Was Eltern über Bindung wissen sollten
Shownotes
Ist mein Kind sicher gebunden und woran erkenne ich eine schlechte Bindung? Wie schnell kann ich die Bindung zu meinem Kind gefährden? Unsicherheiten, die viele Eltern heutzutage haben. Doch was ist Bindung überhaupt, woher kommt sie und gibt es Bindung wirklich?
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Quellen:
https://www.kindergartenpaedagogik.de/fachartikel/psychologie/grundlagen-der-bindungstheorie/
https://www.simplypsychology.org/bowlby.html
Kindern mehr Zutrauen - Michaeleen Ducleff
https://www.sgipt.org/biogr/bowlby.htm
https://refubium.fu-berlin.de/bitstream/handle/fub188/6934/02_kap2.pdf?isAllowed=y&sequence=3
https://www.spektrum.de/news/die-suche-nach-einem-sicheren-hafen/1589956
https://www.nifbe.de/images/nifbe/Infoservice/Downloads/Themenhefte/Bindung_und_Kultur_online.pdf
The Strange Situation Test Mary Ainsworths https://vimeo.com/64194161
Statistik zum elterlichen Stress: https://de.statista.com/infografik/20250/umfrage-unter-eltern-zum-stress-im-alltag/
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Transkript anzeigen
00:00:00: (Dynamische Musik)
00:00:01: Martin, was denkst du, wie wichtig Bindung für unsere Kinder ist?
00:00:08: Ich meine damit nicht, was du jetzt denkst,
00:00:10: sondern was du gedacht hast,
00:00:11: bevor wir uns in die Recherche für die Folge gestürzt haben.
00:00:15: Also, ich hätte auf jeden Fall gedacht, Bindung ist das Allerwichtigste.
00:00:18: Ja. - Das ist der absolute Grundpfeiler ...
00:00:22: für ... die Bindung.
00:00:24: Ha-ha.
00:00:26: Nee, aber die absolute Grundpfeiler irgendwie für die Beziehung
00:00:29: für die Entwicklung des Kindes. - Genau, für die Entwicklung, ja.
00:00:34: Erst mal auch, also, gerade bevor Kinder raus in die Welt gehen
00:00:37: und eigene Beziehungen knüpfen mit anderen Menschen,
00:00:41: hätte ich gesagt, bis dahin ist es auf jeden Fall das Wichtigste
00:00:44: und bildet dann auch komplett das Fundament für ...
00:00:47: das spätere Leben.
00:00:48: Ja, hätte ich tatsächlich ...
00:00:50: ähm ... auch ...
00:00:52: gesagt oder ... also war auch komplett meine Meinung
00:00:56: bis zu diesem Zeitpunkt.
00:00:58: Ich sag jetzt nicht, ob sich die Meinung geändert hat.
00:01:01: Ich sag jetzt nur, damit ihr noch nicht wisst,
00:01:03: in welche Richtung die Folge geht oder so was.
00:01:06: Das war auf jeden Fall meine Meinung bis zum Zeitpunkt der Recherche.
00:01:09: Ich war auch oft unsicher wegen Bindung.
00:01:12: Ich hab mich ständig gefragt, ob X, Y, Z
00:01:14: irgendwie der Bindung quasi schadet.
00:01:16: Also, auch gerade so nach der Geburt unseres zweiten Kindes
00:01:20: war ich extrem verunsichert wegen der Bindung,
00:01:22: weil ich auch in vielen Ratgebern gelesen habe,
00:01:24: dass das mehr oder weniger der Bindung schadet
00:01:27: und der Kinder sich jetzt die Bindung rückversichern muss,
00:01:30: wenn halt ein Geschwisterkind da ist
00:01:32: und man diese ganze Exklusivzeit und so was braucht.
00:01:35: Ich hab dadurch auch irgendwie ständig 200 Prozent gegeben.
00:01:38: Also, hab halt war 100 Prozent für den Säugling da
00:01:41: und dann auch noch 100 Prozent für das größere Kind.
00:01:44: Weil ich eben dachte, dass ich jetzt ...
00:01:46: diese Bindung einfach quasi hergeben muss.
00:01:48: Weißt du's, ich meine? - Ja.
00:01:50: Ja, aber es gibt ja auch total Sinn,
00:01:52: weil wenn Bindung ja das Wichtigste für die Kinder ist,
00:01:55: dann natürlich 100 Prozent Bindung für das eine Kind geben
00:01:58: und dann 100 Prozent Bindung für das andere Kind.
00:02:01: Also, du musst dich ja quasi in zwei Teilen,
00:02:03: um damit das Bedürfnis von beiden Kindern so richtig erfüllt ist.
00:02:07: Ja, voll. Ich hab halt vor allem auch gedacht, dass ...
00:02:11: also, dass halt ...
00:02:13: bestimmte Anzeichen, wie sich das Kind quasi verhält,
00:02:15: jetzt darauf hin deuten, dass es nicht mehr sicher gebunden ist
00:02:18: oder so was. - Ja.
00:02:19: Und ich hab das auch schon sehr viel von anderen Müttern gelesen,
00:02:23: die ich auch immer wieder, die halt komplett verunsicher sind.
00:02:25: Also so, ja, ich hab gerade mit meinem Kind geschimpft
00:02:28: und jetzt hab ich irgendwie Angst, hat das jetzt der Bindung geschadet
00:02:31: und auch so Unsicherheiten, wie, ja, ich hab mein Kind in der Kita,
00:02:35: das weint gar nicht, das spielt voll gerne da.
00:02:37: Das ist ein Zeichen dafür, dass es nicht sicher gebunden ist,
00:02:40: was kann ich tun, damit es sicher gebunden ist.
00:02:43: Es gibt so viel Verunsicherung.
00:02:44: Auch gerade im Kita-Kontext hab ich auch mal viel bekommen,
00:02:47: dass ich dann gefragt wird, mein Kind weint nicht so richtig,
00:02:51: freut sich nicht so sehr, wenn ich das wieder abhole.
00:02:54: Oder weint vielleicht auch, weil ich es abhole.
00:02:56: Ja, da gibt's so viel Verunsicherung deswegen.
00:02:59: Ja, also es ist einfach ein Thema, was viele Unsicherheiten auslöst
00:03:02: und was einfach viel Druck auch auslöst.
00:03:05: Hab ich das Gefühl vor allem auf Seiten von Müttern,
00:03:07: ich hab zumindest noch nicht so viele Nachrichten von Vetern bekommen.
00:03:11: Ich weiß gar nicht, hattest du dir der auch so krassen Druck gemacht?
00:03:15: Nee, krassen Druck nicht.
00:03:16: Also ich hatte es auf dem Schirm
00:03:18: und war halt der Meinung, dass es total wichtig ist.
00:03:20: Aber ich hab mir nicht so krassen Druck gemacht deswegen.
00:03:23: Weil das Thema so komplex ist
00:03:25: und weil wir auch das Gefühl hatten,
00:03:27: dass da viel Unsicherheiten bestehen
00:03:29: und weil wir auch gar nicht so viel zu dem Thema wussten.
00:03:32: Also ich hab das immer wieder in Büchern gelesen,
00:03:34: dass Bindung ja auch so wichtig sei.
00:03:36: Und im Rahmen der Recherche ist mir dann aber aufgefallen,
00:03:39: dass ich eigentlich gar keinen Plan davon habe.
00:03:42: Ich glaub, die ging's genauso.
00:03:43: Voll, es wird mich immer sehr oberflächlich darauf bezuggenommen.
00:03:47: Ja, das hat auch einen Grund.
00:03:48: Ich hab das Thema ein. - Auf geht's.
00:03:51: (Treibende Musik)
00:03:52: Damit wir über Bindung sprechen können,
00:03:54: müssen wir natürlich wissen, was Bindung ist.
00:03:56: Was würdest du sagen, was ist Bindung überhaupt?
00:03:59: Also ich hatte jetzt irgendwie gesagt, dass das ...
00:04:02: Das ist ein sehr abstrakter Begriff.
00:04:04: Das war quasi wie so eine Verbindung zwischen zwei Personen ist,
00:04:08: die so dazu führen.
00:04:09: Also grade bei jetzt, okay, bezogen auf Eltern, Kinder.
00:04:12: Weil es ist ja schon was, was man nur bezogen auf Eltern, Kinder nimmt.
00:04:16: Und wenn man sich gebunden ist, sicher gebunden fühlt das dazu,
00:04:20: dass es sich quasi sicher fühlt, egal wo's ist.
00:04:22: So ein bisschen auch wie dieses Uhrvertrauenmäßige.
00:04:25: Da hast du schon wichtige Punkte.
00:04:27: Und generell diese ganze Bindungstheorie.
00:04:29: Und das mit der Bindung, das hat John Boby ins Spiel gebracht.
00:04:33: Das war so ein Kinder- und Jugendpsychiator.
00:04:35: Der hat ... also seine Arbeiten waren so 1950er Jahre bis ...
00:04:39: Haben wir jetzt ja auch schon auf der Wähentem-Pottkast.
00:04:42: 1990er Jahre oder so, genau.
00:04:44: Der hat eine Bindungstheorie aufgestellt.
00:04:46: Und er hat aber, natürlich, er war eng gesprachig.
00:04:49: Und hat nicht Bindung gesagt, sondern Attachment.
00:04:51: Ich fand das sehr spannend bei der Recherche.
00:04:54: Ich wollte wissen, was Bindung ist.
00:04:56: Und hab festgestellt, dass in jeder deutschen Übersetzung
00:04:59: so bisschen was anderes steht.
00:05:01: Und da ich keinen Zugriff hab auf dieses Buch,
00:05:04: das Buch "Attachment" von 1969, da ist das eigentlich Original drin.
00:05:08: War das immer so so bisschen ... wechselnd.
00:05:11: Die Bindung ist eine dauerhafte, emotionale, enge Beziehung,
00:05:15: die ein Kind mit einer Bezugsperson entwickelt.
00:05:18: Also auch dauerhaft.
00:05:21: Genau, dauerhaft.
00:05:23: Oder langfristig wurde auch oft geschrieben.
00:05:25: Auf jeden Fall was langfristiges. - Ja.
00:05:28: Im Zentrum der Bindungstheorie steht eigentlich der Gedanke,
00:05:31: dass Menschen ein Grundbedürfnis nach Bindung haben.
00:05:35: Und nach dieser Theorie steht dann Bindung auf einer Stufe
00:05:38: von Bedürfnissen wie Essen, Trinken, Schlaf.
00:05:41: Und Bobby ist davon ausgegangen, dass Kinder
00:05:43: ein angeborenes Bedürfnis nach Nähe haben.
00:05:46: Nach Nähezuwendung und Schutz von einer Bezugsperson.
00:05:50: Also im Endeffekt bedeutet es einfach nur,
00:05:52: dass Kinder damit sicherstellen wollen,
00:05:54: dass sich irgendein Mensch um sie kümmert, damit sie überleben können.
00:05:58: Es gibt auch Vollsinn für mich irgendwie.
00:06:00: Genau, das ist dieses Grundbedürfnis nach Bindung.
00:06:03: Was glaubst du, sind die Konsequenzen davon,
00:06:05: dass Bindung ein Grundbedürfnis ist?
00:06:08: Genau. - Naja, dass man das ständig erfüllen muss?
00:06:12: Oder weiß ich nicht? - Ja.
00:06:14: Also sonst, dass vielleicht auch, dass man stirbt, ohne Bindung?
00:06:18: Ja, eigentlich auch, ja. Genau.
00:06:20: Ist eigentlich auch so die Implikation davon.
00:06:23: Die Konsequenz ist eigentlich davon, dass ein Grundbedürfnis ist.
00:06:27: Ein Grundbedürfnis muss erst mal erfüllt werden,
00:06:30: damit andere Bedürfnisse erfüllt werden können.
00:06:32: Ah, okay, also ... - Ja.
00:06:33: Kannst du das noch mal klassifizieren?
00:06:35: Auf welche Ebene hat er dieses Bedürfnis gestellt?
00:06:38: Immer und Du hast es so weiter. - Ja, richtig.
00:06:40: Es gibt ja verschiedene Bedürfnismodelle.
00:06:42: Und so dieses sehr gängiges, und ich glaub auch eins der Ersten war
00:06:47: die Masloffschir. - Bedürfnispyramide.
00:06:49: Bedürfnispyramide, und die besagt halt, dass es Grundbedürfnisse gibt.
00:06:53: Und wenn die erfüllt sind, können Bedürfnisse,
00:06:56: die eine Stufe drüber sind, dann erfüllt werden.
00:06:58: Ich weiß nicht, was dann kommt. Und dass es von unten nach oben gibt.
00:07:02: Warte mal, ich weiß irgendwie was kommt.
00:07:04: Erst kommt das körperliche Grundbedürfnis,
00:07:07: dann, glaub ich, Sicherheitsbedürfnisse,
00:07:09: dann, also ganz umsteht auf jeden Fall die Selbstverwirklichung.
00:07:12: Ja, genau. - Und sexuelle Bedürfnisse und so weiter.
00:07:15: Für alle, die sich das Video anschauen,
00:07:17: ihr habt den Vorteil, dass unser Katalas hier das Bild eingeblendet hat.
00:07:21: Das heißt, ihr könnt euch die Masloffschir- bedürfnispyramide
00:07:24: jetzt einfach noch schön anschauen. - Genau.
00:07:26: Und die Konsequenz davon, wenn man annimmt,
00:07:28: dass Bindung ein Grundbedürfnis ist,
00:07:30: ist einerseits auch, dass man ohne Bindung stirbt.
00:07:33: Und es gab ja, das haben wir in der letzten Folge,
00:07:36: dass man kentkorporiert,
00:07:38: heißt die haben wir ja auch kurz erwähnt,
00:07:40: dass es mal ein Experiment gab mit Zeuglingen,
00:07:42: dass man die nur physiologisch versorgt hat mit Essen, Trinken,
00:07:46: aber nicht mit den interagiert hat und diesem gestorben.
00:07:49: Darf ich darauf noch eingehen? - Ja.
00:07:51: Ich hab mich dazu mehr informiert, weil es mich interessiert hat.
00:07:54: Und zwar war das unter dem Kaiser Friedrich II.
00:07:57: also während des Römischen Reichs.
00:07:59: Der hat mehrere verweiste Kinder, man weiß gar nicht, wie viele.
00:08:02: Unter dem Römischen Reich? - Im Römischen Reich, ja.
00:08:05: Im Römischen Reich war das? - Ja, genau.
00:08:08: So lange ist das her? - Schon richtig lange her.
00:08:10: Ich erzähle jetzt kurz, was Sie da gemacht haben.
00:08:13: Und zwar hat er dafür gesorgt,
00:08:14: dass die körperlichen Grundbedürfnisse erfüllt werden.
00:08:17: D.h. die Kinder wurden gefüttert von ihren Ammen
00:08:20: und gepflegt von den Kinderimädchen,
00:08:22: aber es wurde nicht mit ihnen interagiert,
00:08:24: weil er wollte vermutlich herausfinden,
00:08:26: welche Sprache die Kinder entwickeln werden.
00:08:28: Und tatsächlich, laut Überlieferungen sind alle Kinder gestorben,
00:08:32: bevor sie überhaupt Sprache entwickeln konnten.
00:08:35: Die haben sich nicht hochnehmen, nicht mit ihnen interagieren.
00:08:38: Aber man ist sich nicht zu 100% sicher,
00:08:40: ob dieses Experiment stattgefunden hat.
00:08:42: Es gibt Aufzeichnung, es gibt keine Beweise.
00:08:44: Wenn es so lange her ist, okay, gut, dann ist das gar nicht so sicher.
00:08:48: Es ist ja auch klar, warum das nicht wiederholt worden ist,
00:08:51: das Experiment muss man jetzt nicht noch weiter erklären.
00:08:54: Aber wir haben ja auch schon letzte Folge darüber gesprochen,
00:08:57: dass es in manchen Wildbeuterkulturen gang und gäbe ist,
00:09:00: Menschen, die einen schwerwiegenden Fehler begehen,
00:09:03: um zu bringen, einfach so lange ignoriert werden, bis sie sterben.
00:09:06: Es ist schon bekannt, dass Menschen aus Einsamkeit und Isolation
00:09:11: quasi sterben können.
00:09:13: Das würde auf jeden Fall dafür sprechen,
00:09:15: dass Bindung ein Grundbedürfnis ist.
00:09:17: Wobei ja dann auch die Frage ist, was ist Bindung, was ist Beziehung?
00:09:21: Weil Einsamkeit ist ja einfach dann schlecht, würde ich sagen.
00:09:24: Was ist das, ich meine? - Ja, voll.
00:09:26: Genau.
00:09:27: Und was es natürlich auch bedeutet, das habe ich ja schon gesagt,
00:09:31: wenn es ein Grundbedürfnis ist, muss Bindung erst mal erfüllt werden.
00:09:34: Wie du schon sagst, Bindung muss ständig erfüllt sein.
00:09:37: Und wenn Bindung nicht erfüllt ist, können andere Bedürfnisse nicht
00:09:40: erfüllt werden.
00:09:41: Und dann können Kindern auch ihren Entwicklungsaufgaben nicht nachgehen.
00:09:45: Also, weil das ist für mich schon so ein Widerspruch in sich,
00:09:48: dass man sagt, Bindung ist ein Grundbedürfnis.
00:09:50: Aber und das besteht dann auch langfristig.
00:09:53: Also quasi jetzt sorge ich dafür, dass diese Bindung dann für immer besteht.
00:09:57: Ja.
00:09:58: Und wenn sie dann einmal abreißt,
00:10:00: ist es für immer zerstört.
00:10:02: Und gleichzeitig ist es ein Grundbedürfnis,
00:10:04: was ständig erfüllt werden muss. - Ja, genau.
00:10:06: Es ergibt ja schon so irgendwie ... - Ja, sich genau.
00:10:09: Das habe ich mich auch gefragt, weil das ist ja,
00:10:11: wenn dann irgendwie so ein Grundbedürfnis,
00:10:13: was halt sehr träge ist, vielleicht, nicht so wie "Hunger und Du" ist,
00:10:17: was ständig auf und ab geht, sondern was vielleicht einmal richtig erfüllt.
00:10:21: Also, jetzt greife ich vielleicht schon vorweg,
00:10:23: aber nach Bobe ist es schon so, dass dieses Bindungsbedürfnis sich einmal
00:10:28: irgendwie so auffüllt im Kindesalter und dann bleibt es halt aufgefüllt.
00:10:32: Oder es hat nicht aufgefüllt.
00:10:34: Und dieses Bedürfnis ist halt in der Kindheit,
00:10:37: eigentlich sogar in der frühen Kindheit,
00:10:39: wird es erfüllt oder nicht erfüllt.
00:10:41: Aber in dieser bedürfnisorientierten Bubble,
00:10:43: in der wir uns jetzt auch mehr oder weniger bewegen,
00:10:45: ist ja schon auch so das gängige Narrativ von,
00:10:47: ja, der Bindungstank muss voll sein.
00:10:49: Und wenn der halt leer ist quasi, dann geht es dem Kind nicht gut.
00:10:52: Also, das ist ja auch so ein Ding von ...
00:10:54: Das geht überhaupt nicht einher mit dieser Bindungstheorie.
00:10:57: Es ist ja so, dass es rausgeht. - Ja, wer will man nicht sagen,
00:11:00: dass sich weiterentwickelt einfach?
00:11:02: Ja, kann sein, dass sich weiterentwickelt hat,
00:11:04: aber eigentlich sind alle Weiterentwicklungen,
00:11:06: sind wirklich nur Weiterentwicklungen von dieser Bindungstheorie.
00:11:09: Und wirklich diese Bindungstheorie ist eigentlich so langfristig angelegt.
00:11:13: Wie ich gerade schon gesagt hatte, wenn Bindung ein Grundbedürfnis ist,
00:11:16: muss das erst erfüllt sein, damit Kinder
00:11:18: irgendwie anderen Entwicklungsaufgaben nachkommen.
00:11:21: Zum Beispiel auch, also, man hat auch sehr betont
00:11:23: dieses Spannungsfeld zwischen Weltakunden und Bindung.
00:11:27: Gerade das, was kleine Kinder machen, wenn sie keinen Hunger haben.
00:11:31: Und nach dem Konzept, das Bedürfnis nach Bindungen erfüllt ist,
00:11:35: dann würden kleine Kinder in die Welt rausgehen
00:11:37: und erkunden und lernen und spielen und Erfahrungen sammeln.
00:11:41: Ja. - Und daran hat man das so ein bisschen festgemacht.
00:11:44: Also, man hat immer geguckt, wie verhalten sich Kinder,
00:11:46: wenn die Eltern da sind, oder wie verhalten sich Kinder in ...
00:11:49: Man hat immer gesagt, bindungsrelevanten Situationen.
00:11:52: Also, zum Beispiel, wenn grad irgendwie ein bisschen Gefahr ist
00:11:56: und da immer Stress oder was auch immer passiert,
00:11:58: gibt da bindungsrelevante Situationen,
00:12:00: in denen Kinder angewiesen sind auf Bindungspersonen.
00:12:03: Und hat mal geguckt, wie verhalten sie sich.
00:12:05: Und anhand dieser Beobachtungen hat man dann Bindungsmuster entwickelt.
00:12:10: Also, es sind so Kategorien für Bindungen,
00:12:12: um eigentlich alle Beobachtungen in ein Bindungsmuster zu bringen.
00:12:18: Ja, warte mal, ich glaube, ich kann mich noch dran erinnern,
00:12:22: welche Bindungstypen es gibt.
00:12:23: Und sicher hast du das kannst? - Sicher gebunden.
00:12:26: Ja. - Unsicher gebunden.
00:12:28: Unsicher ambivalent.
00:12:30: Unsicher vermeidend, da, dass du meintest.
00:12:32: Aber ich geb's auch unsicher ambivalent. - Ja.
00:12:35: Und dann noch ... genau, vermeidend, weiß ich nicht.
00:12:38: Nee, okay. - Und dann ...
00:12:40: Aber dann ist doch irgendwie destruktiv.
00:12:42: Deseorganisiert. - Ja, okay.
00:12:44: Ich zähl's noch mal auf.
00:12:45: Es gibt die Bindungsmuster sicher gebunden,
00:12:48: unsicher vermeidend gebunden,
00:12:50: unsicher ambivalent gebunden.
00:12:52: Und unsicher desorganisiert.
00:12:55: Okay.
00:12:56: So, das sind so die Muster, die man beobachtet hat.
00:12:59: Also, das Beste ist halt sicher gebunden.
00:13:02: Das ist das, was wir wollen, oder?
00:13:04: Das Optimum ist sicher gebunden.
00:13:06: Eine sichere Bindung bekommt man, wenn man liebevoll auf die Kinder eingeht,
00:13:10: wenn man die Bedürfnisse der Kinder wahrnimmt.
00:13:12: Und das ist vor allem im Babyalter relevant.
00:13:15: Insgesamt ist es relevant, aber gerade im Babyalter,
00:13:18: weil man feinfühlig die Bedürfnisse
00:13:20: und die Signale des Kindes wahrnimmt
00:13:23: und die richtig interpretiert.
00:13:25: Also, das ist die Klassifikation nach dem ...
00:13:28: Also, das ist quasi die Theorie. - Genau.
00:13:30: Also, man ist der Meinung, dass man so zu einer sicheren Bindung kommt.
00:13:34: Dass sich durch dieses Verhalten das Kind dann auf einen verlässt,
00:13:37: das Gefühl hat, dass man immer da ist,
00:13:40: dass es bei ihm sicher ist und das beschützt.
00:13:42: Und dann fühlt sich das Kind geborgen
00:13:44: und hätte eine sichere Bindung. - Okay.
00:13:47: Genau.
00:13:48: Also, man geht davon aus, dass eine sichere Bindung
00:13:50: für die Entwicklung des Kindes sehr positiv ist,
00:13:53: sodass die Kinder ihre Emotionen besser regulieren können,
00:13:56: besser soziale Bindungen aufbauen können
00:13:58: und dass sie im Laufe des Lebens auch besser mit Stress klarkommen.
00:14:02: Ja, ich glaub, ich hab auch irgendwo gelesen,
00:14:04: dass Kinder mit einer sicheren Bindung generell dazu neigen,
00:14:07: irgendwie verlässlichere Beziehungen einzugehen oder so was.
00:14:10: Ja, genau, dass man so Bindungs- beziehungs geht.
00:14:13: Ja. - Und genau auch so ...
00:14:15: Ich glaub, auch gerade in Liebesbeziehungen
00:14:18: ist das auch sehr relevant, welcher Bindungstyp irgendwie vorherrscht.
00:14:22: Also, beziehungsweise, man geht davon aus.
00:14:24: Genau. - Ja, okay.
00:14:25: Also, nach der Theorie. - Next.
00:14:28: Unsicher, warte mal, ich kann es nicht mehr sagen, unsicher vermeidend.
00:14:31: Das nächste ist die unsicher vermeidende Bindung. - Ja.
00:14:34: Und da glaubt man, dass die dann entsteht,
00:14:37: wenn Binnungspersonen die Kinder ablehnen und zurückweisen.
00:14:43: Und auch wenn die oft so wütend oder verärgert
00:14:46: den Kindern gegenüber sind.
00:14:48: Mhm. - Also würde jetzt ja dazu passen,
00:14:50: dass dann quasi, wenn die Leute mir schreiben,
00:14:53: ja, ich hab grad in meinem Kind geschimpft,
00:14:55: ist jetzt hier die Bindung kaputt.
00:14:57: Genau, hat jetzt eine unsicher vermeidende Bindung.
00:14:59: Ja, voll, kann ich nachvollziehen. - Ja.
00:15:02: Das ist auch nicht näher definiert,
00:15:04: wie dieser Bindungs-Dil entsteht aus der Sohne.
00:15:06: Ich hab dazu auch nicht mehr gefunden. - Ja, man geht davon aus, dass es ...
00:15:10: Ich weiß, dass die quasi so Bindungsversuche machen,
00:15:13: also die Armausstreckungen auf den Arm und so werden,
00:15:16: die dann auch nicht mehr gehen. - Ja, genau.
00:15:18: Die Kinder haben dann so verinnerlicht,
00:15:20: dass sie zurückgewiesen und abgelehnt werden,
00:15:22: dass sie auch Situationen vermeiden,
00:15:25: in denen sie abgelehnt werden könnten.
00:15:27: Die würden dann auch weniger Nähe suchen und so,
00:15:29: weil sie Angst haben, abgelehnt zu werden.
00:15:32: Ja, okay. - Weil die Angst vor der Enttäuschung haben.
00:15:35: Also geht man davon aus, weil man weiß ja nicht genau,
00:15:38: was Kinder denken? - Genau, genau.
00:15:40: Das wäre eben der unsicher vermeidende Typ.
00:15:43: Und wenn man unsicher vermeidenden Typ hat nach der Theorie,
00:15:46: dann ist das im Fall Schwierigkeiten mit Beziehungen und Bindungen.
00:15:49: Was ich auch spannend fand, ich hab noch gefunden,
00:15:52: dass Beziehungen von Erwachsenen mit diesem Bindungstyp
00:15:55: häufig idealisiert werden.
00:15:57: Und so Widersprüche verhalten nicht so aufhäht.
00:16:00: Zum Beispiel würde das dafür sprechen,
00:16:02: dass, wenn man in einer missbräuchlichen Beziehung ist,
00:16:05: würde ein Mensch, der diesen Bindungstyp entspricht,
00:16:07: das dann nicht erkennen. - Mhm.
00:16:10: Und idealisieren so.
00:16:11: Find ich aber jetzt auch wieder,
00:16:13: also jetzt einfach nur mit dem Wissen,
00:16:16: so ein bisschen ...
00:16:17: Wie sag ich das jetzt?
00:16:20: Aber das Ding ist ja einfach, wenn ich ...
00:16:22: So sehr vereinfacht, oder? - Ja.
00:16:24: Also wenn ich in der Familienlebe,
00:16:26: jetzt rein vom logischen Denken her,
00:16:28: wenn ich in der Familienlebe in der Beziehung auf Gewalt beruht,
00:16:32: also in der das quasi normal ist,
00:16:34: dass halt emotionale oder psychische Gewalt
00:16:36: oder auch emotionale Abhängigkeit vorherrscht,
00:16:39: ist es ja auch ganz unabhängig von Bindungstyp,
00:16:41: ja voll logisch, dass jemand, der dann erwachsen wird,
00:16:45: in so einer Beziehung steckt, gar nicht weiß,
00:16:47: dass es andere Arten gibt, die Beziehung gelebt werden kann.
00:16:50: Man muss das ja auch immer so betrachten.
00:16:53: Es gibt halt verschiedene Theorien,
00:16:54: und das sind alles verschiedene Perspektiven
00:16:57: auf gleiche Sachverhalte.
00:16:58: Man kann das einfach aus verschiedenen Perspektiven betrachten.
00:17:02: Wir nehmen jetzt gerade die Perspektive Bindungstheorie ein.
00:17:05: Also das muss man immer im Kopf behalten,
00:17:07: wenn man mit so was arbeitet.
00:17:09: Find die Perspektive nur ein bisschen unbefriedigend manchmal?
00:17:12: Ja, die hilfreichere Perspektiven für manche Sachen.
00:17:15: Aber das habe ich dazu gefunden.
00:17:17: Der nächste Bindungstyp wäre unsicher ambivalent.
00:17:20: Ich leid's mir aus dem Wort ab, okay? - Ja.
00:17:22: Mach 'ne Quiz daraus.
00:17:24: Ich würde sagen, ambivalent bedeutet halt,
00:17:26: dass man mal nett zu dem Kind ist und mal scheiße, vielleicht?
00:17:30: Ja, ich glaub, dass es schon so,
00:17:32: dass Kinder so ambivalent behandelt werden.
00:17:34: Genau, also da hab ich konkret jetzt nichts dazu gefunden,
00:17:37: aber man geht ...
00:17:39: Also, das hab ich so ein bisschen zwischen den Zeilen,
00:17:42: dass ich interpretiere, dass man da tatsächlich von ausgeht,
00:17:45: dass es entsteht, wenn halt so 'ne ambivalenz entsteht.
00:17:48: Also wenn das Kind sich noch nicht komplett abgelehnt fühlt
00:17:51: und auch nicht ganz sicher, so, das ist so ein Zwischending.
00:17:55: Das ist noch vor der unsicher vermeidenden Bindung eigentlich.
00:17:58: Ja. - Also, wer ...
00:18:00: Es ist wahrscheinlich nicht ganz korrekt,
00:18:02: aber ich stelle es so ein bisschen vor wie so 'ne schwächere Abstufung,
00:18:06: wie so ein Zwischending zwischen den beiden.
00:18:08: Ja, vielleicht daraus entstanden, dass es eben doch nicht so einfach ist,
00:18:12: dass es so einfach ... - Ja, obwohl die ersten drei
00:18:14: wurden auch gleich zusammenentwickelt.
00:18:17: Und jetzt kommt mich auch das letzte Bindungsmuster.
00:18:19: Und das ist dann später entstanden,
00:18:22: weil das waren so Kinder, da hat man einfach gar nicht gecheckt,
00:18:25: was mit denen los ist.
00:18:27: Die haben sich ganz unvorhergesehen verhalten.
00:18:29: Und das ist der unsicher desorganisierte Typ.
00:18:32: Die, die halt so ein bisschen durcheinander sind, die Kinder.
00:18:35: Ja, genau, und man kann halt ...
00:18:37: Man kann das auch, wie ich jetzt gesagt hab,
00:18:39: so ein bisschen Zwischendingen, man kann das auch schlecht ranken.
00:18:42: Und dann haben sie so einen gewernten,
00:18:44: aber der unsicher desorganisierte Bindungshypt geht man da.
00:18:47: Also da verhalten sich die Kinder einfach irgendwie merkwürdig
00:18:50: und haben so gar keine Struktur mehr.
00:18:52: Und das verhalten sich auch unvorhergesehen.
00:18:54: Und was ich ganz spannend fand, ich hab mir herausgefunden,
00:18:57: dass Kinder dann so ...
00:18:59: Also die diesen Bindungshypt haben so teilweise wie so einfrieren
00:19:02: mitten in der Bewegung für ein paar Sekunden.
00:19:04: Oder dass sie so motorische Sequenzen wieder abspielen.
00:19:07: Also dass sie so Bewegungsabläufe einfach komisch wiederholen.
00:19:10: Das hat sie bei denen beobachtet.
00:19:12: Aber ansonsten ist es so, dass die Kinder einfach so gar keine
00:19:15: Struktur in den Bindungsverhalten zeigen,
00:19:18: dass sie sich einfach ...
00:19:19: dass sie völlig random sind, was das angeht.
00:19:22: Und das spricht halt auch für eine starke Verwirrung des Kindes,
00:19:26: der Bindung gegenüber.
00:19:28: Man geht davon aus, dass das entsteht, wenn die Bindungspersonen,
00:19:32: also zum Beispiel die Mutter,
00:19:34: irgendwelche unverarbeiteten Traumata hat,
00:19:36: die von dem Kind getriggert werden.
00:19:39: Und das dann die Bindungspersonen emotional
00:19:41: durch diesen Traumatrigger völlig abgekapselt ist
00:19:44: von dem Kind in einigen Momenten.
00:19:47: Man sieht auch eine enge Verbindung
00:19:50: mit so problematischen Familienproblemfaktoren.
00:19:55: Wie zum Beispiel Misshandlungen, Gewalt, Drogenmissbrauch und so.
00:19:59: Also Sucht.
00:20:00: Ja, also schon wieder Korrelationen, die da eigentlich ...
00:20:03: Ja, aber da ... - Ich fand jetzt zum Beispiel
00:20:05: auch diese repetitiven Verhaltensweisen,
00:20:07: die könnte ja auch einfach eine Autismus-Spektrum-Störung sein.
00:20:10: Die ja im Kleinkindalter oder im Babyalter noch nicht
00:20:13: diagnostiziert wird, könnte aber auch fetales Alkohol-Syndrome sein.
00:20:17: Ja, genau. - Könnte aber auch ...
00:20:19: Halt ich auch gedacht, es gibt einfach viele ...
00:20:22: Störungen in Anführungszeichen,
00:20:24: die halt zu den gleichen Beobachtungen führen können.
00:20:27: Was ich mich halt noch gefragt habe,
00:20:29: also jetzt, so generell, also werde ich gleich noch mal
00:20:32: ein bisschen näher drauf eingehen,
00:20:34: aber so die erste Frage, die ich mir gerade stelle,
00:20:37: ist gewesen, dass der desorganisierte Bindungstyp,
00:20:40: das war schon länger, dass ich das gesehen habe,
00:20:42: war irgendwie so ein Artikel,
00:20:44: dass der eigentlich nur entsteht, wenn die Eltern halt so richtig ...
00:20:47: also quasi überhaupt nicht die älter Rolle übernehmen
00:20:50: und dann die Kinder halt irgendwie parentifiziert sind
00:20:52: und halt auch so auf ihre Geschwister aufpassen.
00:20:55: So halt wirklich stark vernachlässigte Kinder.
00:20:57: Also keine Ahnung, ob das stimmt,
00:20:59: der wurde ja auch erst später hinzugefügt.
00:21:01: Ja, genau, und diese Bindungstheorie,
00:21:03: die wurde ja immer weiterentwickelt,
00:21:05: wurde immer weiter aufgegriffen
00:21:07: und dann hat hier noch mal jemand was dazu gepackt,
00:21:09: hier noch mal jemand was dazu gepackt so.
00:21:12: Ja. - Ja.
00:21:13: Und was glaubst du, in welchem Alter sich Bindung etabliert?
00:21:17: Also wir hatten es auch schon mal kurz gesagt am Anfang,
00:21:20: aber was glaubst du, was ist so die relevante Phase-Verbindung?
00:21:25: Naja, ich glaube, dass man ja irgendwann so eine Fremdelfas,
00:21:28: haben die Kinder so eine Fremdelfas,
00:21:30: ich glaub, so zwischen vier und acht Monaten wahrscheinlich, dann da.
00:21:34: Da fängt das ja dann an, dass Kinder halt quasi nicht mehr,
00:21:38: also grad so ein Säugling, kannst du ja wirklich überall rumgeben.
00:21:41: Der meckert halt nicht großartig rum,
00:21:43: außer der wird jetzt hungrig oder so.
00:21:45: Aber ich glaub halt so ab einem bestimmten Alter,
00:21:48: verstehen halt Kinder, wer, wen sie kennen und wen nicht.
00:21:51: Ja.
00:21:53: Und ich glaub halt, ab da beginnt dann auch so eine Fremdelfas
00:21:55: und wahrscheinlich, also ich gehe davon aus,
00:21:57: dass das so der Ausgangspunkt der Bindungstheorie war,
00:22:00: beziehungsweise deckt sich auch mit meinen Recherchen dann.
00:22:03: Das kommt richtig. Also das ist auf jeden Fall genau der Punkt,
00:22:06: wo man sagt, da entsteht Bindung.
00:22:08: Also es wurde klassifiziert in vier Bindungsphasen.
00:22:11: Es gibt da die Vorbindungsphase, die ist bis sechs Wochen
00:22:13: und das genau, wie du sagst, der Säugling,
00:22:15: der kann das einfach noch nicht unterscheiden,
00:22:18: was für eine Person das ist.
00:22:19: Also kann auch nicht richtig Menschen voneinander unterscheiden
00:22:23: und da unter der Prämisse kann der Säugling auch noch nicht
00:22:27: eine Bindung zu einer Person aufbauen.
00:22:30: Und dann Bindung entsteht der Bindungstheorie nach
00:22:32: und dann erst dann in der zweiten Bindungsphase.
00:22:34: Darf ich kurz dazu sagen, weil ich finde das sehr spannend,
00:22:37: weil trotzdem würde ich sagen, dass gerade Säuglinge
00:22:39: in den ersten sechs Lebenswochen sehr krass darauf angewiesen sind,
00:22:42: körperliche Nähe zu bekommen.
00:22:44: Das heißt, das finde ich schon sehr spannend,
00:22:46: dass quasi ein Grundbedürfnis konstruiert wird,
00:22:48: was aber nicht von Geburt an existieren soll.
00:22:51: Genau, das ist ja auch ein bisschen widersprüchlich,
00:22:54: weil eigentlich sagt es ja aus,
00:22:56: dass die Bindung ein angeborenes Bedürfnis ist.
00:23:00: Also wurde ja auch sogar so gesagt, Bindung ist ein angeborenes Bedürfnis.
00:23:04: Da sagt man aber, das ist die Vorbindungsphase.
00:23:07: Also da hat es irgendwie schon so wie so eine ...
00:23:11: Weiß nicht, wie man sich das erklärt hat.
00:23:13: Das ist jetzt was ich denke, dass man dann gesagt hat,
00:23:15: so ist jetzt vielleicht die Phase,
00:23:17: wo Bindung irgendwie gar so undifferenziert entsteht
00:23:21: zu Menschheit an sich oder so, keine Ahnung.
00:23:23: Denkt sich ja vielleicht auch ein bisschen mit dem Konzept
00:23:26: von Urvertrauen an der Stelle.
00:23:27: Auf jeden Fall, während der Vorbindungsphase
00:23:30: ist das Kind noch nicht zu einer bestimmten Person
00:23:32: eine Bindung aufbauen. - Ja.
00:23:34: So davon geht man aus.
00:23:36: Das entsteht dann erst in der zweiten Bindungsphase.
00:23:39: Das ist dann ab sechs Wochen bis sechs bis acht Monate.
00:23:41: Das wäre die entstehende Bindung.
00:23:43: Das ist genau das, was du gesagt hast.
00:23:45: Das ist die Phase, in der Kinder anfangen zu fremdeln,
00:23:48: weil sie den Menschen unterscheiden können voneinander.
00:23:51: Schon so früh nach sechs Wochen schon?
00:23:53: Ja, das ist ja so diese Phase, bis sechs bis acht Monate.
00:23:56: Das ist ja eine Phase an sich, der Zeitraum, in dem das entsteht.
00:23:59: Das ist eine Bindung,
00:24:01: weil das Kind zwischen Menschen unterscheiden kann.
00:24:04: Zwischen Vertrauten und Unvertrauten.
00:24:06: Das ist die zweite Phase? - Genau.
00:24:08: Die dritte Bindungsphase wäre dann sechs bis acht Monate,
00:24:11: bis 18 bis 24 Monate.
00:24:13: Und da entwickeln ... - Also, warte mal kurz.
00:24:16: Halbes Jahr bis ungefähr anderthalb Jahre.
00:24:18: Nee, bis ungefähr zwei Jahre. - Genau, ja.
00:24:20: Halbes Jahr bis ungefähr zwei Jahre.
00:24:22: Kommt dann natürlich wieder auf das Kind individuell an,
00:24:25: wie es sich entwickelt.
00:24:27: Und da gibt es dann halt spezifische Bindungen
00:24:30: zu spezifischen Bindungspersonen.
00:24:32: Und da fangen Kinder auch mit deutlichen Bindungsverhalten an,
00:24:36: wie Nähsuchen, Trennungsangst.
00:24:39: Und ob es jetzt auch die Welt,
00:24:42: also ob es jetzt auch die Umgebung erkundet oder nicht so.
00:24:45: Ja, ja.
00:24:46: Danach kommt die Reziproke-Beziehung, sagt man,
00:24:49: das ist die vierte Bindungsphase.
00:24:51: Es ist alles danach.
00:24:52: Und da gibt es halt bessere, kognitive Fähigkeiten
00:24:55: und halt bessere Sprachentwicklung und so.
00:24:57: Da sind die Kinder weniger abhängig von körperlicher Nähe,
00:25:02: auf jeden Fall.
00:25:03: Okay, und das war's? - Aber Bindungen entsteht.
00:25:05: Ja, und da hört es irgendwie auf dann.
00:25:08: Also, hey, alle, die mir jetzt geschrieben haben,
00:25:10: mein Kind ist sechs Jahre alt, ich hab's gerade angebrüllt,
00:25:13: schattet der Bindung nicht, dann geht das fertig mit Bindung.
00:25:16: Das ist nicht, aber es hat die Reziproke-Beziehungsphase.
00:25:20: Nee, aber also, jetzt mal ohne Witz,
00:25:22: davon ist der Bulbi ausgegangen.
00:25:24: Ich glaub, das wurde tatsächlich auch schon weiterentwickelt,
00:25:27: das, was du gerade vorgelesen hast.
00:25:29: Ich hab nämlich noch viel dazu herausgefunden.
00:25:32: Und was noch interessant ist zur Bindungstheorie,
00:25:35: was man im Kopf behalten muss, ist, dass davon ausgegangen wurde,
00:25:38: dass es so eine primäre Bindung gibt
00:25:40: und eine primäre Bindungsperson.
00:25:42: Und dann noch so drei bis vier sekundäre Bindungen,
00:25:45: die sich aber hierarchisch unterordnen.
00:25:47: Also, die primäre Bindung und die primäre Bindungsperson
00:25:50: ist die allerwichtigste Bindung im Leben des Kindes.
00:25:53: Und alle anderen sind halt auch wichtig,
00:25:55: aber nicht so wichtig wie die Primäre.
00:25:58: Ja.
00:25:59: Jetzt nach dem, was du gesagt hast. - Mhm.
00:26:01: Wenn ich so froh, was ich als Nächstes gemacht habe,
00:26:05: nämlich wir wussten ja,
00:26:07: also, wenn wir recherchieren für so eine Folge,
00:26:09: wissen wir nicht, zu welchem Ergebnis die eine Person kommt
00:26:12: und die andere.
00:26:14: Und ich wusste auch, als ich meine Recherche begonnen hab,
00:26:17: noch nicht zu welchem Ergebnis ich kommen werde.
00:26:20: Und meine Recherche deckt sich halt komplett mit dem,
00:26:23: was das ein bisschen verwirrend auch ist.
00:26:25: Ich hab mich nämlich näher mit der Frage auseinandergesetzt,
00:26:28: wie es eigentlich zur Bindungstheorie kam.
00:26:31: Also, weil ich bin der Meinung, ich bin mir da nicht zu 100 Prozent sicher,
00:26:35: aber ich meine, ich hab gelesen, dass z.B. der Rousseau,
00:26:38: als er die Kindheit entdeckt hat am Anfang der Industrialisierung,
00:26:42: dass er das einfach nur so als Philosoph quasi aufgeschrieben hat.
00:26:45: Also, nur darüber philosophiert hat.
00:26:48: Ich hab mich gefragt, hat Bobi das auch einfach nur philosophiert?
00:26:51: Aber nein, es hat er nicht. Er hat tatsächlich Studien dazu durchgeführt.
00:26:55: 1950 ist es auch noch so lange her, oder?
00:26:58: Also, geht ja eigentlich noch.
00:26:59: Selbst nicht mal 100 Jahre.
00:27:01: Würde man ja eigentlich meinen, methodisch müsste es ja auch super sein.
00:27:05: Wurde der nicht sogar 1950 von der WHO beauftragt für eine Studie?
00:27:09: Ja, auf jeden Fall hat er auch eine WHO-Studie durchgeführt.
00:27:13: Er hat mehrere Studien durchgeführt.
00:27:15: Ich werd jetzt ein paar von denen, ich glaub, es waren vier oder fünf.
00:27:19: Ich hab jetzt zwei rausgegriffen,
00:27:20: durchgelesen, um zu gucken, ob sich das deckt.
00:27:23: Aber hab jetzt nicht alle noch mal mit in den Podcast genommen,
00:27:26: weil ich dachte, das ist zu viel. - Ganz schon viel, ja.
00:27:29: Ich hab außerdem noch geguckt,
00:27:31: wie die Bindungstheorie weiterentwickelt wurde.
00:27:33: Und ich hab geguckt, welche Studien außerdem noch gemacht wurden,
00:27:37: ob die vielleicht methodisch ein bisschen ...
00:27:40: Ja, was soll ich sagen? - Weiter sind?
00:27:42: Weiter oder ... - Stichhaltig, ne?
00:27:44: ... konkreter oder auch einfach wissenschaftlicher.
00:27:49: Okay. - Okay.
00:27:50: So.
00:27:52: An der Stelle, bevor ich gleich mit Bowlby einsteige, also 1950,
00:27:56: würde ich mich wahnsinnig freuen,
00:27:58: wenn ihr unseren Podcast einmal schnell bewertet.
00:28:02: Wir haben, jetzt glaub ich, 2.4.000 Bewertungen auf Spotify.
00:28:05: Ich find's geil, wenn wir irgendwie 3.000 Bewertungen kriegen.
00:28:08: Oh ja. - Würden.
00:28:10: Gerne natürlich auch mit fünf Sterne, aber tut euch keinen Zwang an.
00:28:13: Ihr könnt uns schlecht bewerten.
00:28:15: Wenn ihr uns schlecht findet, haben wir ehrliches Feedback.
00:28:19: Wir haben fast die 30.000 Follower auch.
00:28:21: Natürlich ist es nicht sonderlich wichtig,
00:28:24: aber wenn ihr uns folgt, dann erscheinen wir den Charts.
00:28:27: Und das ist halt schon ziemlich cool für uns.
00:28:29: Ja, macht uns sicherbar. - Teilt uns.
00:28:31: Da würden wir uns sehr freuen.
00:28:33: Also, 1950 Bowlby.
00:28:34: Ja, steigen wir ein. - Jo.
00:28:36: Bist du bereit? Okay.
00:28:37: Also ...
00:28:39: Die bekannteste Studie, die er durchgeführt hat,
00:28:43: das ist nämlich jetzt auch diese WHO-Studie,
00:28:46: von der du gerade gesprochen hast.
00:28:48: 44 Juvenile thieves.
00:28:50: Juvenile, Juvenile.
00:28:52: Jugendlich. - Ja, genau, Jugendliche.
00:28:54: Their characters and home life.
00:28:56: So heißt die Studie.
00:28:57: Also, 44 jugendliche Diebe. - Ja.
00:29:00: Ihre Charaktere und ihr häusliches Leben.
00:29:04: Ganz genau.
00:29:05: Also, er hat 44 jugendliche Straftäter auf die Frage hin untersucht,
00:29:10: ob es einen Zusammenhang zwischen frühen Emotionaltraumatisierungen
00:29:14: durch Verlust und Trainungserlebnisse
00:29:17: und der späteren Entwicklung von Verhaltensauffälligkeiten gibt.
00:29:21: Er hat die gefragt.
00:29:23: Er hat das einfach untersucht.
00:29:25: Er hat sich quasi die Straffälligen angeguckt.
00:29:29: Und hat dann ... - Deiner Funfact,
00:29:31: den ich dazu gefunden habe,
00:29:33: er ist ja Kinder- und Jugendpsychiatin.
00:29:35: Und er hat die halt aus der Klinik, wo er gearbeitet hat,
00:29:38: hat er sich die halt rausgepickt.
00:29:41: Seine Versuchsperson. - Seine 44 Versuchsperson.
00:29:43: Und hat da dann einfach geguckt,
00:29:46: ob die Jugendlichen quasi in den ersten fünf Lebensjahren
00:29:50: für mindestens sechs Monate von ihren Müttern getrennt waren.
00:29:55: Und hat herausgefunden, dass mehr als die Hälfte,
00:29:58: ich hab keine konkretere Zahl gefunden,
00:30:00: mehr als die Hälfte der Jugendlichen länger als sechs Monate
00:30:04: in den ersten fünf Lebensjahren von ihren Müttern getrennt waren.
00:30:07: Wir sind jetzt irgendwie ... 1950 hat Bolby diese Theorie erst formuliert.
00:30:12: Also, ich glaub, 1934 oder so.
00:30:14: Sind wir jetzt gerade. - Ja.
00:30:15: Da führt er diese Studie durch, die heißt
00:30:18: "44 Juvenile Thieves der Characters und Home Lives".
00:30:22: Also, ich hab noch gefunden, dass er herausgefunden hat,
00:30:25: dass 14 von dieser Diebesgruppe,
00:30:28: dass er da eine psychopathische Störung diagnostiziert hat,
00:30:32: und dass 12 von den Trennungserfahrungen hatten ...
00:30:36: Also, nicht mal die Hälfte. - Also, 12 von den 14.
00:30:39: Ach so. - Dann stand er jetzt, glaub ich, so.
00:30:41: Aber ja, gut, ich hab nämlich keine konkrete Zahl davon gefunden,
00:30:45: wieviel von den 44 Jugendlichen für sechs Monate
00:30:48: von ihrer Mutter getrennt waren in den ersten fünf Lebensjahren.
00:30:52: Aber ich hab eben auch gelesen, dass einige von denen
00:30:55: sehr schwere psychische Störungen zeigten wie Psychopathie.
00:30:58: Und Bolby hat daraus gefolgert,
00:31:00: dass die Trennung zur Mutter in den ersten Lebensjahren
00:31:03: schwerwiegende Folgen für die Entwicklung haben muss.
00:31:06: Findest du das befriedigend?
00:31:08: Ja ...
00:31:10: Also, das war vielleicht zu seinen Ausgangs ...
00:31:12: Ich mein, dieses Studie war ja in den 30er-Jahren,
00:31:15: irgendwie, 36 bis 39.
00:31:17: Und so seine Bindungstheorie, also sein Buch "Attachment",
00:31:21: kann man irgendwie, 1969 raus,
00:31:23: ich kann mir einfach vorstellen, dass er diese Beobachtung genommen hat,
00:31:27: dass er gesagt hat, okay, da müsste ja irgendwie
00:31:30: wahrscheinlich eine Verbindung bestehen,
00:31:32: und denen halt einfach das als Ausgangspunkt genommen hat,
00:31:35: den weiter nachzugehen und das weiterzuerforschen.
00:31:38: Kann ich mir vorstellen. - Voll, das ergibt auf jeden Fall Sinn.
00:31:42: Ähm ...
00:31:43: Also, ich hab mich gefragt,
00:31:45: wie generell die Umstände von diesen Kindern auch waren.
00:31:49: Also, zum Beispiel, ob in dem Elternhaus
00:31:51: generell auch Gewalt herrscht, also weiß das ich meine?
00:31:54: Weil ich mein, er hat sich jetzt auf eine Prämisse gestützt,
00:31:57: nämlich, dass die Mutter für sechs Monate weg war.
00:32:00: Aber warum war die weg? Wo war das Kind in der Zeit?
00:32:03: War der Vater auch weg? War die Tante da?
00:32:05: Also, es hat dazu ...
00:32:07: Es gab dazu nicht so viele Informationen.
00:32:09: Oder waren sie in einem Weisenhaus?
00:32:11: Ich hab dazu wenig Informationen gefunden,
00:32:13: aber laut den Sozialarbeitern war die Familienatmosphäre
00:32:16: von diesen Kindern und Jugendlichen
00:32:19: generell halt sehr von emotionalem Missbrauch und Gewalt geprägt.
00:32:22: Und ja, also, man kann jetzt zum Beispiel auch ...
00:32:25: Man könnte jetzt ja auch fragen, wie war das?
00:32:27: Also, waren die von Armut betroffen?
00:32:30: Waren die vielleicht ...
00:32:32: War diebstahl so ein Ding?
00:32:33: War die Mutter sechs Monate weg? War die selber im Gefängnis?
00:32:37: Da waren ja alles schon Faktoren, die irgendwie ...
00:32:39: finde ich damit rein, die viel naheliegend sind,
00:32:42: als zu sagen, er war sechs Monate von der Mutter getrennt muss,
00:32:46: aber das auch zeitlich wieder einordnen.
00:32:48: Damals war dieses traditionelle Rollenbild so groß und so stark,
00:32:51: dass halt ...
00:32:53: Ich frag mich halt auch, inwiefern so eine Theorie dann quasi gemacht wurde,
00:32:57: um die Relevanz einer Mutter-Kind-Bindung zu stützen.
00:33:00: Und gar nicht so sehr ...
00:33:01: Das will ich ihm jetzt gar nicht unterstellen,
00:33:04: aber ich frag mich halt schon,
00:33:06: wiefern das damit reinspielte. - Ja.
00:33:08: Weil es ja schon auch bei vielen Psycholog*innen so war damals,
00:33:12: oder auch Philosophinnen,
00:33:14: dass halt so die Mutter quasi an das Kind zu binden,
00:33:18: so ein bisschen halt auch ... dienlich war.
00:33:21: Also, ohne jetzt bösen Wind zu unterstellen.
00:33:24: Um das ein bisschen zu verstehen, hilft das total,
00:33:26: das in einen historischen Kontext einzuhorten,
00:33:29: weil wir haben diese Studie mit einem Zweiten Weltkrieg.
00:33:32: Und im Zweiten Weltkrieg sind halt viele Erwachsene gestorben,
00:33:35: da sind halt viele weisen Kinder zurückgeblieben.
00:33:38: Und ich kann mir vorstellen,
00:33:40: dass überhaupt diese Forschungsfrage aufkam,
00:33:44: weil viele Kinder ihre Eltern verloren hat,
00:33:46: dass sich dann Boribi gefragt hat,
00:33:48: was hat das für Auswirkungen auf die Kinder,
00:33:51: dass er dann hingegangen ist, Kinder untersucht hat,
00:33:53: um diesen Punkt zu erforschen.
00:33:55: Dass er schon diesen Punkt im Kopf hatte.
00:33:57: Und dann auch genau diesen Punkt rausgepickt hat.
00:34:00: Und soweit ich das jetzt gelesen hab,
00:34:02: ist es tatsächlich, dass du beschreibst,
00:34:04: dass du hast einen Kritikpunkt an der Studie,
00:34:07: dass er da gesagt hat,
00:34:08: das ist jetzt wegen dieser Mutter-Kind-Bindung.
00:34:11: Und ich gesagt hat, das korreliert.
00:34:13: Ja, genau, dass er diese Prämisse auch als gegeben wahrgenommen hat.
00:34:17: Ich hab jetzt gerade auch noch mal überlegt,
00:34:20: weil Zweiter Weltkrieg und so,
00:34:22: da waren ja dann auch eben die Eltern, also die Mütter ...
00:34:25: Okay, ja, eigentlich sind ja aber klassischerweise die Männer,
00:34:28: oder es sind ja auch in den Krieg gezogen,
00:34:30: und die Mütter sind jetzt zurückgeblieben,
00:34:33: also finde ich das eigentlich noch verwunderlicher.
00:34:35: Auf eine Art irgendwie. - Das ist so ...
00:34:37: Genau, das haben wir vielleicht noch gar nicht so gesagt,
00:34:40: aber ich hab ja schon gerade gesagt,
00:34:42: er hat diese Hierarchie aufgemacht
00:34:44: zwischen primären Bindungspersonen und Sekundären.
00:34:47: Aber für ihn damals war das noch Mutter
00:34:49: als primäre Bindungspersonen und alle anderen als Sekundäre.
00:34:52: Er erwähnt das auch nur in einer Studie am Rande,
00:34:55: dass es auch andere sein können als die Mutter.
00:34:57: Er geht immer von der Prämisse aus Mutter
00:35:00: und von diesen Studientauch der Vater gar nicht auf.
00:35:03: Also wird gar nicht irgendwie erwähnt,
00:35:05: oder das wird gar nicht gesagt, was der zu der Zeit gemacht hat.
00:35:09: Feta hat gar nicht so einen Teil genommen,
00:35:11: ein jeglicher Studie, glaube ich.
00:35:13: Ja, und weil ich halt diese Studie viel zu wahr gefand,
00:35:16: um da irgendwie ... - Ich glaub, da bist du nicht die Einzige.
00:35:19: Hab ich mir jetzt, wie gesagt, auch weitere Studien angeguckt.
00:35:22: Eine war eben auch so eine klinische Studie,
00:35:25: wo er Kinder aus seiner Klinik rausgesucht hat.
00:35:27: Das war ja auch ein Buch, aber das haben wir jetzt nicht gekauft.
00:35:31: Da darf man nicht rauszutieren, dass das Problem ist.
00:35:34: Man muss halt dieses Buch jetzt kaufen.
00:35:36: Ich hab zu einer Studie noch ein bisschen mehr gefunden,
00:35:39: nämlich zu der Studie an verweisten Kleinkindern.
00:35:42: Ich weiß nicht, ob du dir dazu schon was durchgelesen hast. - Nee.
00:35:45: Da war es eben genauso, wie du gesagt hast.
00:35:47: Also viele Kinder haben halt durch den Krieg
00:35:50: einfach ihre Familie oder ihre Mutter in dem Fall verloren.
00:35:53: Und da war das eben auch sein Ziel an der Studie
00:35:56: mit diesen weißen Kindern herauszufinden,
00:35:59: welche langfristigen Folgen die mütterliche Abwesenheit
00:36:02: auf die Kinder hat.
00:36:03: Da wurden halt die Kinder, die er untersucht hat,
00:36:06: im Alter von sechs Monaten und sechs Jahren von der Mutter getrennt,
00:36:10: also eben dieser relevante Bereich quasi.
00:36:12: Er hat die Kinder als feinzelig gefühlskal, dissozial und unfähig,
00:36:17: tiefere Beziehungen einzugehen, beschrieben und hat außerdem gesagt,
00:36:21: dass sie eine erhöhte Aggressivität haben und kriminelle Neigungen.
00:36:24: Und Bobys Schlussfolgerung war daraus auch,
00:36:26: der Verlust der Mutter mindert das Konzentrationsvermögen,
00:36:30: die Intelligenz und der Schwertkindern, Zugang zu Emotionen und Empathie.
00:36:34: Ja, das ist jetzt der Verlust der Mutter
00:36:36: oder ist es der Stress durch Krieg und Trauer durch verordene Findungspersonen?
00:36:41: Und was finde ich ein ganz wichtiger Punkt?
00:36:44: Überleg dir mal, wo haben die gewohnt dann?
00:36:47: Was hab ich grad gesagt? - In Weisenhaus.
00:36:49: Und in Weisenhaus lief's halt vielleicht auch nicht so rund für die Kinder.
00:36:54: Ich hab mir durchgelesen, wie's in den Weisenhäusern da ablief.
00:36:58: Und es war halt eine krasse Massenabfertigung.
00:37:00: Also die Kinder, die waren halt ...
00:37:03: Also die ...
00:37:04: Man kennt ja auch, ich weiß nicht, ob du das kennst,
00:37:06: aber man kennt ja auch diese Filme, so "Tom Sawyer" oder so.
00:37:10: Also die Kinder sind mehrraumbetten und die liegen da.
00:37:13: Und die müssen ... - Tom Sawyer nicht, aber du meinst jetzt vielleicht ...
00:37:17: Oliver Twist, ich weiß nicht genau. - Oliver Twist.
00:37:19: Das war 'ne andere Zeit, so eine ganz andere Epoche.
00:37:22: Das kann schon sein, aber so wie diese Filme halt gezeichnet wurden.
00:37:26: Also diese Betten, die halt da sind, und die Kinder,
00:37:29: die müssen da liegen und die müssen still sein.
00:37:31: Das war halt alles die Realität.
00:37:33: Es wurde sehr stark diszipliniert und reglementiert.
00:37:36: Es gab sehr strenge Strukturen.
00:37:38: Also alles wurde halt nach Zeit auch ...
00:37:41: Also, jetzt, wenn's ein Baby war, das wurde nach Zeit hochgehenden,
00:37:44: das wurde nach Zeit gefüttert.
00:37:46: Es gab halt feste Essenszeiten.
00:37:49: Und es war halt stark 'ne Personalmangel.
00:37:51: Es war ja auch Krieg und so weiter.
00:37:53: Aber dadurch war's halt nicht möglich, den Kindern irgendwie auch Nähe zu geben.
00:37:57: Oder auch emotionalen Zuwendung.
00:37:59: Oder die auch irgendwie emotional zu begleiten in irgendwelchen Konflikten.
00:38:03: Die wurden halt nach Nachhineinversorgung.
00:38:05: Die wurden abgefertigt. - Also im Prinzip das, was Kaiser Wilhelm
00:38:09: mit diesen Kindern auch gemacht hat.
00:38:11: Nur, dass die noch kleiner waren, sozusagen.
00:38:13: Nicht Kaiser Friedrich II.
00:38:16: Also im Prinzip das, was Friedrich II. im römischen Reich
00:38:19: und deswegen auch an der Tagesordnung.
00:38:21: Das hat ein bisschen ältere Kinder waren so und ein paar mehr.
00:38:24: Ich hab halt auch gelesen, dass die Kinder teilweise mit Bändern fixiert wurden,
00:38:28: um bestimmte Verhalten zu heißen zu unterbinden.
00:38:30: Ist einfach eine Kinderindustrie gewesen irgendwie ...
00:38:34: Und das Ding ist halt einfach, wenn man sich das anguckt,
00:38:37: dann ist es ja auch kein Wunder,
00:38:39: dass die halt dann emotionale Verhaltensauffälligkeiten haben,
00:38:43: die dann vielleicht auch damit zusammenhängen,
00:38:45: dass die Mutter gestorben ist,
00:38:47: dass sie das weiß nachgekommen sind.
00:38:49: Wenn die Mutter gestorben wäre und sie wären da dann aber
00:38:51: zu der Großmutter gekommen oder zu den Großeltern.
00:38:54: Hätten sie nicht an der Studie teilgenommen,
00:38:56: aber gleichzeitig definitiv auch nicht diese Verhaltensauffälligkeiten
00:38:59: gab, die über Trauer hinausgehen, außer sie wären dort auch so behandelt.
00:39:03: Bin ich mir zu 100 Prozent sicher. - Da gibt es schon Sinn.
00:39:06: Ja, unbefriedigend. - Ja.
00:39:08: Ja. - Schon.
00:39:09: Aber es gab ja noch diese eine wichtigste Studie quasi.
00:39:12: Der Fremde-Person-Test? - Genau.
00:39:14: Der Fremde-Person-Test hat zusammen mit seiner Studentin
00:39:17: Mary Ainsworth durchgeführt.
00:39:19: Mhm.
00:39:20: Und dieser Strange-Situation-Test,
00:39:23: der ist auch die Prämisse für die Bindungstypen,
00:39:26: die du uns vorher also erklärt hast. - Genau.
00:39:28: Man hat einfach nur die Beobachtungen aus diesem Test genommen
00:39:32: und auf Basis von den Beobachtungen diese Typen,
00:39:36: diese Bindungsmuster entwickelt.
00:39:38: Klassifiziert. - Und das ist so wichtig, das zu wissen.
00:39:41: Also beim Strange-Situation-Test
00:39:44: wurden erst mal Mutter und Kind eine Weile zu Hause beobachtet.
00:39:47: Um generell wahrscheinlich zu gucken,
00:39:49: wird feinfühlig auf die Bedürfnisse geachtet oder nicht.
00:39:52: Ich gehe davon aus, weil das ergibt ja ...
00:39:54: Sonst könnte man ja auch nicht klassifizieren,
00:39:57: wie die Mütter sich verhalten mit dem Kind
00:39:59: und warum dann die Bindung daraus resultiert und so.
00:40:02: Dann wurde halt so eine Experiment-Situation quasi geschaffen.
00:40:06: Ich hab an der Stelle ein Video mitgebracht.
00:40:08: Willst du das angucken? - Du kannst mir das auch zeigen.
00:40:11: Ich hab das mitgebracht, wir kommen auf jeden Fall.
00:40:14: Ich find's cool, dass du dieses Video gefunden hast.
00:40:17: Ich hab auch gelesen, was da so gemacht wurde.
00:40:19: Ich fand das super spannend zu sehen,
00:40:21: wie das konkret durchgeführt worden ist mit meinen eigenen Augen.
00:40:25: Also der Test wurde 1969 durchgeführt.
00:40:27: Und dann 1979 wurden die Ergebnisse veröffentlicht.
00:40:30: 1979 wurden die Ergebnisse veröffentlicht.
00:40:33: Okay, spannend.
00:40:34: Und was ich auch sehr relevant fand,
00:40:37: ein Video, das ist sich um einen standardisierten Test handelt. Also mein Standardtest zur
00:40:44: Ermittlung der Bindung. Das heißt, dass das eigentlich ein Testerfahrend ist, das überall
00:40:49: wiederholt werden kann und was halt auch oft wiederholt wurde.
00:40:52: Ja, kannst du kurz beschreiben, was man gesehen hat?
00:40:55: Also da war so ein Raum, einfach, da hat man so zwei Stühle gehabt und in der Mitte das
00:41:01: Spielzeug. Und dann ist eine Mutter mit ihrem Kind, hat diesen Raum betreten und die haben
00:41:07: sich das mal aufgehalten. So, das Kind hat angefangen zu spielen, zu erkunden. Erst hat
00:41:11: die Mutter mit dem Kind zusammengespielt und dann ist das Kind so ein bisschen mehr erkundet,
00:41:17: die Umgebung. Und dann kam eine fremde Frau in den Raum, hat sich auf einen zweiten Stuhl
00:41:25: neben die Mutter gesetzt und einfach nur gelesen. Also hat erst mal gar nicht wirklich interagiert,
00:41:30: hat dann aber nach einer Weile mit dem Kind gespielt, also hat Kontakt zu dem Kind aufgenommen
00:41:37: und nachdem die Frau Kontakt mit dem Kind aufgenommen hatte, hat die Mutter den Raum
00:41:41: verlassen. Und sobald, also die Mutter war in dem Video noch nicht mal außerhalb der
00:41:46: Tür, also sie standen sie in der Tür und das Kind hat angefangen zu weinen und ich
00:41:50: weiß nicht, wie alt das war, das konnte noch nicht laufen. Also so.
00:41:53: Na 14 Monate sagen die auch in dem Video.
00:41:55: Ach 14 Monate, etwa das. Okay, gut, also kurz so vorlaufen kann, das ist auf jeden Fall,
00:42:00: er hat mega angefangen zu weinen. Dann ist die fremde Person zu dem Kind hingegangen, hat
00:42:04: versucht, dass sie trösten und das Kind hat sich einfach gar nicht von der Trösten lassen.
00:42:08: Kurz darauf ist die Mutter wieder gekommen, hat das Kind getröstet. Da war es kein Problem,
00:42:12: das hat sich beruhigt, da waren die wieder da, das Kind hat wieder angefangen zu spielen.
00:42:16: Und die fremde Person, die ist gegangen. Also ich weiß nicht, wann die gegangen ist,
00:42:21: aber die ist auf jeden Fall gegangen, als die Mutter dann wieder da war. Und dann haben
00:42:24: die wieder gespielt, das Kind hat sich beruhigt, hat angefangen zu spielen, dann hat die Mutter
00:42:27: dem Kind noch irgendwie ein Spielzeug gegeben und ist dann einfach gegangen. Und dann war
00:42:32: wieder, die Mutter war so halb aus der Tür, die stand eigentlich noch in der Tür, das
00:42:36: Kind hat ganz doll angefangen zu weinen. Das Kind hat auch immer versucht, noch durch
00:42:41: die Tür zu kommen. Also die Mutter musste sich gerade beim ersten Mal auch relativ beeilen,
00:42:45: dass sie die Tür zu bekommt, bevor das Kind jetzt die Händchen dazwischen hat. Und ist
00:42:50: auf jeden Fall total, also man hat gemerkt, dass es total gestresst ist.
00:42:54: Ja, Panisch hat es fast gewirkt, finde ich.
00:42:56: Ja, also es hat schon sehr geweint. Dann kam die Mutter wieder, hat das Kind auf den
00:43:00: Arm genommen, das Kind hat sich beruhigt. Und das...
00:43:03: Nee, zuerst kam die fremde Person wieder rein.
00:43:05: Ah ja, stimmt. Erst kam die fremde Person wieder rein, nachdem die Mutter gegangen war.
00:43:09: Das Kind hat sich nicht beruhigt, dann kam die Mutter rein. Und was man auch immer gesehen
00:43:12: hat, sobald die Mutter den Raum betreten hat, ist das Kind sofort auf die Zuge gekrabbelt.
00:43:18: Und die Mutter hat das Kind auf den Arm genommen, das Kind wollte auch auf den Arm genommen
00:43:21: werden. Mutter hat das Kind auf den Arm genommen. Und dann hat sich das Kind beruhigt.
00:43:25: Ja.
00:43:26: Und das war quasi dieser Versuchsaufbau. Das hat man mit verschiedenen Kindern in
00:43:32: dem Ablauf gemacht. Mit "Komm in den Raum an, fremde Person kommt rein, Mutter geht
00:43:35: raus, Mutter geht wieder rein, fremde Person geht raus, Mutter geht raus, Mutter geht wieder
00:43:40: rein." Nee, fremde Person kommt rein, fremde Person geht raus, Mutter geht rein.
00:43:44: Ja, also im Endeffekt wurde dadurch die Trennungsangst und die Interaktion mit Fremden und die Wiedervereinigung
00:43:51: untersucht. Und daraus haben sich dann eben auch diese Bindungstile ergeben.
00:43:55: Also das wurde ja auch am Ende des Videos gesagt, so diese Situation, dass das Kind
00:43:58: halt panisch reagiert, wenn die Mutter weg ist und dann sich von der fremden Person nicht
00:44:02: trösten lässt und dann eben hinterherkrabbelt und wieder auf den Arm genommen werden möchte
00:44:06: und sich beruhigt, wenn die Mutter wieder da ist. Das wird halt so als sicherer Bindungstil
00:44:09: klassifiziert und es wurde auch so festgelegt. Wenn die Kinder sich anders verhalten haben,
00:44:14: also zum Beispiel im unsicher vermeidenden Bindungstil, wenn das Kind einfach die Mutter nicht beachtet
00:44:20: hat, wenn sie gegangen ist, auch sich ruhig verhalten hat und wenn sie wieder gekommen ist,
00:44:24: sich auch ruhig verhalten hat, dann wurde gesagt, so das ist der unsicher vermeidende
00:44:28: Bindungstil und das Ganze eben aber auch in Kombination mit, dass sie halt Mutter und
00:44:33: Kind auch zu Hause beobachtet haben.
00:44:35: Und bei den Kindern, also bei dem unsicher vermeidenden Bindungstil, da hat man so die
00:44:40: Kinder drunter gefasst, wo man gedacht hat, das juckt die gar nicht, die ihr Verhalten
00:44:44: gar nicht geändert haben, die auch auf die fremde Person eingegangen sind. Aber man hat
00:44:48: dann bei den Kindern Herzrequenz gemessen und den Kortisol spiegel und hat festgestellt,
00:44:53: dass die auch total in der Stress waren.
00:44:55: Da wollte ich auch gleich noch darauf eingehen. Was mich aber interessiert, wie haben sich
00:44:58: die Kinder bei unsicher ambivalent Verhalten, weil das habe ich jetzt gar nicht mehr recherchiert,
00:45:01: aber ich glaube, du weißt es, oder?
00:45:03: Ich habe das recherchiert, ja. Bei dem unsicher ambivalenten Bindungstil hat man beobachtet,
00:45:08: dass die Kinder eher so an der Bindungsperson geklammert haben und nicht so richtig den
00:45:12: Raum erkundet haben und sich immer rückversichern wollten, ob die Bindungsperson jetzt in der
00:45:18: Nähe ist. Dann war das so, dass die sich auch widersprüchlich verhalten haben, wenn
00:45:23: die Bindungsperson wieder da war, also dass die auf Körpernähe von der Bindungsperson
00:45:29: erst aggressiv reagiert haben und dann aber sofort auch wieder super die Nähe gesucht
00:45:34: haben.
00:45:35: Also die haben halt auch von Anfang an eher an der Mutter geklammert und haben auch,
00:45:38: wenn die Mutter den Raumverlass nachht, gegen die Tür gehemmert, weil sie halt auch raus
00:45:42: wollten und sie haben halt auch nicht so explodiert. Und daraus wurde dann der unsicher vermeidende
00:45:50: Typ quasi klassifiziert.
00:45:51: Unsicher ambivalent.
00:45:52: Der unsicher ambivalente Typ klassifiziert. Das Ding ist halt einfach, ich finde, wenn
00:45:56: man das so hört, dann ergibt es schon aus Sinn. Also so ja, klar, das ist halt unsicher ambivalent
00:46:00: und das ist sicher gebunden, deshalb fällt es sich x, y, z, aber gerade bei dem letzten
00:46:04: Beispiel, also mit unsicher ambivalent, als ich mir so durchgelesen habe, wie sich das
00:46:09: Kind verhalten hat, dachte ich mir so ja, aber das könnte auch einfach nur ein Kind sein,
00:46:11: was halt generell halt viel Nähe braucht und halt vielleicht irgendwie viel Regulation,
00:46:16: also wo halt viel, also wir haben ja auch in der letzten Folge über Kooperation, haben
00:46:20: wir ja auch darüber gesprochen, wie halt im Körper vom Kind Stress entsteht. Also wenn
00:46:25: euch das näher interessiert, dann hört euch das gerne nochmal an, aber ich finde, da
00:46:28: kann man auch viel einfach darauf zurückführen, dass vielleicht einfach Stress im Körper
00:46:30: des Kindes war sozusagen und es deshalb halt aufgrund der unbekannten Situation halt nicht
00:46:35: exploriert hat und so, das muss ja dann, also das halt, ich finde halt irgendwie auf den
00:46:38: ersten Moment liest sich das so und man denkt sich so ja klar voll logisch und dann wenn
00:46:43: man aber drüber nachdenkt oder halt auch mehr Wissen zu dem Thema hat, dann ergibt
00:46:46: es irgendwie gar nicht so viel Sinn. Ja, voll. Ja und ich habe mir halt auch gedacht so bei
00:46:51: dieser, also das ist ja das, was man immer so liest, auch in irgendwelchen Büchern, dann
00:46:55: wird halt genau das zitiert zu diese Bindungstypen und was die ausmachen und dann wird halt im
00:47:00: besten Fall auch noch gesagt, jo, aber das kann man jetzt nicht einfach so auf einzelne
00:47:03: Situation anwenden, weil das ist halt genau dieses Testsetting. Also die Beobachtungen
00:47:09: wurden halt genau in diesem standardisierten Test gemacht und man kann deshalb eigentlich
00:47:14: 0,0 Rückschlüsse auf den eigenen Bindungstypen mit dem Kind ziehen, wenn man zum Beispiel
00:47:20: bei der Kita-Eingewöhnung geht und das Kind sich so oder so verhält. Ja, aber vor allem
00:47:25: also selbst auch, also selbst auch da finde ich halt ja, aber da wurde ja gar nichts mit
00:47:29: einbezogen, wie jetzt eben karakterliche Unterschiede oder so. Man hat einfach nur, man hat das
00:47:34: einfach nur geordnet, man hat geguckt, wie verhalten die sich und dann hat man die einfach,
00:47:38: also man hätte die ja auch nach Charakter beortnen können. Genau, aber die Grenzen
00:47:43: von diesen Typen können ja auch nicht so klar sein, so das muss ja alles so ein bisschen
00:47:49: ineinander übergehen und dann sagt man im Interfekt willkürlich so, dass eine Kind
00:47:54: gehört ja zu dem Typ und der ist eine Kind gehört zu dem Typ. Ja, also was ich halt auch
00:48:00: noch spannend fand, war halt, dass irgendwie der Stresspegel gemessen wurde von den Kindern
00:48:05: anhand von Herzfrequenz und Speichel, also Cortisolpegel wurde anhand von Speichel gemessen
00:48:12: und da wurden halt auch die sicher gebundenen Kinder als Ausgangslage genommen. Also was
00:48:17: ihren Stresspegel angeht, man hat halt festgestellt, dass die anderen Kinder halt einen höheren
00:48:21: Stresspegel haben und was ich methodisch halt einfach komplett fehlerhaft finde, ist, dass
00:48:26: der Stresspegel zu Hause nicht gemessen wurde, sondern nur in der experimentellen Situation.
00:48:30: Das heißt, man könnte auch einfach Rückschlüsse darauf ziehen, dass halt Kinder, die vielleicht
00:48:35: generell reizoffener sind, eher dazu tendieren, bei ihrer Mutter zu sein oder jetzt zum Beispiel
00:48:40: auch bei Kindern im Spektrum, die verhalten sich ja häufig, also die haben ja, es gibt
00:48:45: ja den Meltdown und den Shutdown und es gibt ja auch bei Stressreaktionen so Fight, Fly,
00:48:51: Fight or Freeze und gerade Kinder im Spektrum, also autistische Kinder, reagieren ja mit
00:48:55: Freeze und dann könnte man ja den unsicher vermeidenen Typ auch damit erklären, dass
00:48:59: die einfach mit Freeze reagiert haben, weil der Stresspegel über den war enorm hoch im
00:49:03: Vergleich zu denen, die halt in Anführungszeichen sicher gebunden sein sollen. Man könnte das
00:49:07: alles also auch mit dem Ansatz von Jerome Cagan, also von diesem Entwicklungsforscher,
00:49:13: erklären, dass quasi 20 Prozent der Kinder High-Reactive sind, also extrem reizoffen und
00:49:20: 40 Prozent der Kinder extrem reizreguliert, also nicht so anfänglich auf Stressoren
00:49:25: reagieren und damit halt quasi die Reaktion der Kinder klassifizieren. Ja, ich glaube,
00:49:29: dass es einfach auch insgesamt so der große Kritikpunkt an dieser Studie, dass man jetzt
00:49:34: so, dass so viele Effekte in so einer Bindung drin ist, also jedes Kind ist individuell,
00:49:41: jeder Erwachsene ist individuell und die Beziehung ist so dynamisch und es wird einfach so der
00:49:45: Realität gar nicht gerecht zu sagen, okay, das ist jetzt alles nur Bindung und das sind
00:49:50: die und die und die Bindungstypen und darauf ist alles zurückzuführen. Und ich sage es
00:49:54: nochmal an der Stelle, es wird immer die Erklärung von den Bindungstypen so aus dem
00:49:58: Kontext gerissen, es wird geschrieben, so und so verhalten sich Kinder mit dem und dem
00:50:02: Bindungstyp, ohne zu erklären, dass es wirklich nur die Beobachtung aus diesem standardisierten
00:50:08: Test ist und deshalb kann man nicht oft genug sagen, wenn sich euer Kind irgendein Verhalten
00:50:14: zeigt, lässt das null Rückschlüsse zu auf diesen Bindungstyp. Ja generell kann man
00:50:20: jetzt ja auch finde ich in Frage stellen, ob Bindungstypen überhaupt existieren. Also
00:50:24: würde ich jetzt an dieser Stelle einfach mal tun. Ja, ist halt ein Konzept. Das sind ja
00:50:26: alles verschiedene Konzepte, um halt irgendwelche Sachen zu erklären und vielleicht lassen
00:50:30: sich mit diesem Konzept irgendwelche Sachen erklären. Aber was denn bitte? Also, weil
00:50:35: es wird ja damit erklärt, eine höhere emotionale Intelligenz wird damit erklärt. Das wird
00:50:40: aus den Studien quasi, also die Rückschlüsse kommen ja hauptsächlich bei BOLB jetzt aus
00:50:45: den Studien mit diesen vernachlässigten, weißen Kindern, was ich halt schwierig finde, weil
00:50:51: sorry, aber die wurden ja wirklich einfach komplett vernachlässigt. Klar, dass die halt
00:50:54: eine geringe emotionale und auch generelle Entwicklung haben. Also das finde ich irgendwie
00:50:59: halt komplett naheliegend. Ja, ich weiß nicht, also ein weiteres Problem ist, was glaubst
00:51:03: du denn, an welcher Art von Kindern das durchgeführt wurde? Also welche Familien wurden da in diesem
00:51:08: Experiment mit einbezogen? Ja, wahrscheinlich so Mutter, Vater, Kind. Weiße Mittelschichtkinder.
00:51:14: Also es wurden halt einfach nur weiße Mittelschichtkinder. Ja klar. Also das heißt, das ist halt einfach
00:51:19: komplett überhaupt nicht geguckt, existiert fremden Furcht eigentlich nur bei weißen
00:51:24: Mittelschichtkindern oder existiert die auch bei, weiß ich nicht, bei Kindern aus den
00:51:30: Hatsa. Ich finde das... Ich freu mich, dass... Ich freu mich, dass... Ich freu mich, dass...
00:51:32: Ich freu mich, dass... ...dass tut sie nicht, weil die halt ganz anders aufwachsen und natürlich,
00:51:36: also finde ich jetzt auch wieder naheliegend, wenn man sich anguckt, wie halt weiße Mittelschichtkinder
00:51:39: aufwachsen, nämlich in der Kernfamilie isoliert mit ihrer Mutter alleine, war damals so,
00:51:45: sehr traditionelle Rollenbilder ist heute aber eigentlich immer noch so, dass die dann auf
00:51:48: Fremde dann irgendwie komisch reagieren, weil sie es ja auch einfach nicht gewohnt sind,
00:51:53: weil sie es einfach nicht anders kennen, so. Ja, weil sie auch in der Kernfamilie groß
00:51:57: werden. Also generell ist dieses Konzept sehr wackelig und widersprüchlich, finde ich. Also
00:52:03: da gibt es wirklich sehr, sehr viele Fragezeichen und ich hatte auch gefunden, dass eine sichere
00:52:08: Bindung sehr gut für die Gehirnentwicklung sein soll und dass sich dann ja die Teile
00:52:15: vom Gehirn besonders gut entwickeln, die für Stressregulation, Emotionsregulation und
00:52:20: auch für die Bindung verantwortlich sind. Das finde ich wieder lustig, weil jetzt rein
00:52:25: neurologisch betrachtet, würde man jetzt davon von der Prämisse ausgehen, dass man quasi
00:52:28: nicht in drei Bindungstypen unterscheidet, sondern in quasi auf dem Spektrum oder halt
00:52:35: High-Reactives, Low-Reactives und irgendwas in der Mitte, weil unsicher vermeidend wäre
00:52:40: dann wahrscheinlich auf dem Spektrum, dass am Bevalente wäre dann irgendwie sowas in
00:52:42: der Mitte und der sicher gebundene wäre halt einfach der Normal- und Anfangszeichen, also
00:52:47: der Neurotypische. Also ich würde das jetzt gar nicht so klassifizieren, aber wenn man das
00:52:51: jetzt so machen würde, dann wäre ja auch logisch, dass halt Kinder, also Kinder, die jetzt im
00:52:56: Autismus-Spektrum sind, auch im erwachsenen Alter halt emotional anders entwickelt sind
00:53:00: und sensibler auf Stress reagieren, weil die ja auch reizoffener sind. Also ich würde
00:53:05: das gar nicht sagen, dass das jetzt irgendwie, das wurde bestimmt auch überprüft und so,
00:53:09: wir haben jetzt diese eine Studie ja auch nicht rausgesucht und so was, aber ich will
00:53:12: damit nur sagen, dass es sehr schwierig ist, wenn irgendwie so getan wird, als ob eine
00:53:16: Sache auf jeden Fall die Ursache ist und das ist mein Problem mit der Bindungtheorie.
00:53:20: Es gibt so viele Einflüsse eben auf allen.
00:53:22: Es gibt wirklich viele Theorien, die nicht so strikt sind wie die Bindungtheorie, aber
00:53:27: die Bindungtheorie wird, finde ich, in der aktuellen Erziehungstebatte, wird die so
00:53:33: als gegeben einfach immer wieder rezitiert. Und ich habe mir das durchgelesen und ich
00:53:37: war richtig geschockt davon und ich will jetzt noch etwas erzählen.
00:53:40: Ich war auch geschockt.
00:53:41: Ja, diese Bindungtheorie, ich habe nicht damit gerechnet, dass sich die Folge in diese Richtung
00:53:45: entwickelt, wirklich gar nicht. Ich dachte, wir reden, wie toll Bindung ist und wie wichtig
00:53:49: und was man alles dafür tun kann, damit man eine schöne Bindung zu da, ich dachte, darüber
00:53:53: wird diese Folge gehen und hier ist am Ende dieser Folge, glaube ich, dass ich sagen werde,
00:53:56: Scheiß auf Bindung. Aber egal, ich möchte das jetzt noch kurz ein bisschen weiter erzählen,
00:54:00: weil diese Bindungtheorie wurde dann auch weiterentwickelt, 1980 von dem Ehepaar Sius,
00:54:06: die auch als die Begründer der Attachment-Parenting-Bewegung, also der Begründer der bedürfnisorientierten
00:54:13: Erziehung gelten.
00:54:14: Wenn du von jemandem hörst, der der Begründer der Attachment-Parenting bewegen ist, was
00:54:21: denkst du, was der gemacht hat, um diesen Erziehungsstil quasi zu entwickeln? Hat der
00:54:26: auch Studien durchgeführt?
00:54:27: Der hat sich bestimmt einfach auf die Bindungtheorie gestützt und dann gesagt, das müssen wir
00:54:33: machen, Verbindung.
00:54:34: Also, genau, also er hat sich da drauf gestützt, er hat vor allem gar keine, also er hat seine
00:54:41: Behauptungen gar nicht wissenschaftlich belegen lassen. Er hat aber auf jeden Fall die sieben
00:54:46: Baby-Bays entwickelt und die werdet ihr jetzt vorlesen und dann will ich wissen, was du
00:54:50: davon hältst.
00:54:51: Die sieben Baby-Bays sind Birth-Bonding, Haut-zu-Haut-Kontakt der Eltern und das Babys nach der Geburt,
00:54:58: Breastfeeding von der Mutter als eines der wichtigsten Grundpfeilerverbindungen, Baby-Wearing,
00:55:04: Mutter soll das Kind viel tragen, Bedding close to Baby, also Familienbett, Believe in Babys
00:55:10: Cry, Mutter soll prompt auf das Wein des Babys reagieren und das Trösten, Beware of Baby-Trainers,
00:55:16: keine Erziehungsmethoden, die auf strengen Zeitblähen beruhen und Balance, Bedürfnisse
00:55:21: von Kindern und Eltern im Einklang.
00:55:22: Also stößt bei mir auf jeden Fall auf fruchtbaren Boden, weil ich denke ja, das ist alles bestimmt
00:55:27: total hilfreich, aber...
00:55:29: Nee, jetzt warte mal, ich will das nicht, dass du ohne Aber darauf reagierst, ich will,
00:55:32: dass du dir das anhörst und mir sagst an, was dich das erinnert.
00:55:36: Das ist halt einfach eine Checkliste.
00:55:38: Nee, das ist doch genau das, was wir machen.
00:55:41: Das ist doch genau die Erziehung, die wir jetzt machen.
00:55:43: Breastfeeding.
00:55:44: Das ist doch genau das.
00:55:46: Birthbonding, Breastfeeding, Baby-Wearing, Bedding close to Baby, also hier, Haut zu Haut,
00:55:51: Kontakt stillen, Mutter soll das Kind viel tragen, Familienbett, man soll prompt auf
00:55:56: das Baby reagieren, keine, also kein Schlaftraining und sowas machen und man soll die Bedürfnisse
00:56:02: von Eltern mit den Eltern einhalten.
00:56:03: Genau und das hat mich eigentlich auch bei mir stößt das auf fruchtbaren Boden, weil
00:56:05: ich auf jeden Fall dachte und eigentlich auch immer noch denke, so, das ist also bei
00:56:10: Breastfeeding okay, ne?
00:56:12: Aber das ich denke grundlegend sind das alles Sachen, die total gut und wichtig sind und
00:56:17: das sollte man machen und das ist genau da, eigentlich genau so sehen wir die moderne
00:56:22: Erziehung heute.
00:56:23: Das ist genau unser...
00:56:24: Das ist so wie diese Checkliste.
00:56:25: Genau unser Bedürfnis orientiert Teich.
00:56:26: Genau das.
00:56:27: Ich dachte tatsächlich, dass wir, sie ist sogar schon weiterentwickelt haben, weil der
00:56:32: auch stark kritisiert wird, eben genau wegen diesen Breastfeeding und so.
00:56:34: Aber es ist ja trotzdem auch Gang und Gebe in der Bubble, dass Mütter, die nicht stillen,
00:56:38: halt hart verurteilt werden, eben weil das ja so wichtig für die Bindung des Kindes ist.
00:56:41: Ich kann euch was sagen, das ist null bewiesen, dass das irgendwie wichtig für die Bindung
00:56:45: des Kindes sei.
00:56:46: Ja, Mutter und Kind schütten Oxytocin aus und das ist ein Bindungshormon, aber das
00:56:50: war es auch schon.
00:56:51: Der Vater schüttet auch Oxytocin aus, wenn das Baby auf dem Abend um den Flasche gibt.
00:56:55: Und das finde ich halt schon, also auch dieses Co-Sleeping zum Beispiel.
00:57:00: Also ich finde schon, dass es auch von Seiten von sehr aktuellen Erziehungs, wie heißt
00:57:06: das, Expert*innen quasi, halt dieses Co-Sleeping, da wird ja schon sehr großer Wert draufgelegt
00:57:11: und immer gesagt, ja Kinder brauchen das, Kinder brauchen das.
00:57:14: Für die Bindung.
00:57:15: Für die Bindung und das ist wichtig und dann auch so, also wo ich mich dann auch manchmal
00:57:21: gefragt habe, ja aber in anderen Familien, wo das nicht gemacht wird, weil die einfach
00:57:25: nicht so sehr in dieser Bubble drin sind.
00:57:27: Und allen geht es gut damit.
00:57:29: Die können doch jetzt auch nicht grundlegend was falsch machen.
00:57:32: Das hat mich schon immer irgendwie gewundert, weil ich auch den Eindruck habe, dass in
00:57:36: Familien, wo das alles nicht so sehr zerdacht wird, viele Dinge intuitiv eigentlich ganz
00:57:40: gut laufen und trotzdem gewaltfrei laufen.
00:57:42: Und ja, weißt du was ich meine?
00:57:44: Und ich dann nicht das Gefühl habe, dass die Kinder jetzt emotional vernachlässigt sind.
00:57:47: Ich glaube schon, dass das irgendwie gute Sachen sind, aber jetzt wenn man mal bedenkt,
00:57:52: dass eigentlich das Fundament von diesen Annahmen gar nicht so stichhaltig ist, wie man es annimmt.
00:57:57: Also es mag sein, dass es alles gut ist.
00:58:01: Aber wenn diese Bindungstheorie einfach schon wackelig ist, dann wirft es einfach viele
00:58:07: Fragen auf und dann muss man das auf jeden Fall auch hinterfragen.
00:58:12: Ist das sind die Annahmen, die wir jetzt haben zur Erziehung, auf die wir uns stützen?
00:58:16: Sind die wirklich so stichhaltig und korrekt?
00:58:20: Ja, da sind die auch so relevant.
00:58:22: Also weil jetzt zum Beispiel gerade dieses Co-Sleeping oder so, also ich meine, ich finde
00:58:26: es ergibt total Sinn, dass Kinder halt nicht alleine schlafen wollen oder dass die meisten
00:58:30: Kinder das nicht wollen, auch evolutionär gesehen.
00:58:32: Und die meisten Kinder haben ja auch, also wenn man jetzt so in unsere Historie guckt,
00:58:36: so Menschen haben ja eigentlich in der Regel nicht alleine geschlafen.
00:58:38: Also ich finde halt Co-Sleeping ergibt schon Sinn, aber wenn mein Kind alleine schlafen
00:58:42: will, warum sollte ich das dann nicht machen?
00:58:44: Oder auch wenn ich denke, wir als Familie brauchen das so, das wird halt der Bindung
00:58:47: nicht schaden, nur weil das Kind halt dann, da muss man vielleicht halt nachts ein paar
00:58:51: Mal aufziehen und das Kind irgendwie beruhigen und dann wieder hinlegen.
00:58:53: Okay, das kann man ja auch als Familie auch machen.
00:58:55: Das schadet der Bindung jetzt nicht unbedingt.
00:58:56: Also das finde ich halt irgendwie so, ich finde es irgendwie wichtig, das mal zu sagen.
00:59:00: Was genau ist die Bindung?
00:59:01: Ja eben, das ist ja, das ist ja allein schon irgendwie ein Konstrukt.
00:59:04: Und natürlich wird dieses, von sie ist jetzt auch kritisiert, weil halt Erziehungsmethoden
00:59:08: mit der Bindungstheorie eben vermischt werden und weil er so stark auf die Geschlechterrollen
00:59:13: eingeht.
00:59:14: Weil er auch so ein Checklist gemacht hat, du musst das machen, ansonsten bist du eine
00:59:18: schlechte Mutter.
00:59:19: Genau, das baut ja einfach nur hohen Druck auf und aus dem halt eben auch wieder keine
00:59:22: Berücksichtigung, kulturelle Unterschiede.
00:59:24: Also ich persönlich glaube schon, dass das alles auch in eine richtige Richtung geht
00:59:28: und wahrscheinlich auch eine gute Entwicklung ist.
00:59:31: Es darf nicht so dogmatisch und so als absolut gegeben vorausgesetzt werden.
00:59:36: Das muss schon hinterfragt werden auch und es muss halt auch überlegt werden.
00:59:40: Sind andere Wege nicht auch okay?
00:59:42: Ja, also ich habe mich auf jeden Fall noch gefragt, ob diese Bindungstheorie jetzt nochmal
00:59:47: untersucht wurde, weil du ja auch wie gesagt hast, dass er jetzt so eine Studie, die halt
00:59:51: eigentlich einfach zu reproduzieren ist quasi und die wurde tatsächlich auch zum Beispiel
00:59:56: unter anderem von den deutschen Psychologen Klaus und Karin Großmann durchgeführt.
01:00:00: Die besuchten über 30 Jahre lang 100 Kinder von Geburt an bis ins Erwachsenenalter und
01:00:06: wegen der Neutralität haben sie aber darauf geachtet, dass in jeder Familie bei jedem
01:00:10: Besuch ein anderer Versuchsleiter war.
01:00:12: Das heißt, jeder Versuchsleiter hat jedes Kind nur einmal gesehen.
01:00:15: Und die haben aber auch den Anhaltspunkt für die sichere Bindung genommen, Kind fängt
01:00:19: an zu weinen, weil Eltern teilnehmen haben.
01:00:21: Also wir haben genau diese Studie quasi durchgeführt, die wir halt jetzt bei Boebi gesehen haben
01:00:26: oder bei Mary Ainsworth und haben das halt einmal quasi festgelegt.
01:00:30: Das Kind ist jetzt sicher gebunden, das ist vermeiden gebunden und so weiter und das haben
01:00:35: sie halt als Ausgangslage für den kompletten Verlauf des Erwachsenenlebens quasi dann.
01:00:40: Und ihr Ergebnis war, dass es langfristige Vorteile für soziale und emotionale Entwicklung hat,
01:00:47: wenn die Kinder sicher gebunden sind.
01:00:48: Ja, genau.
01:00:49: Oder wenn halt auch Stressfaktoren oder wenn die Kinder nicht dauergestresst sind, weil
01:00:56: sie sich sicher und wohl fühlen.
01:00:58: Oder wenn die Kinder nicht im Autismusspektoren sind oder wenn die Kinder, also ja, keine
01:01:02: Ahnung, also kann ja viele Ursachen haben auch generell, warum man jetzt, also fühlt
01:01:06: sich soziale und emotionale Entwicklung, könnte man ja auch wieder sagen, ja was ist mit
01:01:09: Kindern auf dem Spektrum, sind die jetzt sozial und emotionell unterentwickelt oder sind die
01:01:11: einfach nur anders entwickelt?
01:01:12: Also als so, ich meine jetzt gerade in dem Hinblick, dass wir halt, also dass halt, dass
01:01:18: gerade so viele erwachsen, also so viele Menschen im Erwachsenenalter eben gerade mit Adiheis
01:01:22: und Autismus diagnostiziert werden, weil die einfach unterm Radar waren, kann ich mir
01:01:27: halt vorstellen, dass da viele einfach undiagnostiziert halt waren, die halt, also weiß, was ich
01:01:33: meine, das ist irgendwie, keine Ahnung, ich will das gar nicht so sehr darauf Münzen,
01:01:37: aber es nervt mich halt irgendwie so ein bisschen.
01:01:39: Aber das sind ja auch schon Sachen, die man mit einbeziehen muss.
01:01:41: Das ist ja halt, das ist einfach ein Konzept, das entwickelt worden ist und das ist ja halt
01:01:46: so bei Konzepten Konzepte oder ist eine Theorie, diese Theorien, die erklären einfach Beobachtungen
01:01:53: in der realen Welt und wenn wir es mal in der Physik gucken, Newton hat dann die Schwerkraft
01:01:57: entdeckt, so und da hat das Konzept der Schwerkraft entwickelt und dann hat Einstein irgendwann
01:02:02: gesagt so, nee das passt so nicht, das ergibt so keinen Sinn, weil es gibt noch ganz viele
01:02:07: Beobachtungen, die wir damit nicht abdecken können und dann hat er eben seine Relativitätstheorie
01:02:12: entwickelt und die ist jetzt aber, da gibt es jetzt auch Sachen, die man da nicht erklären
01:02:16: kann und so muss dann auch diese Konzepte verstehen, so das Bindungstheorie Konzept
01:02:21: ist ein Konzept, das irgendwelche Beobachtungen erklärt, aber es wirft da da Fragen auf und
01:02:26: das ist vielleicht einfach auch eine Theorie, die irgendwann nochmal, irgendwann hinfällig
01:02:31: wird oder komplett überarbeitet werden muss.
01:02:33: Ich finde, das ist halt wirklich nicht mit Schwerkraft und Relativitätstheorie zu vergleichen,
01:02:39: weil das ist für mich einfach so ein bisschen so wie, ich weiß nicht, weil ich finde, das
01:02:44: ist so weit hergegriffen alles.
01:02:45: Also es wird ja auch gar nicht, also das ist auch die generelle Kritik an dieser, auch
01:02:49: an der Studie von Großmann und Großmann, dass halt die Schlussförderung komplett übergeneralisiert
01:02:54: wurden, dass es viel zu schwierig ist zwischen den Bindungstypen zu klassifizieren, also
01:02:59: dass die Grenzen da halt viel zu vermischend sind und dass es da auch voll auf die subjektive
01:03:02: Meinung des Versuchsteiters ankommt immer noch, auch wenn es jedes bei ein anderer ist.
01:03:06: Und das halt solche Faktoren wie Charakter, Umweltbedingungen und soziale Unterstützung
01:03:11: einfach nicht oder auch soziale Gegebenheiten generell nicht mit einbezogen werden.
01:03:16: Und also zum Beispiel, das hat ein Kind bei einer Trennung vielleicht auch einfach nicht
01:03:20: weint, weil es halt einfach generell nicht so zum Weinen gibt ja auch Kinder, die einfach
01:03:23: nicht so viel weinen.
01:03:24: Ja genau, es wird einfach null mit einbezogen ist.
01:03:25: Also es wird im Prinzip gesagt, alle Kinder sind gleich und die unterscheiden sich in
01:03:29: der Bindung und nur deshalb verhalten die sich anders.
01:03:33: Genau und das Ding ist halt auch, dass da auch wieder halt die einfach wieder nur an weißen
01:03:38: Mittelschichtfamilien durchgeführt wurden und halt wieder gar nicht auf kulturelle
01:03:41: Unterschiede geachtet wurde und das ist halt auch eigentlich so der hauptsächlich gekritzt
01:03:45: Punkt und ich finde den auch voll berechtigt.
01:03:48: Ich frage mich auch ganz ehrlich, wie ist man jetzt draufgekommen, dass es eine primäre
01:03:52: Bindung gibt und die restsekundäre Bindungen sind?
01:03:55: Also in allen Versuchen, die gemacht wurden, war das ja überhaupt kein, also das haben
01:03:59: wir ja so gar nicht weiter untersucht.
01:04:01: Ja, weil das in westlichen Kulturellen auch normal ist.
01:04:03: Das stammt ja auch Klaus der westlichen Kultur, so wie wir in den westlichen Kulturen haben
01:04:09: wir halt die Kernfamilie und die ist halt am wichtigsten und der Rest ist nicht so wichtig.
01:04:12: Aber wenn man woanders auf der Welt ist, wo halt eine ganze Gruppe irgendwie eine Beziehung
01:04:17: zu einem Kind hat und so wie so ein ganzes Dorf ein Kind großzieht, ja wo ist da die
01:04:23: primäre Bindungsperson und ist das da überhaupt noch wichtig so?
01:04:26: Ja voll.
01:04:27: Weiß nicht.
01:04:28: Also ich habe ja vorher schon die Annahme gestellt, dass diese Bindungstheorien halt
01:04:33: nicht, die wurden halt auch von Männern, also das wurde ja auch alles irgendwo auf eine
01:04:37: Art von Männern gemacht und ich will da jetzt gar nicht so sehr in so feministische
01:04:41: patriarchale Strukturen reingehen und ich will da auch gar nichts Böses unterstellen,
01:04:44: aber es ist ja schon auch so ein Ding, dass Menschen halt versuchen die Dinge, die sie
01:04:47: annehmen auch zu untermauern quasi.
01:04:50: Ja.
01:04:51: Und das nennt sich ja confirmation-bias und man nimmt ja Informationen, die man quasi
01:04:55: mag, eher an als die, die man nicht mag.
01:04:57: Und deshalb finde ich diese...
01:04:58: Ja oder das, was man eh schon denkt, so das will man halt bestätigen.
01:05:02: Und deshalb fühle ich diese Folge auch so spannend, weil für mich hat sich halt jetzt einfach
01:05:06: ein komplett neues Feld aufgemacht, weil ich so bin, ah ja Bindung existiert halt vielleicht
01:05:10: gar nicht so, wie wir das jetzt gerade wissen, weil irgendwie klingt das für mich alles wie
01:05:13: so ein Konstrukt, was halt auch auf sehr wackelingen Beinen steckt und ich wollte jetzt einfach
01:05:18: nur einmal kurz in andere Kulturen noch eingucken, weil ich mich halt gefragt habe, wenn alle
01:05:22: sagen so ja wie ist das mit anderen Kulturen, was du jetzt auch schon gesagt hast, mit dem
01:05:25: Dorf so.
01:05:26: Und ich habe da erstmal die Bengenkultur angeguckt, die ist dann der Elfenmeer Küste in Westafrika
01:05:31: und da werden halt Kinder eben gemeinschaftlich vom ganzen Dorf betreut, so wie du es auch
01:05:34: schon gesagt hast, das heißt die werden auch direkt nach der Geburt von allen getragen,
01:05:39: von allen hochgenommen, alle fühlen sich für dieses Kind verantwortlich, also nicht nur
01:05:43: die Eltern, die das geboren haben, auch weil die Bengenkultur, also die glauben an Reinkarnation,
01:05:51: das heißt die gehen davon aus, dass das Kind halt eine Vorfahre von denen ist und dass
01:05:56: es eh mit allen von denen verwandt ist sozusagen, also die Seele vom Kind.
01:05:59: Und deshalb fühlen sich auch alle für dieses Kind verantwortlich und das Kind wird auch
01:06:04: nicht nur von der Mutter gestellt, sondern wenn das halt gerade irgendwo anders ist und
01:06:07: die Mutter ist nicht da, dann wird das halt von einer anderen Person gestellt.
01:06:09: So, das ist da ganz normal.
01:06:11: Ja und jetzt betrachten wir das mal aus der Perspektive der Bindungstheorie.
01:06:14: Dem Kind sollte es ja nach der Bindungstheorie schlecht gehen, weil das ja nicht so die große
01:06:20: Bindung zu der einen primären Bindungsperson aufbauen kann.
01:06:23: Müsste dann ja so richtig aggressives Volk sein eigentlich.
01:06:26: Genau, das ist ja schon, wenn sich jetzt zehn Leute gleichermaßen um ein Kind kümmern,
01:06:31: kann das Kind ja nicht zu ein zehn Leuten so diese eine primäre Bindung aufbauen wie
01:06:36: in der westlichen Kultur von der Mutter, mit der es halt 24/7 zusammen ist, von der es
01:06:41: 24/7 getragen wird.
01:06:42: Also muss dem Kind ja jetzt schlecht gehen.
01:06:44: Was ich auch sehr spannend finde ist, dass diese Kinder halt auch gar keine fremden Furcht
01:06:47: zeigen, also nicht nur gegenüber den Dorfbewohnern anscheinend, sondern auch gegenüber anderen.
01:06:50: Und ich frage mich jetzt gerade, ob das vielleicht auch daher kommt, dass sie es ja gewohnt sind,
01:06:54: dass sich alle um sie kümmern.
01:06:55: Und bei uns in der westlichen Kultur, also dass man sich quasi auch nicht fürchten muss
01:06:59: mit einer fremden Person zusammen zu sein, weil man halt weiß, die kümmert sich genauso
01:07:02: um mich.
01:07:03: Also weil das ja die Erfahrung ist, die man immer gemacht hat quasi von klein auf, egal
01:07:06: wer als erwachsene Person da war, die hat sich um mich gekümmert.
01:07:09: Und in unserer Kultur ist es ja null so.
01:07:11: Also selbst wenn wir irgendwie Besuch haben von Leuten und meine Kinder fangen an zu weinen,
01:07:16: dann würden, also dann haben wir ja wie so Hemmungen, also auch als jetzt zum Beispiel wenn mein Säugling
01:07:20: anfängt zu weinen, dann würde ja mein Besuch nicht auf die Idee kommen, zum Säugling hinzulaufen
01:07:24: und den Hoch zu nehmen.
01:07:25: Also dass halt quasi auch Kinder von klein auf die Erfahrung machen, Fremde reagieren ja
01:07:29: eh nicht auf die Bedürfnisse.
01:07:30: Warum soll ich dann darauf vertrauen, dass ich jetzt hier getröstet werde?
01:07:34: Könnte auch einfach ein Ansatz sein, diese ganzen Verhaltensweisen quasi zu erklären.
01:07:38: Ja, was ich jetzt noch im Kopf habe, ist noch ein Konzept, was ein bisschen in die gleiche
01:07:43: Richtung geht für die Bindungstheorie, aber es ist ein anderes Konzept.
01:07:46: Und zwar das Konzept des Urvertrauens und das finde ich da sehr passend.
01:07:50: Weil das sagt aus, dass Kinder, die liebevoll behandelt werden und respektvoll, eigentlich
01:07:55: das was man machen muss für eine sichere Bindung.
01:07:57: Aber Säuglinge nicht Kinder?
01:07:58: Ja genau, Säuglinge in einem Säuglingsalter, wenn die feinfühlig betreut werden, so wie
01:08:03: man es für eine sichere Bindung machen muss, dass die dann Urvertrauen entwickeln und quasi
01:08:07: so ein generelles Vertrauen in die Menschheit und die Welt entwickeln.
01:08:11: Das heißt jetzt ein Mensch mit gutem Urvertrauen geht davon aus, dass die Welt ein sichere
01:08:18: Ort ist und dass Menschen gut sind, ein Mensch mit schlechten Urvertrauen oder Ur-Miss-Trauen
01:08:22: ist halt misstrauisch.
01:08:23: Denkt, dass die Welt ein schlechter Ort ist und Menschen schlecht sind.
01:08:27: Und also Urvertrauen ist auch so ein Gefühl von, egal was passiert, ich werde das einfach
01:08:31: schaffen und andere denken halt dann eher so.
01:08:34: Genau, da frage ich mich jetzt aber gerade auch...
01:08:36: Das ist auch noch ein anderes Konzept.
01:08:37: Ja, frage ich mich jetzt aber gerade auch, ob Urvertrauen quasi bei uns aber auch beschränkt
01:08:43: ist.
01:08:44: Weil ich glaube die wenigsten von uns, selbst wenn sie feinfühlig als Säuglinge quasi wahrgenommen
01:08:49: wurden, gehen davon aus, dass alle Menschen ihnen immer helfen, sondern ich glaube so
01:08:54: ein Ur-Miss-Trauen entsteht, ist ja in unserer individualistischen Gesellschaft eigentlich
01:08:57: schon auch sehr so vorrangig.
01:08:59: Und das würde ja auch wieder dieses erklären, sodass halt quasi diese Kinder die Möglichkeit
01:09:02: haben, einen Urvertrauen generalisiert aufzubauen und nicht nur in ihren Menschen...
01:09:06: Ja, ich würde sagen, dass auch ein gewisses Ur-Miss-Trauen überhaupt die Voraussetzung
01:09:09: für unsere Gesellschaft ist, wie sie ist.
01:09:12: Ja, voll spannend.
01:09:14: Und dass du das an der Stelle halt sagst, also ich habe mich dann auch noch gefragt, ob
01:09:17: die jetzt eben alle psychisch krank sind und vermurkst, sozusagen, weil die ja nicht die
01:09:21: ganze Zeit bei ihrer Mutter sind.
01:09:23: Also es gibt dazu halt nicht so viel.
01:09:25: Also es gibt zumindest jetzt...
01:09:27: Körp hat keine Quelle gesagt, dass die in der Benkultur verhalten so fällig sind.
01:09:31: Verhalten so fällig sind und irgendwie sich gegenseitig die Köppe einstangen, sondern den
01:09:34: scheint es ziemlich gut zu gehen.
01:09:35: Aber einmal so sagen, wenn alle liebevoll sind zu dem Kind und sich fürs Kind verantwortlich
01:09:39: fühlen, spricht das ja dagegen, dass sie eine schlechte Bindung haben, weil sonst könnten
01:09:43: sie ja halt keine...
01:09:44: Oder halt generell schlecht, dass sie schlecht sind.
01:09:47: Da werde ich nachher auch nochmal darauf eingehen.
01:09:49: Ich habe dann auch noch mal ein bisschen über die Harzer was aufgeschrieben, weil die lieben
01:09:51: wir ja.
01:09:52: Also die Harzer, die lieben wir ja, über die haben wir ja auch das Michaelino Kleff Buch
01:09:57: gelesen, "Kindern mehr zutrauen".
01:09:59: Und da ist es eben insbesondere halt so, die leben ja, das ist ja so eine Wildbeutagrundung.
01:10:04: Normadenvolk in der Kalahari-Wüste.
01:10:06: Ich glaube nicht, dass man das Wort "Normaden" noch sagen darf, aber es ist ein Wandervolk
01:10:10: oder sagen sollte.
01:10:12: Jäger und Sammler.
01:10:13: Genau, Wildbeuter.
01:10:14: Und auf jeden Fall haben die dort keine Hierarchien.
01:10:18: Also weder Männer noch Frauen noch Kinder, sondern das ist eigentlich alles sehr geebnet
01:10:23: und das spiegelt sich halt auch in der Kindererziehung wieder.
01:10:26: Also wirklich auch alle fühlen sich für die Kinder verantwortlich.
01:10:28: Auch die Kinder fühlen sich für die Kinder verantwortlich.
01:10:30: Also Michaelino Kleff beschreibt auch, dass sie, als sie bei den Harzer gelebt hat, auch
01:10:34: Kinder beobachtet hat, die zum Beispiel Säuglinge in der Trage getragen haben, die sie gefüttert
01:10:38: haben und so was.
01:10:39: Also das ist da ganz normal.
01:10:41: Und das Ganze spiegelt sich eben auch in der Kinderbetreuung wieder.
01:10:44: Also auch da ist es eben so, dass die Kinder halt super viele Bindungspersonen haben.
01:10:48: Das war es ja nicht gut, dass nach der Bindungstheorie von der BoBi.
01:10:51: Ja, und außerdem auch die Erwachsenen, also die haben so eine serielle Monogamie, also
01:10:56: die bleiben oft für das eine Kind quasi, also sie sind nicht für das eine Kind, sondern
01:11:00: die bleiben halt oft über eine Zeitspanne zusammen und dann wechselt sich das auch wieder
01:11:03: so durch.
01:11:04: Also die Beziehungen dort sind auch alle sehr dynamisch, aber eben alle fühlen sich für
01:11:08: alle verantwortlich.
01:11:09: Und auch da habe ich mich wieder gefragt, psychische Gesundheit der Hatza, wie ist das so und
01:11:14: ob da.
01:11:15: Also wie Michaelin Du Kleft das beschreibt, sind die Kinder dort sehr, sehr, also nicht
01:11:21: zu vergleichen mit Kindern hier.
01:11:23: Viel ausgeglichener auch.
01:11:25: Richtig ausgeglichener, richtig integriert in die Kultur, übernehmen viel Verantwortung.
01:11:31: Sie schreibt ja auch über ein vierjähriges Kind oder so, dass halt einfach dann Nahrung
01:11:35: besorgt für den Stamm und dann haben die halt auch nur Essen, weil das Kind da früchte
01:11:40: gesammelt hat oder so.
01:11:41: Das muss ja auch so ein kratziges, also Selbstwirksamkeitsgefühl sein, um so zu wissen, dass man wichtig
01:11:46: ist.
01:11:47: Ja, genau.
01:11:48: Voll, also dort ist ja auch generell so, also man sagt ja auch immer so Grundpfeiler
01:11:51: für psychische Gesundheit, ist ja gesunde Ernährung, das haben die dort auf jeden Fall, die haben
01:11:55: viel Bewegung, die sind viel in der Natur, also es ist eigentlich alles gegeben und wie
01:11:58: gesagt, also psychische Erkrankung weiß man jetzt eigentlich nicht so.
01:12:01: Und deshalb habe ich mich gefragt, weil bei uns sind ja psychische Erkrankungen sehr verbreitet
01:12:05: gerade unter Eltern, es sind ja 40 Prozent der Eltern geben ja an, dass sie oder ich glaube
01:12:09: sogar mehr doch 40 Prozent der Eltern geben in Deutschland geben an, dass sie dauergestresst
01:12:13: sind, 79 Prozent davon.
01:12:15: Jo, hätte ich mich so was und rein gezählt.
01:12:17: Ja, und 79 Prozent davon, also von diesen 40 Prozent geben an, dass sie unter starke
01:12:22: Erschöpfung oder Burnout leiden und 77 Prozent unter Nervosität und Gereiztheit.
01:12:27: Hätte ich mich auch drunter gezählt.
01:12:29: Also auf jeden Fall mindestens Nervosität und Gereiztheit.
01:12:31: Ja.
01:12:32: Sie leiden Mütter bis zu sechs Jahre nach der Geburt unter akutem Schlafmangel, der
01:12:37: halt auch quasi also pathologische Folgen nach sich schieben.
01:12:42: Die gesundheitliche Folgen hat ja.
01:12:43: Und man hat außerdem herausgefunden, dass dieser Stresspegel der Eltern sich auch auf
01:12:48: die Kinder überträgt, da haben wir auch in der Kooperierenfolge nochmal drüber gesprochen,
01:12:52: wie das genau funktioniert.
01:12:53: Also ich muss echt sagen, hört nochmal in die Folge, wie schaffe ich, dass mein Kind
01:12:56: kooperiert, weil ich da auch nochmal genauer auf die neurologischen Begebenheiten eingegangen
01:13:01: bin.
01:13:02: Und dieses Vorwissen ist auch sehr, sehr nützlich, um das hier richtig einzuhorten.
01:13:06: Ja.
01:13:07: Und vielleicht auch nochmal auf die Gefühle begleiten Folge, weil wir da auch nochmal
01:13:09: so ein bisschen mehr auf den Einfluss von Stress generell eingehen.
01:13:12: Ja.
01:13:13: Und das ist ja eher schlecht.
01:13:15: Also führt ja dann auch eher zu psychischen Erkrankungen, wenn man so ein quasi dauerhaftem
01:13:18: Hund Stresspegel hat.
01:13:20: Ich sage es trotzdem nochmal in ganzer Kürze, wenn Eltern gestresst sind, werden Kinder
01:13:24: auch gestresst, weil die den Stress aufnehmen.
01:13:26: Ja, genau.
01:13:27: Und bei den Hartzahl gibt es weder Hinweise darauf, dass die Mütter dort an den Burnout
01:13:33: leiden, noch gibt es Hinweise darauf, dass dort irgendjemand unter einem Schlafmangel
01:13:38: leidet.
01:13:39: Es ist nämlich so, dass die zu verschiedenen Zeiten schlafen.
01:13:42: Also es ist immer ein Drittel der Gruppe wach.
01:13:44: Und das bedeutet ja auch, dass dieser ein Drittel der Gruppe der wach ist, sich um die
01:13:50: Säuglinge kümmern kann.
01:13:51: Das heißt, die anderen kriegen ihre ganz normalen Regulier an Schlafenszeiten.
01:13:54: Also fand ich auf jeden Fall spannend.
01:13:57: Und ich meine, man könnte jetzt aber auch sagen, dass die Kinder ja dann aber auch ständig
01:14:01: bei ihren Eltern sind.
01:14:02: Also die Möglichkeit haben oder dass halt immer auch Bindungspersonen quasi da sind.
01:14:07: So könnte man ja wieder sagen, ja dann stürzt das ja die Bindungspersonen.
01:14:11: Aber nicht die primäre Bindungspersonen und die drei bis vier sekundären Bindungspersonen.
01:14:16: Ja, sondern es sind viele uns.
01:14:17: Ich habe mich dann auch gefragt, was passiert, wenn dann halt zum Beispiel die Mutter stirbt
01:14:20: bei den Hartzahl oder bei den Bängen.
01:14:21: Und ich habe dazu leider keinen konkreten Bericht gefunden.
01:14:26: Aber halt Quellen, die sagen, dass in der Regel die Trauer einfacher zu bewältigen
01:14:31: ist für die Kinder, weil sie eben viele Bezugspersonen haben, die diese Trauer auch abfangen kann.
01:14:36: Ja, es ist halt genau, was passiert dann bei Trennung von der Mutter, die länger als
01:14:42: sechs Monate war, das glaube ich, ich glaube.
01:14:44: Also zumindest müssen die dann nicht in Weisenhäusern und emotional verkümmern.
01:14:49: Genau, müsste man auf jeden Fall mal untersuchen, um eine kleine Gegenstudie zu machen zu Bobby.
01:14:54: Ja.
01:14:55: Krass.
01:14:56: Okay.
01:14:57: Das ist wirklich sehr ... Also die Folge hat wirklich einiges zerrütdet.
01:15:02: Also ich würde nicht sagen, dass man jetzt alles komplett über den Haufen schmeißen muss.
01:15:05: Aber ich habe jetzt doch durchaus eine gesündere Skepsis zu diesen ganzen Annahmen, die ich
01:15:14: gemacht habe, die aus der Bindungstheorie kommen.
01:15:16: Also was würdest du jetzt am Anfang, also quasi am Anfang, habe ich dich ja gefragt,
01:15:21: was glaubst du, wie wichtig ist Bindung, was würdest du jetzt sagen?
01:15:26: Ja, ja, ich weiß es nicht.
01:15:29: Also ich gehe tendiere so ein bisschen in die Richtung, ja, Bindung, also es ist total
01:15:34: wichtig, dass Liebe voll um Wertschätzung auf Kinder eingegangen wird.
01:15:38: Es ist total wichtig, dass Kinder Respekt erfahren, es ist total wichtig, dass es Kindern
01:15:43: gut geht, dass sie genug zu essen haben und das alles so.
01:15:46: Es ist wichtig, dass Kinder gewaltfrei erzogen werden.
01:15:48: Das ist wichtig.
01:15:49: Aber was ist Bindung?
01:15:51: Ja, also ich denke, ehrlich gesagt auch, dass Bindung eigentlich gar nicht existiert.
01:15:56: Also ich denke, das wirklich, das tut mir irgendwie, das wird mir voll schwer, das zu
01:16:01: sagen, weil ich bin noch nicht da angekommen mental.
01:16:05: Also so oder vom Gefühl her bin ich noch nicht da angekommen, dass ich sagen kann, Bindung
01:16:08: existiert nicht.
01:16:09: Aber so rein rational finde ich jetzt einfach irgendwie, dass sehr vieles dagegen spricht,
01:16:13: sondern dass es eher um Beziehung geht.
01:16:15: Wollte ich nämlich gerade sagen, es gibt ja de facto, es gibt ja Beziehungen, es gibt
01:16:19: ja einfach eine Dynamik zwischen zwei Menschen und natürlich ist die wichtig.
01:16:23: Aber ich glaube tatsächlich, Bindung so, wie sie aus der Bindungstheorie kommt, das hinterfrei
01:16:28: ich jetzt einfach ganz stark, ob das so existiert, wie das dort angenommen wird.
01:16:32: Ich finde das irgendwie aber auf eine Art erleichtern, weil ich ja eh angefangen habe, so, ich weiß
01:16:37: nicht, ob das ein Podcast schon gesagt habe, aber ich fühle mich emotional und so ein bisschen
01:16:42: fühle ich mich, als hätte ich mich...
01:16:43: Also ich will mich gerade von bedürfnisorientierte Erziehung distanzieren, weil ich das Gefühl
01:16:48: habe, dass es zu dogmatisch ist und ich habe irgendwie...
01:16:51: Also auf eine Art fällt mir das jetzt auch noch mal leichter, wieso wegzugehen und quasi
01:16:56: was Neues zu entdecken oder halt mich mit neuen Dingen auseinanderzusetzen, weil ich halt...
01:17:00: Ich fand das so erschreckend, dass diese Attachment-Parenting-Bewegung von Giers, die halt so krass kritisiert
01:17:06: wurde, was ich auch schon wusste, dass die aber eigentlich eins zu eins die bedürfnisorientierte
01:17:10: Beziehung widerspiegelt.
01:17:11: Und irgendwie dachte ich, die hätte sich schon weiterentwickelt und ich weiß nicht irgendwie...
01:17:15: Ja, also ich weiß noch gar nicht, wie ich mich jetzt da fühlen soll, aber ich glaube,
01:17:20: wir können euch auf jeden Fall sagen, ihr müsst euch nicht so sehr Gedanken um die
01:17:23: Bindung eurer Kinder machen, macht euch Gedanken um die Beziehung, die ihr zu euren Kindern
01:17:27: habt und da könnt ihr auch nochmal in die "Müssen-Elter mit ihren Kindern" Spielenfolge
01:17:31: reinhören, weil wir haben da auch schon mal gesagt, es geht einfach um Authentizität.
01:17:35: Also wenn man halt eine Beziehung zu einem Menschen aufbauen will, dann muss man authentisch
01:17:39: sein.
01:17:40: Das ist ja nicht, wenn man eine Beziehung mit der Fassade von einem Mensch aufbaut,
01:17:43: mit der Wand, die dieser Mensch vor sich errichtet, mit der Rolle.
01:17:47: Und wenn ihr dann irgendwie bestimmte Dinge tut, nur weil ihr glaubt, dass sie wichtig
01:17:50: für die Bindung sind, obwohl ihr sie eigentlich nicht machen wollt, dann ist das eigentlich
01:17:53: genau schädlich für die Beziehung.
01:17:55: Und ja, also wenn man davon ausgeht, dass Bindung gar nicht existiert macht, ihr ist
01:17:59: dann ja auch so ein bisschen für eine Arsch.
01:18:01: Also...
01:18:02: Ich möchte als Schlussworte noch da lassen, ich glaube, dass diese Bindungstheorie und
01:18:07: dieses Attachment-Parenting und die bedürfnisorientierte Erziehung viele wichtige Grundsätze in die
01:18:13: Erziehung gebracht haben.
01:18:14: Ich glaube, dass aber einiges davon einfach ein bisschen in eine falsche Richtung gelaufen
01:18:20: ist, ein bisschen zu sehr in eine Richtung.
01:18:22: Und ich glaube, wir müssen jetzt insgesamt einfach das weiterentwickeln, gucken, also
01:18:28: nicht so dogmatisch drauf hängen bleiben, sondern gucken, was ist noch wichtig und was
01:18:33: kann man noch lernen aus anderen Erziehungsmethoden und das viel individueller gestalten.
01:18:39: Ja, vielleicht könnt ihr euch auch noch mitnehmen.
01:18:41: Also gerade diese bindungsorientierten Eltern schafft Sachen, die sind ja schon aus sehr
01:18:45: auf Mütter gemünzt und ich glaube auch vor allem die Mütter haben da einen starken Druck,
01:18:49: was diese Bindung angeht.
01:18:50: Ja, der wird ja gesagt, nur die Mutterbindung ist entscheidend.
01:18:53: Ja, aber gleichzeitig könnt ihr ja auch, wenn ihr jetzt auf eure Männer guckt, so sehen,
01:18:57: dass auch die Kinder eine Beziehung zu den Väter haben, obwohl die vielleicht jetzt nicht
01:19:01: so sehr sich eine Platte um die Bindung machen, weil es eben um Beziehung geht und da auch
01:19:06: vielleicht so ein bisschen loslassen und euch auch sagen, dass es zum Beispiel okay ist,
01:19:10: wenn die Kinder, also ich höre les voll oft, ja, wie kommst du damit klar, dass deine
01:19:13: Kinder lieber bei Oma und Opa sind als bei mir, wo ich mir immer so denke, ich freue mich
01:19:16: voll, dass die sich da so wohl fühlen.
01:19:19: Also diese Eifersucht abloslassen.
01:19:20: Das muss ich jetzt aber auch mal sagen, nämlich mit der Prämisse, dass es eine primäre Bindungspersonen
01:19:25: gibt und dann drei bis vier weitere sekundäre Bindungspersonen, das habe ich mich nämlich
01:19:29: immer gefragt, warum Leute Angst haben davor, davor, dass Kinder zu anderen Menschen Bindungen
01:19:33: aufbauen.
01:19:34: Ja, unter der Prämisse muss ja eine Bindung wegfallen, wenn eine neue dazu kommt.
01:19:37: Du musst ja immer kämpfen.
01:19:38: Das ist ja totaler Quatsch.
01:19:40: Und deshalb, nur damit das nicht verwirrend wird, Bindung und Beziehung.
01:19:43: Also wir benutzen jetzt Bindung als Synonym, Bindung nach der Bindungstheorie und Beziehung
01:19:50: ist so diese Beziehung zwischen Menschen, wie wir das normalerweise im Sprachgebrauch
01:19:55: gebrauchen und wir differenzieren an der Stelle jetzt dazwischen.
01:19:58: Weil das wichtig ist auch einfach.
01:20:00: Also genau, ihr müsst keine Angst davor haben, wenn eure Kinder eine Beziehung zu anderen,
01:20:05: auch zu der Erzieherin oder wenn eure Kinder sagen, wenn sie am Wochenende zu Hause sind
01:20:09: und sagen, ich will ihnen die Kita, ist das eigentlich das Schönste, was sie sagen können,
01:20:12: weil das bedeutet, dass eure Kinder dort gut aufgehoben sind, dass sie sich dort wohlfühlen
01:20:16: und das ist eigentlich super viel wert und das sagen die nie, um euch quasi weh zu tun.
01:20:21: Sondern das ist, also so, vielleicht auch diese Eifersucht einfach aufzugehen, weil die einfach
01:20:25: unnötig ist.
01:20:26: Also ihr müsst jetzt keine Angst haben, dass sie als vierte Bindungsperson von der Erzieherin
01:20:31: ersetzt wird.
01:20:32: Ja genau, nee, das passiert nicht.
01:20:34: Ja, voll.
01:20:35: Also ich hab auch eine riesige große Familie mit vielen Tanten und Onkels und ich hab die
01:20:39: alle lieb, obwohl es mehr als fünf sind.
01:20:41: Das ist crazy.
01:20:42: Okay, mein krass.
01:20:44: Also ich bin jetzt auch ein bisschen aufgewühlt davon, ich glaube ich muss das erst mal verarbeiten.
01:20:48: Ja ich auch.
01:20:49: Kommentiert gerne, was ihr davon haltet, wie ihr das seht und ja, krass.
01:20:54: Cool, bis bald.
01:20:56: Herzgut.
01:20:57: [Musik]
01:20:57: [Musik]
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