00:13:29: Also, dass das halt wie so genommen ist einfach.
00:13:31: Also, ich dachte, dachtest du das auch, oder ...
00:13:34: Okay, wenn ich jetzt so reflektiere,
00:13:36: für mich war es so, als würden irgendwie Umstände und andere Leute
00:13:40: so Emotionen mich hier reinzaubern. - Ja, genau.
00:13:43: Und deshalb immer die Umstände und andere Personen verantwortlich sein
00:13:47: für meine Emotion. - Genau.
00:13:48: Also, mehr oder weniger, das hat bestimmte Situationen
00:13:51: und Umstände halt dazu führen,
00:13:53: dass man unweigerlich eine bestimmte Emotion hat.
00:13:55: Und ich dachte halt immer, dass das quasi im Gehirn
00:13:57: mehr oder weniger festgelegt ist, welche Emotion man dann bekommt.
00:14:01: Mir wurde das auch so beigebracht.
00:14:02: Das ist ja auch die Kritik, die wir zum Beispiel beim Gefühle begleiten.
00:14:06: Wie man das machen, wie es halt in etlichen Ratgebern steht,
00:14:09: wie man das machen soll.
00:14:10: Und zwar, dass man sagt, ja, du bist jetzt wütend,
00:14:13: weil das und das.
00:14:14: Und man quasi so den Kindern beibringt,
00:14:17: dass so eine Kausalität herrscht zwischen dieses Ereignis,
00:14:21: Machtwütend.
00:14:22: Dieses Ereignis macht traurig.
00:14:23: Ja, wir haben unseren Kind beigebracht,
00:14:25: dass Anzin wütend macht.
00:14:27: Schön.
00:14:28: Das haben wir aber auch schon wieder,
00:14:30: sind wir am Auflösen gerade,
00:14:32: nämlich, wie Emotionen im Gehirn funktionieren.
00:14:35: Also, ihr habt verschiedene Zentren im eurem Gehirn,
00:14:37: die für die Emotionseinschätzung quasi verantwortlich sind.
00:14:41: Das bedeutet aber nicht, dass diese Emotionen,
00:14:44: dass jedes Zentrum eine Emotion hat
00:14:47: und bestimmte Situationen irgendwie quasi ...
00:14:50: Beweigerlich eine Emotion hervorrufen,
00:14:52: eine bestimmte Emotion.
00:14:53: Es ist so, dass ihr in bestimmten Situationen,
00:14:56: als ihr erlebt irgendwas, z.B. ihr stoßt euch den C.
00:14:59: Dann wird erst mal in eurer Amygdala
00:15:01: eine erste Einschätzung von der Situation quasi
00:15:04: an euren prifontalen Cortex weitergeleitet.
00:15:07: Wenn ihr aus irgendeinem Grund,
00:15:08: wenn eure Amygdala aus irgendeinem Grund
00:15:11: die Situation als bedrohlich wahrnimmt,
00:15:13: wird halt wut als erste Emotion quasi in euch entstehen.
00:15:16: Und dann wird das an den prifontalen Cortex weitergeleitet.
00:15:19: Dann wird es innerhalb von wenigen Sekunden.
00:15:21: Die Amygdala leitet das dann ...
00:15:23: Das passiert halt wirklich innerhalb von ein paar Sekunden,
00:15:26: also komplett unbewusst.
00:15:28: Die Amygdala leitet das an den prifontalen Cortex weiter.
00:15:31: Der prifontale Cortex ist halt so dafür zuständig,
00:15:34: dass es dann im bewussten Denken quasi noch mal zu verankern.
00:15:37: Der macht in dieser Situation, der macht noch andere Dinge,
00:15:41: aber in dieser Situation halt hier so bewusstes Denken,
00:15:44: zäh gestoßen, Amygdala sagt wut, und der prifontale Cortex,
00:15:47: ist das eine Situation, die uns wütend machen muss?
00:15:50: Ja, nein.
00:15:51: Und aus irgendeinem Grund sagen viele Menschen dann,
00:15:54: ja, das ist etwas, was mich wütend machen muss.
00:15:57: Und dann spielen Amygdala und prifontale Cortex
00:16:00: wie so Ping-Pong, sind so wut, ja wütend, wut, ja wütend, wut, ja wütend.
00:16:05: Und der prifontale Cortex ist dann so noch mehr wütend, noch mehr wütend.
00:16:09: Also, der verstärkt dann die Emotion noch mal.
00:16:12: Und das Einzige, was euch dann aus dieser Situation wieder rausholt,
00:16:15: ist, euch selbst im Spiegel zu sehen, wie ihr euren C und die Wand anbrüllt.
00:16:19: Und dann einfach mal seht, wie lächerlich ihr ausseht dabei.
00:16:23: Und dann seid ihr vielleicht einfach nicht mehr wütend.
00:16:25: Man könnte auch traurig sein, wenn man sich denkt,
00:16:28: oh Mann, jetzt hab ich's. - Das hat so weh getan.
00:16:31: Oder man denkt irgendwie an die letzte Komödie,
00:16:34: wo sich irgendjemand so richtig witzig den C gestoßen hat
00:16:36: und lacht dann übelst los, wenn man daran denken muss.
00:16:39: Da merkt man schon, dass eine Situation
00:16:42: eine mögliche emotionale Reaktion ist.
00:16:45: Genau, weil ob man bei einem quasi C stoßt,
00:16:49: also wenn ihr jetzt zum Beispiel das Gefühl habt,
00:16:52: ihr stoßt euch ständig irgendwo an, und das ist euer Fokus gerade,
00:16:55: und dann stoßt ihr euch an und seid ihr so, boah, ich werd so wütend,
00:16:59: warum stoß ich mich die ganze Zeit wieder an?
00:17:01: Ich glaub, das ist gar nicht so was, was man denkt,
00:17:03: aber keine Ahnung, vielleicht gibt es Menschen, die so was denken.
00:17:07: Ich bin so dumm, ich stoß mich immer an.
00:17:09: Die Menschen haben es gegen mich abgesehen, alle finden mich scheiße.
00:17:13: Das führt auch dazu, dass man sich aner- und missverstanden fühlt
00:17:15: und dann irgendwie auch so quasi wütend reagiert auf alles.
00:17:18: Einfach, weil man sich darauf fokussiert,
00:17:20: und am Ende hat der eine nur komisch geguckt,
00:17:22: weil er ein Puppel in der Nase schief sitzen hat oder so,
00:17:25: und hat gar nichts mit einem selbst zu tun gehabt.
00:17:27: Im Buddhismus wird gelehrt,
00:17:29: dass Emotionen nicht von Umständen in einen Rhein gezaubert werden,
00:17:33: sondern dass sie quasi die Bewertungen sind.
00:17:36: Oder durch die Bewertungen kommen, wie wir die Situation bewerten.
00:17:41: Genau. - Ich glaub, das ist so kurz gefasst,
00:17:43: einfach sehr treffend bei Emotionen.
00:17:45: Ja, also ist nicht nur kurz gefasst,
00:17:47: sondern ist auch neuronal gesehen komplett treffend.
00:17:49: Was wir führen in einer bestimmten Situation,
00:17:52: ist unsere eigene subjektive Bewertung der Situation.
00:17:54: Und da sind wir eigentlich auch schon bei dem Punkt angekommen,
00:17:58: zu sagen, wenn es eine eigene subjektive Bewertung ist.
00:18:01: Das hab ich in unserer Gefühle begleiteten Folge
00:18:03: am Ende so ein bisschen angeschnitten,
00:18:06: dass die Situation, wenn das eine eigene subjektive Bewertung ist,
00:18:09: die eigene Emotion, dass das dann eigentlich auch bedeutet,
00:18:12: dass die eigene Emotion überhaupt keine objektive Wahrheit ist.
00:18:16: Ja. - Also so, dass ich zum Beispiel wütend werde,
00:18:19: wenn ich mir den C stoße, heißt halt nicht,
00:18:22: dass mir Unrecht getan wird,
00:18:23: nur weil ich mir gerade den C gestoßen habe.
00:18:26: Also wir versuchen das ja wirklich so zu rationalisieren,
00:18:29: dass wir sagen so, diese Situation macht mich natürlich wütend,
00:18:33: die hext jetzt Wut in mich rein so.
00:18:35: Und demnach wird halt auch gesagt,
00:18:37: ja, wir werden wütend wegen Grenzüberschreitungen.
00:18:41: So, wenn unsere Grenzungen überschritten werden,
00:18:43: was nicht heißen soll, dass man da nicht wütend wird,
00:18:46: und dass das schlecht ist, was ja generell so ein Ding ist,
00:18:49: so Wut zu bewerten ist halt eigentlich sinnlos,
00:18:52: weil Wut ist halt da, es hat eine Emotion.
00:18:54: Also, die zu bewerten, dass sie schlecht oder gut ist,
00:18:57: ist halt total sinnlos.
00:18:58: Aber es wird ja oft dann bewertet,
00:19:00: ja, es ist gut, dass du wütend bist wegen der Grenzüberschreitung.
00:19:04: In den Überschreitungen wird man wütend in den meisten Fällen,
00:19:07: so, dass es da gibt Sinn, also viele Leute werden ...
00:19:10: Nicht zwangsweise. - Nicht zwangsweise,
00:19:12: aber ohne es zu bewerten, Emotionen sind halt liebe Team so.
00:19:15: Das Ding ist aber ... - Aber was will ich eigentlich sagen,
00:19:18: das heißt nicht, wenn ihr wütend werdet,
00:19:20: dass gerade eine Grenzüberschreitung passiert ist.
00:19:23: Nee, das Problem ist dabei ja auch,
00:19:25: dass Emotionen subjektive Bewertungen sind.
00:19:28: Und vielleicht reden wir jetzt erst mal,
00:19:30: bevor wir über die Grenzüberschreitung reden,
00:19:33: reden wir mal kurz drüber, wie ...
00:19:35: man überhaupt lernt,
00:19:38: welche Emotionen zu welcher Situation gehört.
00:19:40: Weil das ist ja nicht so, dass man quasi C-Anstoßen ...
00:19:44: Ah ja, dazu gehört die Emotionen Wut,
00:19:46: sondern es ist ja erlerntes Verhalten. - Mhm.
00:19:49: Und ... da sind wir dann eben auch bei unseren, bei den Kindern quasi.
00:19:53: Also, da müssen wir dann dahinter schauen,
00:19:56: weil die sind ja quasi, was Emotionen oder emotionale Reaktionen angeht,
00:19:59: in Situationen mehr oder weniger noch ...
00:20:03: relativ so ...
00:20:04: wie so auszubildende sozusagen.
00:20:08: Also, die wissen halt ...
00:20:09: Also, die wissen zwar schon irgendwie ...
00:20:12: Natürlich gibt es halt einfach Situationen,
00:20:14: die irgendwie halt wütend traurig ...
00:20:16: Also, es gibt ja diese Grundemotion und auch Grundsituationen,
00:20:19: also wie zum Beispiel irgendwie ...
00:20:21: Ich kann mir vorstellen, dass, wenn ein Baby nicht gefüttert wird
00:20:25: und dann mega hungrig ist, dass es dann halt Angst hat oder auch wütend.
00:20:29: Also, weiß ich nicht, ob das so ist oder nicht,
00:20:31: weil es auch gar keine Begriffe für Emotion hat.
00:20:34: Es ist eher so ein wir-war aus "Fühl mich schlecht".
00:20:37: Ja, voll. Und ich glaub, grade so bei Babys und Säuglingen
00:20:40: ist halt voll schwer, also, da geht das so in den Omen über,
00:20:42: da kann man das, glaub ich, auch gar nicht so knarfeinander abgrenzen,
00:20:47: ob das jetzt traurig wütend oder angsterfühlt ist.
00:20:50: Ja, ist wahrscheinlich auch gar nicht relevant eigentlich am Ende.
00:20:53: Also, es geht halt wahrscheinlich so Grundzustände zwischen
00:20:56: "Ich fühle mich wohl" oder "Gut" und "Ich fühle mich unwohl"
00:20:59: oder "Schlecht". So.
00:21:01: Ja, in verschiedenen Facetten.
00:21:02: Das ist halt wahrscheinlich auch einfach so eine
00:21:05: mitkörperlichen Zustände einfach auch komplett verknüpft, ne?
00:21:08: Schwert zu sagen, so wir können ...
00:21:11: Ja, aber wirklich halt schon, also, wenn ich jetzt zu Tuba nachdenke,
00:21:14: waren halt Babys wein, die wein hat, wenn sie komplett alleine sind
00:21:18: und halt dann irgendwie hungrig werden oder ihnen kalt wird
00:21:20: oder sie halt einfach sich alleine und einsam fühlen.
00:21:23: Genau, und reagieren halt irgendwie drauf.
00:21:25: Man könnte das als Angst interpretieren,
00:21:27: man könnte es aber auch als Wut interpretieren.
00:21:30: Man könnte es als Angst haben, sondern ...
00:21:32: Ich mein, das weiß man ja wirklich nicht.
00:21:34: Selbst wenn es in Forschung gesagt wird, so fühlen sich Babys so dick,
00:21:38: ihr wisst das nicht.
00:21:39: Ihr könnt mir noch so lange erzählen, woher wollt ihr das wissen?
00:21:42: Kein Baby kann sprechen, ihr wisst das einfach nicht.
00:21:45: Aber ... ja, man weiß ja zum Beispiel,
00:21:47: dass die auch Stresshormonen ausschütten,
00:21:50: wenn die halt lange alleine sind und dann schreien und so.
00:21:53: Und dann nicht auf die Eingang wird.
00:21:55: Ich glaub, man macht halt ...
00:21:57: Man misst halt irgendwie die Gehirnreaktionen und sagt dann,
00:22:00: du hast Angst, also ... - Ja, voll.
00:22:02: Da gibt ja auch irgendwie Sinn. - Genau.
00:22:04: Andererseits wird man ja auch als Erwachsener,
00:22:06: wird einem ja immer gesagt, so fühlst du dich, wenn du Angst hast.
00:22:10: Mhm. - Und dann ...
00:22:11: Ja, ich weiß nicht, ob ich mal darüber erzählt hatte,
00:22:15: ich hab mal ein Buch bekommen.
00:22:16: Das fand ich eigentlich ganz lustig,
00:22:19: aber da war so von Arbeitszeit irgendwelche Quatschgefühle,
00:22:22: also die, die man so nicht kennt, mit irgendwelchen erfundenen Begriffen.
00:22:26: Und das sind halt aber Gefühle, die existieren.
00:22:29: Also, die Erklärung kommt man nachlesen und war so ...
00:22:32: Ja.
00:22:33: Ich glaub, das heißt ein kleines Compendium der Gefühle.
00:22:37: Ja. - Von Christian Biller.
00:22:39: Mhm. - Ich glaub, genau.
00:22:41: Das fand ich aber ... Also, ich fand das Konzept einfach so geil,
00:22:44: weil dann irgendein so ein selbsterdachtes Gefühl beschrieben wurde.
00:22:49: Und man kann halt voll relating.
00:22:51: Ja, genau, das ist halt so ...
00:22:53: Zum Beispiel das Gefühl, wenn du keine Ahnung so rumselbst
00:22:56: und dich nicht entscheiden kannst oder so.
00:22:58: Das ist ja wirklich ein ganz spezielles Gefühl.
00:23:01: Ja, genau. - Was man halt für sich interpretieren kann.
00:23:03: Und deshalb sind ja auch diese Schematahe von den Gefühlen ...
00:23:07: Also, es ist total wichtig, dass wir irgendwie ...
00:23:09: um uns mitzuteilen so über diese Gefühle sprechen können.
00:23:13: Aber wir müssen halt auch einsehen,
00:23:15: dass Gefühle wahnsinnig facettenreich sind
00:23:18: und Gefühle ineinander übergehen
00:23:20: und auch nicht immer so klar abgegrenzt werden können.
00:23:25: Und dass eigentlich auch gar nicht nötig ist.
00:23:27: Es gibt ja so viele über Gefühle.
00:23:29: Und können sie aber alle nicht verarbeiten,
00:23:31: da hab ich bei euch mal das Gefühl, also ... ha-ha.
00:23:34: Das halt quasi, dass dieser Hyperfokus auf Gefühle, Gefühle, Gefühle
00:23:39: und das Gefühl und jenes Gefühl und dieses Gefühl.
00:23:41: Du hast dieses Gefühl bei mir, weil das und dieses und dieses.
00:23:44: Ich glaube, das ist gar nicht so unbedingt nötig,
00:23:47: weil man einfach nur gelernt hat, sozial miteinander nicht so ...
00:23:50: Wir sind ja eher so, wir hassen uns alle und ...
00:23:53: Ich weiß auch nicht, irgendwie ...
00:23:54: Ich glaub, dass die ganzen Probleme, die wir haben,
00:23:57: und das ist ja nicht so dieses, sondern eher aus ...
00:23:59: Rücksichtslosigkeit und so weiter entstehen.
00:24:02: Ja, ich glaub halt, dass das auch so eine gewisse ...
00:24:04: Fixierung auf Gefühle auch damit einhergeht,
00:24:07: dass wir ja so tun, als würde die Außenweltgefühle in uns rein ...
00:24:11: Ja, genau. - ... hinter ... transportieren.
00:24:13: Genau, und das halt quasi immer Leute für die Gefühle verantwortlich sind.
00:24:17: Also, ich will jetzt kurz erklären,
00:24:19: wie Kinder quasi lernen, Situationen mit Gefühlen zu bewerten.
00:24:22: Das lernen die einfach hauptsächlich durch Spiegelneuron.
00:24:25: Ich hab hier auch schon einige ein bisschen angerissen,
00:24:27: wie Spiegelneuron funktionieren.
00:24:29: Das sind halt so in verschiedenen Regionen unseres Gehirns
00:24:32: bestimmte Neuronen, die aktiviert werden,
00:24:34: wenn wir bestimmte Tätigkeiten durchführen,
00:24:37: zum Beispiel eben auch, wenn wir gestresst werden,
00:24:39: oder wenn wir wütend sind, oder glücklich oder traurig.
00:24:42: Dann werden halt auch Spiegelneuron in unserem Gehirn aktiviert.
00:24:45: Und das spannende Spiegelneuron ist,
00:24:47: dass die nicht nur in unserem eigenen Gehirn aktiviert werden,
00:24:50: sondern auch in dem Gehirn von unseren Mitmenschen.
00:24:53: Dann wird er halt auch glücklich.
00:24:55: Und dasselbe ist aber auch, wenn wir jetzt beide grümmelig sind,
00:24:59: dann werden wir wahrscheinlich auch beide grümmelig.
00:25:01: Und dann ist die Stimmung halt auch eher grümmelig.
00:25:04: Und so lernen Kinder in erster Linie
00:25:06: auch Situationen emotional zu bewerten.
00:25:09: Also quasi, ich weiß nicht, wir müssen morgens los.
00:25:12: Wir sind später dran, ich bin gestresst.
00:25:14: Und mein Kind merkt dann, losgehen wird mit der und der Emotion bewertet.
00:25:20: Und im Endeffekt ist dann in erster Linie
00:25:22: auch oft einfach so ein Ausprobieren.
00:25:24: Also, das ist natürlich, mir ist das jetzt wichtig zu sagen,
00:25:27: weil es geht wirklich nicht um so,
00:25:29: natürlich haben Kinder auch eigene Emotionen.
00:25:32: Sie sind jetzt nicht so komplett so wie ein leeres Blatt,
00:25:34: oft dass man irgendwie drauf schreibt.
00:25:37: Genau, sondern es ist ja, wie gesagt, es gibt ja auch so körperliche
00:25:40: Zustände, die bestimmte Emotionen oder Unwohlsein und so weiter
00:25:43: halt wie so Triggern.
00:25:44: Aber es geht um so Situationen, die jetzt nicht unbedingt gleich
00:25:48: mit so körperlichen Instinkten und so weiter zusammenhängen,
00:25:51: losgehen oder von jemandem beleidigt werden.
00:25:54: Oder so soziale Normen. - Ein Stück Kuchen ist runtergefallen.
00:25:58: Genau.
00:25:59: Und da lernen halt Kinder auch viel,
00:26:01: diese emotionale Bewertung durch ihre Mitmenschen
00:26:04: und durch die Spiegelneuropen ihrer Mitwärtschen.
00:26:07: Also, wie reagieren quasi meine Vorbilder?
00:26:10: In meisten Fällen, die Eltern jetzt auf eine bestimmte Situation?
00:26:14: Ja, aber das lässt sich, also sollte man heutzutage nicht unterschätzen,
00:26:17: das ist nicht nur Vorbilder, nicht nur die Eltern sind,
00:26:20: sondern auch die Digitalen Medien.
00:26:22: Die haben krassen Einfluss darauf, glaube ich,
00:26:24: wie Kinder Emotionen ausdrücken und sich emotional verhalten.
00:26:27: Ich denke gerade an so Donald Duck,
00:26:29: der wegen jedem ein bisschen an die Decke geht.
00:26:32: Ja, aber das guckt, glaube ich, niemand heutzutage.
00:26:34: Aber z.B. Power Patrol oder auch Bluie.
00:26:37: Also Bluie ist ja dieses ...
00:26:40: Die machen, also die dürfen ja eh alles machen, was sie wollen.
00:26:43: Und sind dann eher auch beleidigt.
00:26:45: Wenn die sagen, spielen, dann müssen die Eltern alles stehen
00:26:49: und liegen lassen.
00:26:50: Ja, auf jeden Fall.
00:26:51: Oder auch Power Patrol, wo halt viel so mit so,
00:26:53: ja, ich bin besser als du quasi, also so, ich weiß noch nicht.
00:26:57: Das sind ja auch so emotionale Zustände.
00:26:59: Ja, aber nur so ganz so ziel eigentlich.
00:27:01: Letzt haben wir so. - Jemand ist in Gefahr,
00:27:04: und ich rette aber ...
00:27:05: Ja, auf jeden Fall, ja, lernen die auch ganz viel davon.
00:27:08: So viel dazu.
00:27:09: Und das heißt dann aber auch,
00:27:11: dass die halt oft in Situationen einfach mal eine Emotion ausprobieren,
00:27:15: die sie irgendwo gesehen haben und sich denken,
00:27:17: das könnte jetzt doch passend.
00:27:19: Und die reagieren jetzt meine Mitmenschen darauf.
00:27:21: Wenn jetzt zum Beispiel das Kind soll Schuh anziehen,
00:27:24: bekommt ein Wutanfall, weil ...
00:27:26: Vielleicht weil wir gestern gestresst waren beim Anziehen,
00:27:29: und es dachte, ja, könnte heute auch wieder passend sein.
00:27:32: Oder weil das in der Kita gesehen hat,
00:27:34: da hat ein Kind Schuh angezogen, hat angefangen zu schreien.
00:27:37: Also manchmal probieren sie das einfach nur aus.
00:27:40: Und wenn wir dann auch mit Stress darauf reagieren,
00:27:42: ist das wie eine Selbstbestätigung.
00:27:44: Das ist das sozial angemessene Verhalten,
00:27:46: weil jetzt ist ja mein Papa auch gestresst.
00:27:48: Das heißt, dass ich jetzt gestresst bin.
00:27:50: Wir sind jetzt alle gestresst. - In der Situation sind wir gestresst.
00:27:53: In so einer Situation sind wir gestresst, genau.
00:27:56: Die Gemeinschaft reagiert mit Wut.
00:27:58: Zum Beispiel, ja, aber so ist es ja eben auch.
00:28:01: Und ich glaube, der Ursprung, und das wirst du vielleicht noch näher erklären,
00:28:05: davon ist ja wirklich auch diese Mensch als kooperatives Wesen
00:28:10: und so dynamisch in der Gruppe funktionieren.
00:28:14: Und insofern ist es ja, das finde ich witzig,
00:28:17: aber insofern ist es ja schon in gewisser Weise auch
00:28:20: eine Emotion in einen Reihenzaubern, aber nicht so wie wir das sehen,
00:28:23: sondern wir transportieren uns gegenseitig Emotionen zu,
00:28:29: was nicht heißt, dass wir dem ausgeliefert sind.
00:28:31: Also, wie gesagt, das geht ja an präferatalen Cortex,
00:28:34: und wir können auch dadurch jederzeit aus irgendeiner Emotion aussteigen,
00:28:37: wenn der präferantale Cortex, wenn wir dann in bewusstseinsfähigen
00:28:42: Gehirnarealen in unserem Bewusstsein für einen kurzen Moment nicht sagen,
00:28:46: "Jo, machen wir!"
00:28:47: Es gibt immer so diese kleinen Zeitfenster, das muss man halt auch üben.
00:28:53: Es ist aber auch leichter gesagt als getanzt.
00:28:55: Genau, es ist schwierig, das muss man üben, aber man kann es üben,
00:28:58: so aus einer Emotionsaufschaukelungsschleife auszusteigen
00:29:03: und sich halt auch nicht einfach von Emotionen von anderem anstecken zu lassen.
00:29:07: Ja, also man kann ja, das haben wir ja auch schon das letzte Mal gesagt,
00:29:11: dass quasi unsere Kinder diese ganzen Trampelpfade,
00:29:15: oder habt ihr das in die letzte Folge gesagt?
00:29:17: Ich glaube schon, ja.
00:29:18: Dass die Kinder diese ganzen Trampelpfade im Gehirn haben
00:29:21: und dann werden daraus Schotterwege und dann werden daraus Straßen
00:29:24: und dann werden daraus Autobahnen.
00:29:25: Und bei uns ist es halt so, wenn wir halt bestimmte Situationen,
00:29:28: wenn wir das so gewohnt sind, die mit Wut zu bewerten,
00:29:31: dann ist das halt eine Autobahn.
00:29:32: Und das dann halt irgendwie neu zu bewerten, ist also möglich.
00:29:36: Und das geht auch, finde ich, relativ rasant,
00:29:39: wenn man das einmal so ein bisschen,
00:29:41: also wenn man dann zu den Dreh raus hat und es dann auch wirklich will.
00:29:44: Genau, ich glaube der Start ist einfach schwierig.
00:29:47: Ich glaube, man muss halt, ja, genau, also weil so mit den Kindern zum Beispiel,
00:29:50: seitdem ich das irgendwie auch mehr weiß,
00:29:52: und weiß erst mal eine eigene Bewertung,
00:29:55: dann komme ich auch viel schneller daraus.
00:29:57: Manchmal nicht, aber man kommt irgendwie schon schneller auch dann wieder raus.
00:30:00: Aber bei den Kindern ist das ja noch viel einfacher,
00:30:03: quasi gleich die Straßen so anzulegen,
00:30:05: um die Emotionen zu switchen.
00:30:07: Und die quasi direkt diese, das ist ja mehr oder weniger das,
00:30:10: was man auch in der Therapie, in der Verhaltenstherapie macht und so weiter.
00:30:13: Ich verstehe gar nicht, warum wir diese therapeutischen Ansätze,
00:30:16: die ja eigentlich auch aus dem Buddhismus und so weiter kommen.
00:30:20: Weiß ich, ob die da herkommen. Aber im Buddhismus macht man so was halt auch.
00:30:23: Keine Ahnung, ob die da herkommen. Es kann auch sein,
00:30:25: dass irgendjemand zufälligerweise das entdeckt hat.
00:30:28: Und dass wissenschaftlich dann irgendwie nachgewiesen hat.
00:30:31: Aber das sind ja die Lehren aus dem Buddhismus.
00:30:33: Man hat das schon über 2000 Jahren genau das gesagt.
00:30:36: Es ist ja im Prinzip komplett egal, was man jetzt wissenschaftlich
00:30:39: ausgefunden hat, weil von da kommt es einfach.
00:30:41: Also ist halt einfach so ... - Man hat es schon viel früher gewusst.
00:30:45: Man hat es auch schon viel früher gemacht.
00:30:48: Und auch so indigene Kulturen erziehen, ihre Kinder eins zu eins so.
00:30:51: Und auch ... Also, wenn man sich auch anguckt,
00:30:53: wie halt in der Antike zum Teil irgendwie was für Schriften existieren
00:30:57: über Kindererziehungen so, dann wird halt ziemlich klar deutlich,
00:31:00: die haben das alles schon gewusst.
00:31:02: Also, ich weiß egal, ob man jetzt heute so tut,
00:31:04: als ob es ganz neu wäre, es ist kein neues Wissenpunkt.
00:31:06: Und ich verstehe halt nicht, warum man dann quasi sagt,
00:31:09: ja, wir machen das dann nur in der Therapie und in der Ergotherapie,
00:31:12: anstatt zu sagen, ja, wir wenden das halt gleich in der Kindererziehung an,
00:31:16: damit mein Kind gar nicht erst da in die Therapie gehen muss
00:31:18: und dann irgendwas neu lernen muss.
00:31:20: Sondern das ist halt von vorneherein schon.
00:31:23: Ja, genau, dass du quasi so die Denken musst da.
00:31:25: Also in der Verhaltenstherapie versuchst du ja, Glaubenssätze
00:31:28: und Denken musst da auseinanderzunehmen
00:31:31: und dann quasi so neu zu wiren,
00:31:32: dass du quasi neue Bewertungen schaffst
00:31:35: zu die Situation, dass du neue Perspektive schaffst.
00:31:38: Und wir können halt in der Erziehung gleich,
00:31:41: wenn wir da zu einer Lage sind, also dafür müssen wir es erst mal durchschauen,
00:31:44: dafür müssen wir selbst unsere Denkmuster erst mal durchschauen
00:31:48: und wissen, okay, das ist jetzt unsere Bewertung.
00:31:50: Und wir müssen selbst damit Emotionen umzugehen.
00:31:53: Aber wenn wir das können, dann können wir unseren Kindern
00:31:56: einfach von Anfang an eine gesunde Bewertung
00:31:59: oder eine sinnvollere Bewertung als "Mich macht jetzt alles wütend
00:32:02: und ich raste aus mitgeben."
00:32:04: Genau, und halt der erste Schritt ist natürlich dann halt selber irgendwie
00:32:08: zu merken, dass die Situation gerade mit Stress quasi bewertet wird.
00:32:11: Das ist auch das, was Jesper Juli übrigens gesagt hat
00:32:13: mit dieser verdeckten Kooperation.
00:32:15: Wenn eure Kinder, also wenn ihr quasi selbst gestresst seid
00:32:18: und eure Kinder dann auch wütend und gestresst werden
00:32:20: und sich quasi querstellen oder halt einfach nicht mehr mitmachen,
00:32:23: weil es nicht funktioniert so, dann ist das nicht,
00:32:25: dann liegt das nicht daran, dass die euch ärgern wollen,
00:32:27: sondern liegt das daran, dass sie mit euch kooperieren.
00:32:29: Und ihr könnt halt einfach eure Spiegelneuron wahrnehmen
00:32:31: und dann quasi wahrnehmen so, ah, die Situation ist stressig,
00:32:34: okay, dann sind wir jetzt gestresst.
00:32:36: Und das heißt jetzt nicht, dass ihr zwangsweise schuld daran seid,
00:32:39: wie eure Kinder sich verhalten oder so.
00:32:43: Das will ich damit gar nicht sagen,
00:32:45: weil wie gesagt, man kann ja auch oft einfach nichts dagegen machen,
00:32:47: nur dass es halt schon auch einen Weg gibt, da wieder rauszukommen.
00:32:51: Und dass es quasi halt nicht heißt, ja, meine Kinder sind jetzt
00:32:53: mit der und der Situation zwangsweise überfordert
00:32:56: und deshalb sind die jedes Mal drauf quasi deshalb gestresst,
00:32:59: sondern dass man quasi vielleicht besser mal bei sich selbst guckt,
00:33:03: was überfordert mich eigentlich an der Situation.
00:33:05: Häufig ist die Frage, also die Antwort auf die Frage,
00:33:07: ich weiß gar nicht, wie ich irgendwie die Situation lösen kann,
00:33:10: ohne wütend und aggressiv zu reagieren oder so.
00:33:13: Ich finde, dass gerade darauf möchte ich noch mal eingehen.
00:33:15: Das fand ich gerade so spannend und so einleuchtend,
00:33:19: dass du gesagt hast, mein Kind kooperiert,
00:33:21: das denkt sich dann, oder das nimmt dann wahr,
00:33:24: wir sind jetzt gestresst.
00:33:25: So, und das ergibt ja auch so Sinn,
00:33:27: noch mal, wenn man überlegt,
00:33:29: woher das kommt zu jeder und anderer Zeit,
00:33:31: wenn irgendwie eine Gefahrensituation oder irgendeine Situation,
00:33:34: die die Gruppe betrifft, ist,
00:33:36: dann müssen ja die Menschen ganz schnell so einen Wechsel
00:33:40: in den Emotionen der anderen wahrnehmen,
00:33:42: damit die Gruppe schnell reagieren kann.
00:33:44: Damit die nicht erst mal gucken müssen,
00:33:46: ja, was ist denn da?
00:33:48: Dass alle nicht jeder einzeln die Situation analysieren muss,
00:33:52: sondern alle zusammen das wahrnehmen
00:33:55: und dann schon darauf eingestellt sind.
00:33:56: Und Kinder müssen das natürlich auch,
00:33:58: also damit Kinder sich dann in so einer Situation richtig verhalten können,
00:34:02: müssen sie auch quasi mit den Emotionen kooperieren.
00:34:05: Und genau das passiert dann halt in diesen stressigen Situationen,
00:34:09: in denen die gestresst mitkooperieren.
00:34:11: Emotionskooperation ist evolutionär gesehen,
00:34:13: auch einfach ein Mittel zur sozialen Zusammenheit.
00:34:17: Also es stärkt ein soziales Gefühl, wenn wir zum Beispiel,
00:34:20: das ist halt auch so dieses Ding von Lestern zum Beispiel,
00:34:23: also wenn halt eine Gruppe das selbe Verhalten missachtet zum Beispiel,
00:34:27: dann stärkt das ja auch die Festigung von sozialen Normen.
00:34:31: Also das heißt, wenn jetzt zum Beispiel bei den Jägern und Sammen,
00:34:34: also bei prehistorischen Jägern und Sammen
00:34:36: und auch bei vielen indigen Völkern,
00:34:38: waren halt häufig so Emotionen wie halt aggressives Verhalten verpönt.
00:34:43: Und dann war halt so der komplette,
00:34:46: also quasi der komplette kooperative emotionale Reaktion
00:34:50: oder Bewertung der Situation, war dann halt so,
00:34:52: das ist halt lächerlich und da wurde sich halt drüber lustig gemacht.
00:34:55: Das ist ja auch so eine soziale Bewertung, die halt dazu führt.
00:35:00: Das ist ja dann aber ein Skill, den die gelernt haben,
00:35:03: Wut, weil die könnten sich ja genauso mit Wut kooperieren.
00:35:07: Aber sie kooperieren nicht mit Wut.
00:35:09: Ja, aber das ist kein Skill, die sie zwangsweise gelernt haben,
00:35:12: sondern das ist ja auch was, was sie von vorneherein als Kind
00:35:14: quasi gelernt haben.
00:35:16: Dass halt quasi, wenn jemand sich irgendwie dominant verhält
00:35:19: oder so, dass das halt lächerlich ist
00:35:21: oder dass wir auf so eine Situation,
00:35:22: also wenn mich jetzt jemand anbrüllt,
00:35:24: das ist aber auch so was, was man intuitiv macht, zu lachen,
00:35:26: aber dass wenn ihm halt jemand anbrüllt,
00:35:28: dass ich dann halt quasi darauf, das ist jetzt voll die,
00:35:31: das würde mich jetzt mal interessieren,
00:35:33: weil wenn mich jemand anbrüllt, dann ist ja voll oft
00:35:35: so der erste Impuls, dass man anfängt zu lachen.
00:35:38: Ob das vielleicht sogar wirklich emotionale Reaktionen gibt,
00:35:42: die halt so evolutionär verankert sind.
00:35:45: Weil man sich ja auch immer fragt, warum Menschen eigentlich lachen.
00:35:48: Das ist ja auch immer nur ein Mittel für Soziales zusammen,
00:35:50: für ein Soziales. - Ja, daran hab ich auch gedacht.
00:35:52: Wenn man ja gemeinsam lacht, dann stärkt das ja auch
00:35:54: vor die Gruppe zum Beispiel.
00:35:56: Ja, na ja, aber auf jeden Fall wollte ich damit eigentlich nur sagen,
00:36:01: dass das halt eben wichtig ist, also wichtig war für die Gruppen,
00:36:04: für den Gruppenzusammenhalt eben nicht nur bei Stress,
00:36:06: sondern auch bei anderen Emotionen, dass man quasi halt wusste,
00:36:09: ja, das ist halt eine soziale, also zum Beispiel,
00:36:11: dass teilen halt nicht wütend macht, sondern glücklich oder so.
00:36:14: Das ist halt so ein Ding von, ja, wir haben gelernt,
00:36:16: dass teilen einfach was Schönes ist.
00:36:17: Und das war halt wichtig, dass die Menschen geteilt haben,
00:36:19: weil sonst wären halt alle gestorben.
00:36:21: Und, ja, das ist halt einfach auch so komplett kulturell unterschiedlich,
00:36:28: mit welchen Emotionen, auf welche Situationen halt reagiert,
00:36:31: wenn zum Beispiel auch Schmatzen,
00:36:32: wir reagieren in unserer Kultur auf Schmatzen mit Ekel,
00:36:35: aber in China zum Beispiel wird auf Schmatzen ja mit Schmeich,
00:36:37: also mit so positiven Gefühlen reagiert,
00:36:40: weil das ja so eine Schmeichel-Form von Schmeicheln,
00:36:42: von Wertschätzung ist sozusagen.
00:36:44: Ich glaube, also wie genau die das bewerten,
00:36:47: ich weiß es ja auch nicht, aber es ist positiv konnotiert.
00:36:49: Ich glaube, das bedeutet, dass es gut schmeckt.
00:36:50: Genau, genau.
00:36:51: Ja, das ist dann halt üblich zum Beispiel.
00:36:54: Ja, voll, also ich meine, wir lernen halt einfach von uns,
00:36:57: von unseren Mitmenschen und unsere Kinder lernen von uns,
00:37:00: was für Emotionen jetzt angemessen sind.
00:37:02: Und wie wir halt schon eingangs gesagt haben,
00:37:06: ist ja halt, wir reagieren sehr oft mit Wut
00:37:09: und wir leben unsere Wut auch meistens sehr ungebremst aus.
00:37:13: Und was wir halt wirklich merken
00:37:15: und was wir halt auch wirklich machen
00:37:17: und was halt auch gar nicht hilfreich ist,
00:37:19: ist, dass wir auch bei unseren Kindern, aber auch bei uns selbst,
00:37:22: Wut bewerten als negativ oder halt dazu tendieren,
00:37:26: zum Beispiel keine Ahnung, beispielsweise zum Teil im Feminismus,
00:37:29: zu sagen Wut ist super.
00:37:31: Also das ist in beiden Fällen eine Bewertung.
00:37:34: Ja, aber weil halt das Problem ist,
00:37:35: dass man halt immer sagt, so Wut ist eine treibende Kraft,
00:37:38: aber mittlerweile trennen wir und es stimmt,
00:37:40: also wenn man jetzt literarisch geht,
00:37:42: dann ist Wut eine treibende Kraft aber als Leidenschaft.
00:37:45: Und weil wir aber Wut heutzutage in unserer Gesellschaft,
00:37:47: weil wir immer mehr mit aggressiven Verhalten auch kooperieren,
00:37:50: das heißt, aggressives Verhalten nimmt immer mehr Raum ein,
00:37:53: weil wir aggressives Verhalten so sehr verherrlichen
00:37:57: und denken, Wut ist mit aggressiven Verhalten gleichzusetzen,
00:37:59: denken wir, wenn wir Schriften von vor 100 Jahren lesen,
00:38:02: wo drin steht, Wut ist eine treibende Kraft,
00:38:04: dass damit Aggression gemeint ist, aber ist es halt nicht,
00:38:07: sondern damit ist Leidenschaft gemeint so.
00:38:09: So die, man hat mal Gandhi Wut und nicht die Donald Duck Wut.
00:38:14: Also, zum Beispiel, ich würde halt Jesus auch als wütend bezeichnen,
00:38:17: weil er hat ja auch so viele Menschen inspiriert, angetrieben
00:38:20: und gesagt so, hey, wir machen was anderes.
00:38:21: Und er war aber halt nicht aggressiv.
00:38:24: So, und es ist voll wichtig zu unterscheiden,
00:38:26: finde ich, und auch bei unseren Kindern.
00:38:27: Also, Jesus als historischer Figur,
00:38:29: die halt real existiert hat,
00:38:30: noch mal sozusagen nicht in der christlichen Vorstellung.
00:38:33: Ja, ich gehe mal davon aus,
00:38:34: dass alle unsere Papas ganz erst stolz vollgehört haben.
00:38:36: Hört in unseren zweiten Podcast "Papas ganz erst stolz rein".
00:38:40: Dort gibt es eine Folge über Jesus und seine Geschichte.
00:38:42: Sie ist sehr spannend.
00:38:44: Ja, voll.
00:38:45: Ja, voll.
00:38:47: Und ich denke, da sind wir auch schon
00:38:49: bei dem Thema mit der Grenzeberschreitung.
00:38:50: Um es nochmal zusammenzufassen, kann man halt sagen,
00:38:53: es gibt Wut und die kann halt entweder konstruktiv ausgelebt werden
00:38:57: oder halt destruktiverweise als Aggression,
00:39:01: die hat nichts bringt.
00:39:02: Also, wenn du andere beleidigst, anschreist,
00:39:04: irgendwas kaputt machst, destruktiv.
00:39:06: Oder wenn du sagst, ich nutze jetzt meine Wut,
00:39:10: werde aktivistisch tätig oder mache irgendwas
00:39:13: oder schreibe ein Buch oder keine Ahnung oder helfe Menschen damit.
00:39:16: So, dann ist es ja ein konstruktiver Umgang,
00:39:18: der auch irgendwie was bringt.
00:39:19: Und da muss dann halt wirklich unterscheiden
00:39:21: zwischen den beiden Faden.
00:39:23: Also, worauf ich gerade hinaus wollte, war vor allem,
00:39:25: dass wir ja Wut eigentlich immer bewerten.
00:39:28: Dann startet man halt einfach sagt, ja, Wut ist eine Emotion.
00:39:31: Wut ist einfach Wut.
00:39:33: Und sie kommt und geht so, sie ist halt einfach da.
00:39:36: Und es macht eigentlich gar keinen Sinn, sie zu bewerten.
00:39:39: Und was wir halt auch eben gar nicht machen,
00:39:42: ist, dass wir Wut einfach für uns selbst nicht noch extra bewerten.
00:39:45: Also, Wut kommt ja schon, in meisten Fällen, durch eine Bewertung.
00:39:48: Und dann bewerten wir ja auch diese Wut.
00:39:50: Ich glaube, das ist vielleicht auch so die nächste Schleife
00:39:52: im Prefrontalien Cortex, dass wir halt die Wut für uns bewerten
00:39:55: und dann danach handeln, wie wir die Wut bewerten.
00:39:58: Na ja, vor.
00:39:59: Ich glaube, die Wut lässt sich ...
00:40:01: Oder Wut lässt sich eigentlich vor allem darin so auflösen,
00:40:05: dass man sie einfach wahrnimmt.
00:40:07: Und sie dann halt einfach gehen lässt,
00:40:10: ohne sie jetzt mit weiteren Gedanken zu entfachen.
00:40:13: Oder ohne weiter für sich zu argumentieren im Kopf,
00:40:17: warum Wut jetzt total gerechtfertigt ist.
00:40:20: Ja, aber das ist ja genau das Ding.
00:40:22: Also, es wird ja die ganze Zeit so getan,
00:40:24: als ob hinter jeder Wut eben ein Auslöser stecken muss,
00:40:27: der halt irgendwie außen liegt.
00:40:29: Und das ist ja genau das, was wir auch vorher gesagt haben.
00:40:31: Das ist halt einfach so ...
00:40:33: Es wird halt so getan, als ob Wut rational wie rund,
00:40:35: als ob hinter Wut immer ein Bedürfnis steckt, auch bei Kindern.
00:40:38: Und das ist ja auch so, dass man dann halt so etwas an den Fall
00:40:40: beim Anziehen denkt, gar nicht drüber nach.
00:40:43: Vielleicht bin ich gerade auch gestresst.
00:40:45: Das ist quasi nur Kooperation.
00:40:46: Und mein Kind fühlt sich jetzt gerade gar nicht wirklich wütend
00:40:50: wegen irgendeinem in Anführungszeichen rationalen Grund,
00:40:52: sondern kooperiert gerade einfach nur mit mir.
00:40:55: Hat eigentlich gar keinen wirklichen Grund,
00:40:57: sondern reagiert einfach nur,
00:40:58: was halt bei Kindern oft einfach noch der Fall ist.
00:41:01: Sondern wir fangen halt an,
00:41:02: dann sagen wir, da hinterstecken Bedürfnis,
00:41:05: mein Kind ist autonom, oder es hat irgendwie ein Bindungs-irgendwas.
00:41:08: Und dann haben wir so Gründe dafür, sucht mein Kind ...
00:41:10: Boah, was ich am meisten am schlimmsten finde,
00:41:12: ist, wenn ein Kind einen Furtz-Quer-Sitz naht und einmal steupert.
00:41:16: Und dann meint es gleich so, mein Kind ist müde und blau.
00:41:18: Das ist auch dieses Standard-Dings,
00:41:20: dass wenn ein Kind mal einfach nicht so einen geilen Tag hat.
00:41:23: Vielleicht hat man auch einfach selber nicht so einen geilen Tag.
00:41:27: Und dann wird immer gesagt, ja, du bist halt müde.
00:41:29: Ich glaube, es ist halt voll unnötig,
00:41:31: dass man quasi immer einen rationalen Grund hinter Emotionen sucht.
00:41:35: Und ich glaube, das ist auch so narrativ,
00:41:37: dass du einen grünen Energieampel bist, du bist quasi zufrieden,
00:41:40: und dir geht's gut, dann kommst du gelb,
00:41:42: dann bist du schon gestresst und bei Rot ist so alles vorbei,
00:41:45: und du siehst nur noch Rot und bist wütend.
00:41:47: Es ist übertrieben, aber wenn du zum Beispiel sagst ...
00:41:50: Wenn du keine Energie hast, dann wirst du zwangsläufig wütend.
00:41:53: Genau. - Und dann wird ja auch irgendwie
00:41:55: eine sehr energiereiche Emotion. - Und es ist auch so komplet weird.
00:41:58: Weil wenn ich komme, also eigentlich sollte man so sagen ...
00:42:01: Also, wenn man Rot ist, sollte man eigentlich nicht wütend sein,
00:42:04: sondern entweder einschlafen oder was essen.
00:42:06: Wenn man das nicht funktioniert, könnte man ja sagen,
00:42:09: okay, das Gehirn und der Körper, die sind Rot,
00:42:11: wenn sie quasi keine Energie mehr haben.
00:42:13: Das heißt ja, dass sie entweder schlafen müssen oder essen müssen.
00:42:16: Was aber beides keine Prämissen sind,
00:42:19: die jetzt zwangsweise wut auslösen müssen.
00:42:21: Ja, ich glaub, wenn man hungrig ist, kann es schon sein,
00:42:25: dass man halt ... Also, ich werd halt auch "Hangry" ...
00:42:27: Ja, aber das ist einfach eine übelst nervige Charaktereigeschaffte an dir.
00:42:31: Ja, aber ich glaub, das ist im Gehirn dann auch so, dass ...
00:42:34: Ja, weil du daran glaubst, aber das ist nicht so.
00:42:36: Ich glaube, dass du einfach nur gelernt hast,
00:42:38: dass du wütend sein darfst, wenn du hungrig bist.
00:42:40: Und deshalb lebst du es halt aus, anstatt einfach so zu sein.
00:42:43: Ja, ich bin hungrig, also mache ich mir was zu essen,
00:42:45: dass eine viel konstruktiver Lösung wäre so.
00:42:48: Ja, dass es halt bei vielen Menschen so ist,
00:42:50: wenn sie hungrig sind, dass sie dann ...
00:42:52: wütender und weniger empathisch reagieren und was halt damit begründet,
00:42:56: dass ...
00:42:57: dass keine Ahnung, sich der Mensch auf Kampf um Ressourcen knappeilt,
00:43:02: dann ... einstellt oder so.
00:43:04: Aber stimmt halt auch gar nicht. Also, weil das ist ja ... also ...
00:43:07: Das ist aber spannend, weil ich glaube, das sind auch so Narrative,
00:43:11: die solche Emotionen dann auch wieder für einen selbst verstärken.
00:43:14: Weil es ja sich historisch abgezeichnet hat,
00:43:17: dass quasi immer Zeiten von Mangel dazu geführt haben,
00:43:20: dass die Menschen kooperieren.
00:43:21: Wenn die Zeitnahmung mit der Knappheit war, was hat so,
00:43:24: die haben geteilt, weil sie wussten, sie brauchen einen Umzug zu überleben.
00:43:28: Und Ressourcen, reiche Zeiten,
00:43:29: die haben dazu geführt, dass Menschen halt eben
00:43:31: sich gegenseitig bekriegt haben
00:43:33: und sich gegenseitig irgendwie so das ...
00:43:35: Ja. - Und deshalb ...
00:43:37: Es ist wahrscheinlich aber nur eine Bewertung auch bei ...
00:43:40: Also bei vielen, also so eine bei vielen vorherrschende Bewertung.
00:43:43: Vor allem, weil man muss ja auch dazu sagen,
00:43:46: dass du nie in einen körperlichen Zustand kommst,
00:43:48: der eigentlich mit Hunger zu vergleichbar ist.
00:43:51: Ja, voll. - Deshalb ...
00:43:52: Ja, voll interessant.
00:43:53: Aber was ich noch ganz spannend finde, ist der Gedanke so,
00:43:57: wie Wut überhaupt so abläuft, weil wenn man mal so reflektiert ist,
00:44:00: ja, wann wird man ...
00:44:02: Also wirklich wütend wird man ja dann,
00:44:04: wenn man wütend führt
00:44:05: und dann anfängt nachzugrübeln, warum man wütend ist
00:44:08: und immer neue Gründe findet.
00:44:10: Also dann grübelt man so über diese Wut nach
00:44:12: und die Gedanken, die entfachen die Wut dann weiter.
00:44:15: Ich weiß nicht, ob das so diese Schleifen
00:44:16: durch den präfrontalen Cortex sind. - Ja.
00:44:18: Aber das ist ja meistens so, ja, und das, und das ist ja ...
00:44:21: Dann steigert man sich so rein.
00:44:22: Und deswegen ist das ja so schlimm und so gemein.
00:44:25: Und das ist ja noch so ...
00:44:27: Und dann wird man immer wütend da so, ohne dass das passiert.
00:44:30: Da ist ja immer so ein Funken und das Feuer, das wird immer größer.
00:44:33: Und man gibt die ganze Zeit Sauerstoff,
00:44:35: in dem man drüber nachdenkt. - Ja.
00:44:37: Und deshalb ist auch eben dieses ...
00:44:39: Dieser Umgang mit Wut, in dem man einfach nur präsent ist
00:44:42: und diese Wut spürt so hilfreich,
00:44:44: weil dann diese Gedanken schleifen,
00:44:47: die diese Wut die ganze Zeit weiter entfachen, wegfallen.
00:44:50: Und wenn das Feuer halt nicht an Sauerstoff kommt,
00:44:53: dann geht es halt einfach aus. - Ja.
00:44:54: Und so ist es mit der Wut eben auch.
00:44:56: Das ist ja auch was, was man selber merken kann.
00:44:59: Wenn man so einen kleinen Gedanken hat,
00:45:01: der so ein leicht frustriert sogar nur,
00:45:03: und dann wird es halt immer wütend, und wütend, und wütend da.
00:45:06: Und die Inuiti haben halt auch ...
00:45:08: Die sagen quasi so, die Wut ist wie der Wind.
00:45:10: Die weht quasi einmal durch dich durch so,
00:45:12: und du musst gar nichts machen dafür.
00:45:14: Aber wenn du halt die Wut fütterst, dann wächst sie so.
00:45:19: Ja, wenn du die weiter anziehst, wenn du die bei dir behältst,
00:45:22: dann steht so ein Tornado.
00:45:24: Ja, das sagen die nicht.
00:45:25: Sie sagen halt, füttern und dann wächst sie.
00:45:28: Das ist jetzt mein Bild.
00:45:29: Sagen die doch ziemlich. - Das hat's auch gut.
00:45:32: Ja, ich wollte aber jetzt trotzdem noch mal
00:45:34: auf die Energieampel eingehen,
00:45:36: weil ich da einen wichtigen Gedanken finde,
00:45:38: den ich euch mitgeben möchte.
00:45:40: Wenn ihr quasi immer davon ausgeht,
00:45:42: eure Kinder werden wütend und frustriert,
00:45:44: wenn die auf der Energieampel bei rot stehen,
00:45:47: dann versucht ihr ja quasi immer,
00:45:49: das Bedürfnis dahinter zu befriedigen.
00:45:51: Und im Endeffekt landet ihr dann voll dabei,
00:45:53: was wir auch schon in den letzten Folge gesprochen haben,
00:45:56: dass das führt im Endeffekt zu so einer Wutvermeiden-Strategie.
00:46:00: Und das Ding ist, ich glaube, das ist auch genau das,
00:46:03: was wir als Erwachsene, die meisten von uns gelernt haben.
00:46:06: Wir haben quasi so zwei Mechanismen gelernt.
00:46:08: Entweder Wutvermeiden oder Wutunterdrücken.
00:46:11: Das heißt, wir sind in der Schule oder am Arbeitsplatz
00:46:14: und uns regt irgendwas wahnsinnig auf.
00:46:16: Wir schlucken uns runter, wenn wir nach Hause gehen,
00:46:19: essen wir ein Eis oder gucken eine Serie oder ...
00:46:22: Zieleleincoaks oder ...
00:46:23: Weiß ich nicht, was ein Hals uns so glücklich macht.
00:46:26: Okay.
00:46:27: Na ja, es geht mir halt wirklich auch ganz explizit
00:46:30: um so Dopamin-Kicksachen.
00:46:32: Weil das ist ja häufig, was in das sich die Menschen flüchten.
00:46:35: Viele machen dann auch Sport, was in der Fiene gibt.
00:46:38: Aber das sind ja eigentlich alles Mechanismen,
00:46:40: die die Wut nicht wegmachen, weil man sie nicht verarbeitet hat,
00:46:43: sondern einfach nur dazu fühlen, dass man sich im Moment
00:46:46: einfach besser fühlt.
00:46:47: Und da kommt, glaub ich, auch dieses Narrativ von der Energieampel her,
00:46:51: dass man sagt, du musst was für dich tun,
00:46:53: damit du quasi nicht wütend wirst.
00:46:55: Und dann ist es ja mit einer drüber gesprochen,
00:46:58: die aus der Ukraine, glaub ich, kommt.
00:47:00: Ja, aus der Europa, genau.
00:47:02: Und die meinte, dass das Konzept von Meatime dort gar nicht existiert.
00:47:06: Sie hat in Deutschland studiert und ist jetzt wieder zurück.
00:47:09: Und auf jeden Fall meinte sie, dass sie,
00:47:11: als sie in Deutschland Mutter war, ihr immer gesagt wird,
00:47:14: sie braucht Meatime, sie braucht Meatime,
00:47:16: dann ist sie zurückgekommen und war auch die ganze Zeit so verwirrt,
00:47:19: weil es dann niemand kennt Meatime.
00:47:21: Und niemand braucht Meatime.
00:47:23: Und wir geht's gut.
00:47:24: Und das ist halt dieses Konzept von der Energieampel,
00:47:27: quasi, dass wir nicht gelernt haben, Wut zu verarbeiten,
00:47:30: sondern die halt immer vermeiden.
00:47:32: Und deshalb, wenn wir halt quasi nicht explodieren wollen,
00:47:35: was ja der Umkehrschluss ist von Wut unterdrücken,
00:47:38: dass man quasi irgendwann explodiert,
00:47:40: dass wir uns dann immer wieder selbst bespaßen,
00:47:42: um dann wieder die Wut vermeiden zu können.
00:47:45: Und dann so bespaßt zu sein, dass wir, wenn das nächste Mal was passiert,
00:47:49: wieder die Wut unterdrücken können.
00:47:51: Wenn du nicht ganz gut reagierst, dann liegt das daran,
00:47:53: dass du halt dich nicht genug selbst bespaßt hast.
00:47:56: So was halt einfach so voll nicht stimmt,
00:47:58: sondern das ist ja wirklich einfach nur die Bewertung von der Situation.
00:48:02: Und dazu wollte ich nämlich vorher noch was sagen.
00:48:04: Ganz am Anfang hast du das Thema irgendwie angeschüttet,
00:48:07: du hast mich dann unterbrochen.
00:48:09: Warte mal, dass irgendwie Wut immer eine, genau,
00:48:11: das Wut immer eine Grenzüberschreitung auch aufzeigt,
00:48:14: das hatten wir ja auch schon so leicht angeschüttet.
00:48:17: Das, was gesagt wird, ja.
00:48:18: Das muss nicht kulturell einfach nicht sein,
00:48:21: weil was eine Grenzüberschreitung ist
00:48:23: und was als Grenzüberschreitung wahrgenommen wird,
00:48:25: ist kulturell geprägt.
00:48:27: Als zum Beispiel die Slavs sich befreien wollen,
00:48:30: als diese Slavinbewegung anfing,
00:48:32: dass die Slavs wollen befreien, blah, blah, blah,
00:48:34: da ging es eigentlich gar nicht darum, zu sagen, man befreit die Slavs,
00:48:37: sondern es hieß halt, wir brauchen eine Revolution der Slaverei.
00:48:41: Wir müssen die Rechte anpassen, weil sich niemand vorstellen konnte,
00:48:44: dass es keine Slavs mehr gibt, nicht weil die Slavs selbst.
00:48:47: Stimmt, wenn gesagt wird, oder zu einem gewissen Grad stimmt,
00:48:51: wenn gesagt wird, den Hausfrauen früher,
00:48:53: den ging es nicht so schlecht wie den Frauen heute,
00:48:55: weil damals war die Norm anders,
00:48:57: damals gab es keine Alternative,
00:48:58: damals war es auch keine Grenzüberschreitung.
00:49:01: Also wurde einfach anders eingeordnet, die Situation,
00:49:04: anders wahrgenommen, da wurde nicht mit Wut und Aggression bewertet
00:49:07: oder nicht zwangsweise.
00:49:09: Und das finde ich halt auch sehr spannend irgendwie.
00:49:11: Und das ist ja auch so, dass Wut jetzt nicht,
00:49:13: also es wird ja so getan, als wäre Wut immer,
00:49:16: würde das nur von Grenzüberschreitungen kommen.
00:49:19: Wenn man wütend ist, müsste man nur nach der Grenzüberschreitung suchen.
00:49:22: Aber dem ist ja nicht so, wenn ich mir eine C stoße,
00:49:25: mein Bett jetzt nicht mehr eine Grenzüberschritte.
00:49:28: Ja, aber dann würde man wahrscheinlich sagen,
00:49:30: aber der Tag war ganz schlimm und du hattest nicht genug Meatime.
00:49:33: Und du bist halt auf der Energieampel bei Rot.
00:49:35: Ich möchte auch noch sagen, was vielleicht auch noch wichtig ist,
00:49:39: für euch zu wissen, dass Wut nicht mit dem Fight of Light Mode
00:49:42: gleichzusetzen ist.
00:49:43: Ich habe jetzt schon öfter gelesen,
00:49:45: dass man nicht in wissenschaftlichen Arbeiten,
00:49:48: sondern in irgendwelchen pseudo-wissenschaftlichen Arbeiten,
00:49:51: dass Wut mit dem Fight of Light Mode gleichzusetzen ist.
00:49:54: Also dass man quasi immer, wenn man Wut empfindet,
00:49:57: auch im Überlebensmodus ist
00:49:59: und deshalb nicht mehr rational handeln kann,
00:50:01: dass es halt ...
00:50:02: Also ich sag's jetzt mal ein bisschen aggressiv war,
00:50:05: das ist absoluter Bullshit.
00:50:07: Und das meine ich wirklich ernst.
00:50:09: Menschen, die im Fight of Light Mode sind,
00:50:11: die machen solche Dinge, wie ...
00:50:13: wenn ein Kilo bekramm Mädchen hebt, ein ganzes Auto an,
00:50:16: um die Person zu retten, die da drunter liegt.
00:50:19: Oder eine Frau oder ein Mann mitgebrochenem Bein rennt einfach irgendwie
00:50:24: 50 Kilometer, um vor irgendeinem Tee dazu entkommen.
00:50:27: Also das ist halt so Fight of Light Mode.
00:50:30: Wut ...
00:50:31: Triggert halt in Nuancen vielleicht den Fight of Light Mode,
00:50:35: aber wirklich in sehr feindlichen Nuancen.
00:50:37: Ja, ja, vorallem, ich glaube auch so,
00:50:39: was als Sender gibt es zu sagen,
00:50:41: das sympathische Nervensystem, das parasympathische Nervensystem,
00:50:45: dass das halt so vielleicht in so einer Art Leichtgewicht ist.
00:50:48: Und das eine gerade stärker und das andere gerade stärker ist.
00:50:52: Das ergibt Sinn.
00:50:53: Aber zu sagen, also der Fight of Light Modus,
00:50:55: da hab ich auch letztens, da musste ich dran denken,
00:50:58: da gab's so eine Mode-of-X-Folge,
00:51:00: wo einfach irgendwie so zwei Backpackerinnen
00:51:02: mit einem nirgendwo ein Tee da ankommen sind.
00:51:04: Also vorallem eine,
00:51:05: der den halt mit so einem Geländewagen ein paar Mal überfahren hat,
00:51:09: die auf den Geländewagen geklettert hat.
00:51:11: Und vor Gericht war dann so die Argumentation,
00:51:13: das ist unmöglich für sie mich nach hochzuklettern.
00:51:16: Also so was passiert im Überlebensmodus,
00:51:19: dass du halt überfahren wirst
00:51:20: und dann halt trotzdem weitersprintest oder so.
00:51:23: Da siehst du halt aber auch zu was der Körper und die Wahrnehmung,
00:51:26: weil dein Körper blind, denn er komplett verletzt und ausdrehen.
00:51:30: Ja, genau.
00:51:31: Und deshalb, das ist halt nicht das, was passiert,
00:51:33: wenn ihr eure Kinder anbüllt, seid ihr nicht im Fight of Light Modus.
00:51:37: Nein, nicht im Fight of Light Modus. - Und wenn eure Kinder,
00:51:40: weil sie die Schuhe nicht anziehen wollen,
00:51:42: sind die auch nicht im Fight of Light Modus.
00:51:44: Weil das Beispiel, was du vor gemeint hast, mit dem gestresst,
00:51:48: und dem Kooperation, so.
00:51:49: Wenn es evolutionär gesehen ein im Fight of Light Modus sinnvoll gewesen wäre,
00:51:54: sich auf den Boden zu schmeißen und anfangen zu schreien,
00:51:57: so dann wäre die Menschheit, also die Menschheit würde nicht mehr existieren.
00:52:01: Weil Kinder mussten in dem Moment da ja dann auch kooperieren.
00:52:04: Das heißt, Kinder mussten still sein, mitrennen,
00:52:07: und so, weil es ging ja darum, nicht gefressen zu werden.
00:52:10: Das heißt, auch eure Kinder sind im Fight of Light
00:52:13: sehr wahrscheinlich eher nicht laut und prülen rum,
00:52:17: sondern leise und machen einfach mit so,
00:52:20: und leisten übermenschliche, sozusagen.
00:52:22: Ja, gibt ja auch Geschichten von Kindern,
00:52:24: die so wirklich unfassbar übermenschliche Sachen geschafft haben.
00:52:28: Echter?
00:52:29: Ja, ich weiß nicht, ich glaube, es gab irgendwie mal so ein dreijähriges Kind,
00:52:32: was im Dschungel sich verhörte oder so, aber keine Ahnung,
00:52:35: ich weiß das nicht wirklich. - Ach, du meinst Morgli?
00:52:37: Ja, aber es gibt auch auf jeden Fall Geschichten von irgendwelchen
00:52:40: kleinen Kindern, die so richtig krasse Sachen auf einmal machen.
00:52:43: Das ist gar nicht möglich.
00:52:45: Ja, das ist ja auch bei kleinen Kindern so,
00:52:46: die vernachlässigt werden und dann irgendwie mit zwei Jahren
00:52:49: sich selbst versorgen und so. - Ja.
00:52:51: Ja, also sehr wirklich so.
00:52:53: Genau, aber das ist halt nicht dasselbe, wie irgendwie Wutanfall kriegen.
00:52:58: Und deshalb heißt es nicht, dass Wutanfall jetzt nicht normal sind,
00:53:01: das ist ganz normal.
00:53:02: Wie gesagt, eure Kinder lernen soziales Verhalten
00:53:04: und das ist natürlich auch eine extreme Expression von Emotionen.
00:53:08: Aber nur weil sie jetzt einmal beim Anziehen wütend werden,
00:53:11: heißt das nicht, dass jetzt irgendein Kleidungsstück daran Schuld ist
00:53:14: und dass sie entschuldigen dafür suchen müssen oder sonst irgendwas.
00:53:17: Dann einfach nur, dass euer Kind jetzt einmal beim Anziehen wütend war
00:53:19: und das das Beste, was sie in der Situation tun können,
00:53:21: einfach ruhig zu bleiben, euch unsere Gefühle begleiten,
00:53:24: Folge vielleicht einfach nochmal anzuhören.
00:53:25: Hört euch die an, ja, weil es ist ...
00:53:27: Und genau, einfach nicht davon auszugehen,
00:53:28: dass dahinter jetzt irgendein rationaler Grund, irgendeine Autonomie
00:53:31: für einen bestimmten, was weiß ich, für einen Bedürfnis
00:53:34: von sonst wem noch dahinter stecken sollte.
00:53:36: Ja, hört euch auf jeden Fall die Gefühle begleiten, Folge an,
00:53:39: weil das, was so in den meisten Ratgebern steht,
00:53:42: wie man Gefühle begleiten soll und so, dass man die ganze Zeit
00:53:45: die Gefühle benennt und den Grund dazu liefert,
00:53:47: ist einfach absoluter Bullshit.
00:53:49: Ja, das ist halt ...
00:53:51: Also, ich meine, es geht ja ja um so Psychoeducation und so,
00:53:54: aber also das Problem daran ist einfach nur,
00:53:56: dass ihr halt das einfach nicht wisst, was der Grund für eure Kinder ist.
00:53:59: Ihr könnt eure Kindern Emotionsbindernung und so weiter
00:54:02: halt auch anderweitig beibringen.
00:54:04: Dazu werden wir auf jeden Fall auch noch Folgen aufnehmen.
00:54:07: Und das Problem daran ist einfach,
00:54:09: dass ihr halt wirklich dann euren Kindern Gründe aufdrückt.
00:54:12: Und weil eure Kinder ja noch in Entwicklung sind
00:54:14: und gerade Emotionen auch erst ausprobieren
00:54:16: und sich das Gehirn erst ausbildet,
00:54:18: heißt das, dass das vielleicht auch dann einfach dazu führt,
00:54:20: dass eure Kinder im späteren Leben eingeschränkt sind,
00:54:23: weil sie quasi von Kleinen auf gelernt haben,
00:54:25: Paprika macht mich wütend, also werde ich niemals Paprika essen.
00:54:28: Vielleicht einfach ein lebenswichtiges Vitamin, oder so.
00:54:31: Keine Ahnung, das ist nur so ein Beispiel.
00:54:33: Aber ihr wisst, also ich mag übrigens keine Paprika.
00:54:35: Ihr wisst schon, was ich meine.
00:54:37: (Klingelton)
00:54:38: Wenn euch unser Podcast gefällt,
00:54:40: dann bewertet uns unbedingt mit fünf Sterne.
00:54:42: Teilt die Folge, folgt unserem Instagram-Kanal.
00:54:44: Mutti ist die beste Punkt Podcast.
00:54:46: Schreibt uns, super, ich habe in den letzten Wochen
00:54:48: so viel Feedback bekommen zu unserem Podcast.
00:54:50: Ich möchte auch eigentlich wieder öfter Feedbacks vorlesen
00:54:53: und auch Fragen vorlesen.
00:54:54: Leider haben wir jetzt schon wieder irgendwie viel zu lange aufgenommen heute.
00:54:57: Und ...
00:54:58: Schreibt uns das immer super gerne.
00:55:00: Wir freuen uns da total darüber.
00:55:02: Wir lesen das alles und ansonsten ...
00:55:05: Ja. - Gut.
00:55:08: Bis zum nächsten Mal. - Tschüss.
00:55:10: Tschüss.
00:55:11: (Dynamische Musik)
00:55:15: (Dynamische Musik)
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